Kull 1: Das Schattenreich (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 04. Juni 2010 22:58
Arvid Nelson
Kull 1
Das Schattenkönigreich
(Kull #1-6, 2009)
Titelbild von Will Conrad und Andy Brase
Zeichnungen von Will Conrad
Farbe von Jose Villarubia
Aus dem Amerikanischen von Bernd Kronsbein
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-367-8
Christel Scheja
Der zweite und weniger bekannte aber wesentlich früher erschaffene Fantasy-Held von Robert E. Howard war Kull von Atlantis. Bereits 1929 erschien die erste Geschichte, „Das Schattenkönigreich“, in einem Magazin, gut drei Jahre vor der ersten Story um Conan. Allerdings war dieser Held nicht so erfolgreich wie sein Nachfolger und kam deshalb nicht auf so viele Geschichte.
Kull lebt in einer Zeit, die gut zehntausend Jahre vor dem hyborischen Zeitalter angesiedelt ist. Das einst mächtige Atlantis von dem er stammt, ist in die Barbarei zurückgefallen, die Zivilisation herrscht nun in Reichen des Festlandes wie Vallusia. Trotzdem braucht es manchmal die Axt eines unerschrockenen Kämpfers, um die Menschen von Tyrannei und Grausamkeit zu befreien.
Kull, der selbst noch vor kurzen ein Galeerensklaven Vallusiens war, hat den schurkischen König gestürzt und sich selbst zum Herrscher gemacht. Alle glauben, dass der Barbar das harte Regiment seines Vorgängers weiterführen wird – aber Kull besitzt im Gegensatz zu vielen der dekadenten Menschen Vallusiens Ehre. Er weiß, dass er das Vertrauen der Menschen gewinnen muss, und das gelingt nur durch Gnadenakte. So ist er bereit, aufständischen Adligen nach seinem militärischen Sieg zu verzeihen, wenn sie sich als ehrenhafte Krieger erwiesen haben. Doch leider gehorchen ihm auch seine Verbündeten nicht immer.
Zurück in der Hauptstadt versucht er sich wie ein König zu benehmen und sich in der hohen Kunst der Diplomatie zu üben, was nicht immer einfach ist. Da ist ihm eine Einladung des Botschafters der Pikten schon lieber. Denn auch wenn ihre beiden Völker Erbfeinde sind, so verstehen sie einander in ihrer Direktheit sehr gut. Dieser Mann und sein Untergebener, Brule, öffnen ihm die Augen für eine Verschwörung, die schon lange im Herzen der Hauptstadt heranreift und nun auch auf den Palast übergreift. Ganz offensichtlich hat der noch immer sehr beliebte Schlangenkult seine Finger mit im Spiel. Kull versteht und fackelt nicht lange. Zusammen mit Brule nimmt er den Kampf gegen die Feinde, die mit Gift und Hinterlist kämpfen, auf.
Mit Arvid Nelson arbeitet ein hochkarätiger Texter an der Umsetzung der ersten „Kull“-Geschichte in eine Graphic Novel. Bekannt wurde er durch seine spannende sechsteilige Mystery-Serie „Rex Mundi“, derzeit arbeitet er auch an „Red Sonja“ mit.
„Das Schattenkönigreich“ konzentriert sich aber nicht nur auf die Action, wie man beim flüchtigen Durchblättern denken mag. In die Geschichte eingearbeitet sind auch wichtige Informationen zu Kulls Charakter und Lebensauffassung, der Kultur Vallusiens und den Mythen, die nun eine größere Rolle spielen werden. Dennoch gerät die Handlung dadurch nicht ins Stocken. Zwar mag Will Conrad dann und wann in detailreichen Landschaftsdarstellungen schwelgen, aber die Action setzt er genauso gelungen und lebendig in Szene. Und davon gibt es reichlich, denn der König muss sich immer wieder neuen Gegnern stellen, fackelt allerdings auch nicht lange, wenn er in jemandem eine Gefahr oder einen Verräter sieht.
Autor und Zeichner fangen die ganze Wucht und Stärke des vallusischen Helden ein, stellen ihn so dar, wie Howard es vermutlich heute auch tun würde. Sie verzichten darauf, ihn zu modernisieren- und das macht die Geschichte sehr atmosphärisch.
Immerhin ist die Graphic Novel weitestgehend in sich geschlossen, weist aber auch darauf hin, dass die Geschichte im Hintergrund noch weitergeht, so dass man gespannt auf den nächsten Teil warten wird.
„Das Schattenkönigreich“, der erste Band der „Kull“-Reihe, dürfte vor allem die Fans handfester aber atmosphärischer Fantasy-Action ansprechen, egal ob sie Kull bereits aus den Kurzgeschichtensammlungen kennen, die in den 1970er Jahren auf Deutsch erschienen, oder aber zum ersten Mal begegnen.