Roberta Lee 1: Das Schwert des Dschingis Khan, Earl Warren (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 07. Juni 2010 19:07
Roberta Lee 1
Earl Warren
Das Schwert des Dschingis Khan
Kelter, 2010, Taschenheft, 128 Seiten, 2,40 EUR
Carsten Kuhr
Seit gut dreißig Jahren ist er mittlerweile im Geschäft – Walter Appel alias Earl Warren kann dabei auf ein Werk von fast 1000 Titeln, zumeist im Heftromanbereich, zurückblicken und hat seine Leser dabei durchweg in seinem ganz eigenen, humorvollen Stil gut und spannend unterhalten. Als daher bekannt wurde, dass er für eine der drei im Mai bei Kelter neu gestarteten Reihen verantwortlich zeichnen würde, war die Freude groß. Wie in der ebenfalls im Mai gestarteten, inhaltlich aber enttäuschenden, Serie „David Johnson“ erwartet den Leser ein bunter Mix aus exotischen Abenteuern, geschichtlichen Rätseln und jeder Menge Action. Das kann seine Vorbilder – von Indiana Jones über „Tomb Raider“ bis hin zu „Relic Hunter“ – nicht verleugnen, will es aber auch nicht.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht einmal mehr eine umwerfende Frau. Lange rote Haare, strahlend grüne Augen, für die perfekte Modelfigur ein zu großer Busen und Beine bis ganz nach oben, dazu ein intelligenter Überflieger, spricht Roberta doch sieben Sprachen flüssig sowie diverse vergessene Idiome und weiß sich zudem ihrer Haut zu wehren. Heldinnenmaterial per Excellenze eben.
Eine problematische Kindheit mit einem Vater, der ganz in seiner Arbeit und Karriere als Archäologe aufgeh, und eine Beziehung, die abrupt endet, als ihr Geliebter in geheimen Diensten der CIA in Afghanistan verloren geht, haben die junge Frau geprägt. Begleitet wird sie auf ihren Expeditionen rund um den Erdball von einem ängstlichen, dicken Assistenten, der ihr aber treu zur Seite steht.
Im Auftaktband wird sie unfreiwillig in die letzte Ausgrabung ihres Vaters verwickelt. Dieser ist in der Mongolei auf der Suche nach dem verschollenen Grab des größten Eroberers der Menschheit, Dschingis Khan. Kurz vor der Öffnung des versteckten Mausoleums aber geschieht gar Merkwürdiges in der Wüste Gobi. Eine Wolke nähert sich gegen den Wind, eine Windhose, der drei Menschen entsteigen. Angeführt von Wan Fang, einem skrupellosen Magier und Verbrecher, und begleitet von dessen mordender Tochter sowie einem mongolischen Meisterfolterer, fordert er Professor Lee auf, ihm aus dem Grab das legendäre Schwert des Khan zu bringen. Wenn Dr. Lee nicht kooperiert, so die eindeutige, mit Opfern belegte Warnung, werden seine Mitarbeiter und seine Tochter getötet. Mehr noch, Wan Fang, der Anführer des Geheimbundes „Auge des Drachen“ beweist durch Bilokation seine Macht und lässt Roberta entführen. Im Grab des Mongolenherrschers kommt es dann zum Duell zweier ganz besonderer Kämpferinnen...
Wie schon angedeutet erwartet den Leser inhaltlich ein Mix aus bekannten Versatzstücken. Die Schatzsuche nach verschollenen Grabstätten, eine Geheimgesellschaft, die die Weltherrschaft anstrebt, ein machtbesessener Mann mit übernatürlichen Fähigkeiten, das sind altgewohnte Topics.
Was den Roman, und damit den Auftakt der Serie, lesenswert macht ist also nicht dessen Innovationspotential, sondern die gefällige Art und Weise, wie Earl Warren seine Leser und sich selbst nicht immer ganz ernst nimmt. Er neigt zu bewusst auch als Stilmittel eingesetzten Übertreibungen, unterhält humorvoll und augenzwinkernd, dabei aber auch packend und rasant. Der Amüsier-Faktor ist hoch, die sprachliche Ausführung liest sich munter und flüssig, der Inhalt lässt Spannung aufkommen und weckt die Neugier, wie es wohl weitergehen wird -- was kann man von einem Heftroman mehr erwarten?