Trudi Canavan: Sonea: Die Hüterin (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 19. Mai 2010 19:28
Trudi Canavan
Sonea: Die Hüterin
(The Ambassador’s Mission)
Aus dem australischen Englisch übersetzt von Michaela Link
Titelillustration von Maximilian Meinzold
Penhaligon, 2010, Hardcover, 576 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-7645-3041- 9
Carsten Kuhr
Zwanzig Jahre sind vergangen, seitdem Sonea die schwarze Magie gemeistert und mit deren Hilfe der Angriff der Sachakaner auf Imardin abgewehrt hat. Inzwischen ist sie eine geachtete Heilerin und betreibt in der Stadt mehrere Hospitäler, in denen sie den Bedürftigen unabhängig von Stand und Reichtum Hilfe zukommen lässt.
Ihr Sohn Lorkin begleitet, gegen ihren entschiedenen Widerstand ihren alten Weggefährten Dannyl, der als Botschafter ins sachakalische Reich entsendet wird. Sonea befürchtet zurecht, dass die Familien der von ihr und Lorkins Vater getöteten Sachakaner die Gelegenheit ergreifen werden, Rache zu nehmen. Während Dannyl und Lorkin auf der Suche nach der lang vergessenen Vergangenheit und den verschollenen Erkenntnissen alter Magie die Bibliotheken der sachakanischen Adeligen durchforsten, muss sich Lorkin nicht nur vor heimtückischen Angriffen hüten, sondern auch die alltägliche Sklaverei im ihm unbekannten Reich akzeptieren und sich arrangieren.
Zur gleichen Zeit macht ein magisch begabter Dieb und Mörder Imardin unsicher. Cery, der alte Freund Soneas, verliert Frau und Kinder an den Unbekannten. Auch wenn es Sonea dazu drängt, ihrem in Gefahr befindlichen Sohn zu Hilfe zu eilen, darf sie Imardin als schwarze Magierin nicht verlassen. So begibt sie sich mit ihrem alten Diebesfreund auf die Pirsch nach einer anderen, nichtsdestotrotz gefährlichen Bedrohung anderer Art – einem Magier, der bereit ist mit seinen Kräften aus eigenem Gutdünken zu morden ...
Mit ihrer preisgekrönten Trilogie um die „Gilde der Magier“ (Deutscher Phantastik Preis 2008) und ihrem Prequel um die Magierin hat die Australierin bei uns die Buchhandlungen und die Herzen ihrer Leser im Sturm erobert. Als daher die Meldung die Runde machte, dass sich die Autorin erneut Sonea und ihrem Umfeld zuwenden würde, war die Freude bei den Fans groß. Ich selbst war ein wenig skeptisch, ob uns Leser nicht ein müder Aufguss der bekannten Handlung erwarten würde.
Um dies vorwegzunehmen, Trudi Canavan hat meine Befürchtung ad absurdum geführt und einen rundweg neuen Plot präsentiert! Geschickt lässt sie dabei altvertraute Gestalten auftreten, führt aber mit Lorkin auch einen neuen und interessanten Protagonisten ein. Geschickt variiert sie dabei die bekannten Personen. Die altvertrauten Gestalten sind gereift und gealtert, haben ihre Impulsivität ein wenig verloren und sind sichtlich von dem Erlebten und den Jahren seitdem geprägt. Dies macht sie als Handlungsträger der zweiten Reihe nur umso überzeugender, vermittelt dem Plot ein gerütteltes Maß an Authentizität.
Allerdings scheint die Lektüre der Trilogie und des zeitlich vor dieser liegenden Romans („Magie“) unabdingbar zu sein, um wirklich der jetzigen Handlung vollumfänglich folgen zu können.
Mit Lorkin hat die Autorin zudem eine ideale Wahl getroffen. Er, der Sohn der berüchtigten Dunkelmagierin und des Magiers, der sich für die Rettung seiner Heimatstadt geopfert hat, will sich selbst beweisen. Nicht länger will er nur der Sohn zweier Lichtgestalten sein, sondern auf eigenen Beinen stehen, seinen Platz in der Welt suchen und behaupten, und dabei etwas Bedeutendes erreichen. Dieser Konflikt, das Loslösen von dem übermächtig scheinenden Elternhaus, der Wunsch, selbst für seine eigenen Taten Achtung zu finden, ist gut nachvollziehbar herausgearbeitet worden.
Mit dem Wechsel der Perspektive ins bislang noch weitgehend unbekannte sachakanische Reich, das von seiner Gesellschaftsstruktur her ganz anders aufgebaut ist als Kyralia, hat Canavan die ideale Bühne für ihre weitere Handlung entworfen. Mit der Suche nach dem Mörder der Diebe bleibt gleichzeitig die Handlung in und um Imardin im Blickfeld des Lesers.
Einziges Manko des Romans ist, dass die Handlung recht lange Zeit braucht um wirklich in die Gänge zu kommen. Die Autorin nimmt sich viel Raum, um ihre Handlung auf eine solide Grundlage zu stellen, ein Fundament, auf das sie dann in der zweiten Hälfte des Bandes aufbaut, und das auch in den in Vorbereitung befindlichen restlichen Romanen der Trilogie gut zupass kommen wird.
Für alle Fans der Trudi Canavan ein Muss.