Kevin Hearne: Getrickst - Die Chronik des eisernen Druiden 4 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 09. Februar 2017 12:07

Kevin Hearne
Getrickst
Die Chronik des eisernen Druiden 4
(Tricked, 2012)
Übersetzung: Friedrich Mader
Karte: Birgit Gitschier
Hobbit Presse, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 384 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-608-96134-8 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Irene Salzmann
Nachdem sich der letzte noch lebende Druide Atticus aufgrund komplizierter Verpflichtungen mit mehreren Göttern angelegt hatte und aus den Kämpfen als Sieger hervorgegangen war, ist sein Leben keinen Pfifferling mehr wert, denn die Freunde der Getöteten sind auf Rache aus, und auch andere Gottheiten möchten diesen gefährlichen Mann loswerden. Infolgedessen fielen bereits gute Freunde von Atticus den erbarmungslosen Jägern zum Opfer.
In seiner Not sieht der Druide keinen anderen Ausweg, als den eigenen Tod sowie den seiner Schülerin Granuaile und seines Hundes Oberon vorzutäuschen. Der Trick gelingt - vorerst -, allerdings muss Atticus einen Deal mit Coyote eingehen, der im Gegenzug für seine Hilfe verlangt, dass Atticus eine Kohlemine stilllegt und den lokalen Elementargeist dazu bewegt, eine Goldader zu schaffen, durch deren Abbau die Navajos die Geldmittel erhalten, um in alternative Energiesysteme zu investieren.
Coyote wäre aber keine Trickster-Gottheit, hätte er all seine Karten auf den Tisch gelegt. Darum muss sich Atticus außerdem mit zwei Skinwalkern auseinandersetzen, die nicht nur ihr Territorium verteidigen, sondern unter dem Einfluss von Hels Zauber stehen und nach Atticus Fleisch verlangen. Obwohl er über große Macht verfügt, ist ihm die Magie der Skinwalker fremd, sodass er nicht weiß, wie er sich, seine Freunde und die Arbeiter vor diesen Angreifern schützen kann.
Bisher ließ Kevin Hearne die Probleme, denen sich Atticus stellen musste, langsam, aber thematisch konsequent eskalieren. Es fing damit an, dass er von einem ihm feindlich gesinnten Gott in seinem Versteck aufgestöbert wurde und ihn töten musste. Prompt traten andere Gottheiten und nichtmenschliche Wesen an ihn heran mit der Bitte, ihre mächtigen Widersacher aus dem Weg zu räumen. Obwohl sich Atticus nicht in private Auseinandersetzungen einmischen wollte, das daraus für ihn resultierende Unheil sehr wohl erahnend, blieb ihm doch keine andere Wahl.
Aufgrund eines Geflechts von Verpflichtungen, demnach er für die ihm gewährte Hilfe Gefälligkeiten schuldet, stahl er die goldenen Äpfel der Idun aus Asgard und tötete Thor. Seither suchen die Asen, andere Thor-Gottheiten, diverse Donnergötter und viele weitere nach Atticus, um ihn umzubringen.
Die Konsequenz aus all dem wäre gewesen, dass diese Entwicklung vorangetrieben wird und es in „Getrickst“ zu einem heftigen Kampf mit den Verfolgern gekommen wäre. Aber - nein! Stattdessen erlaubt sich der Protagonist eine Auszeit, indem er seinen Tod vortäuscht, um sich und alle, die ihm nahestehen, zu retten. Geht der Plan auf, hat er Zeit, seine Kräfte zu sammeln, sich eine Strategie zu überlegen und Granuailes Ausbildung abzuschließen, sodass auch sie sich gegen diese Gegner verteidigen kann.
Zunächst sieht es gar nicht danach aus, dass sich Atticus so einfach davonmachen kann. Zwar hat Coyote ihm geholfen, doch bezahlt er dafür seinerseits mit magischer Hilfe in einem größeren Umfang, als vereinbart. Überdies ließen sich nicht alle Gottheiten täuschen. Hel mag zwar nicht genau wissen, wer Atticus ist, aber sie ist darüber informiert, dass er dafür gesorgt hat, dass Ragnarök schneller eintritt und hätte ihn gern auf ihrer Seite. Seine Ablehnung provoziert sie, sodass sie die Skinwalker auf ihn hetzt, die ohnehin die Eindringlinge in ihr Areal hätten fressen wollen.
So muss sich Atticus mit neuen Feinden herumschlagen, was letztendlich wieder zu einer packenden Story mit einem großen Funken Humor führt, so manche Bündnisse für die Zukunft neu ordnet, aber „Getrickst“ im Endeffekt wie einen Füll-Roman wirken lässt, um den Höhepunkt oder das Serien-Ende noch etwas hinauszuschieben beziehungsweise eine bestimmte Anzahl an Bänden zu erreichen.
Man wird zwar nicht direkt enttäuscht, da das Buch spannend und witzig unterhält, aber dieses durchsichtige Manöver hätte wirklich nicht sein müssen. Schade.