Jane Austen & Seth Grahame-Smith: Stolz und Vorurteil und Zombies (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 08. Mai 2010 11:16
Jane Austen & Seth Grahame-Smith
Stolz und Vorurteil und Zombies
(Pride and Prejudice and Zombies)
Aus dem Englischen übersetzt von Carolin Müller
Heyne, 2010, Taschenbuch, 476 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-453- 53351-6
Carsten Kuhr
Jane Austins „Pride and Pejudice“ gehört unbestritten zu den Klassikern der Weltliteratur. Wenn sich nun also ein amerikanischen Autor daran macht, eben jenes Meisterwerk zu überarbeiten und mit einem phantastischen Element zu versehen, kann man sich vorstellen, wie ein Sturm des Entsetzens und der Ablehnung durch den Blätterwald der Literaturbegeisterten geht.
Die Geschichte der Bennet-Familie mit ihren heiratsfähigen Töchtern ist bekannt. Bei Seth Grahame-Smiths Version ist zwar vieles ähnlich wie im Klassiker, doch schon die Grundsituation weist einige markante Unterschiede auf. Zum Ersten ist hier zu nennen, dass England von einer Zombieplage heimgesucht wird. Wie bezeichnet der Autor die so treffend? Nachdem die Tore der Hölle geschlossen wurden, suchten die holden Verblichenen die Lebenden heim.
Nun kennen wir unsere Zombies aus den einschlägigen Filmen ja. Sie bewegen sich eher langsam, stockend, und sind auch geistig nicht eben die Agilsten. Ein einziger Biss kann dabei eine hoffnungsvolle Karriere beim Militär oder eine vielversprechende Heirat zunichte machen.
Die Bennet-Familie hat sich, anders als viele ihrer Nachbarn, auf die Bedrohung eingestellt. Der Herr des Hauses, selbst nicht unbedarft in den martialischen Künsten, hat seine Töchter bis ins ferne China geschickt, um dort die Kunst des Kampfes von einem Shaolin-Mönch, einem Meister seines Fachs, zu erlernen. In einem Pentagramm aufgestellt köpfen die Schwestern damit jede Zombie-Horde. Seine eher einfach gestrickte Frau aber sorgt sich nur darum, ihre Mädchen unter die Haube zu bringen. Als in der Nachbarschaft der junge, smarte und noch dazu begüterte Bingley einzieht, sieht sie die Chance gekommen, eine gute Partie für eine ihrer Töchter zu erreichen. Ein erster Ball führt die jungen Heiratsfähigen zusammen. Und wirklich scheint Bingley sich zu Jane Bennet hingezogen zu fühlen.
Elizabeth Bennet erweist sich als besonders begabte Schülerin mit Schwert und Dolch. Als sie die drei Meilen von ihrem Haus nach Netherfield Park wandert, um dort ihre erkrankte Schwester Jane zu betreuen, erledigt sie ganz alleine eine ganze Zombie-Horde. Der eingebildete Mr. Darcy, der bereits vorab auf einem Ball ein Auge auf Elizabeth geworfen hat (natürlich erst, nachdem der Snob sie tödlich beleidigt hatte) nutzt die Gelegenheit, um der jungen Dame seine Aufwartung zu machen. Kurz danach aber machen sich Darcy und sein Freund Bingley überraschend ins befestigte London auf. Als das Militär eintrifft, um auf den Friedhöfen der Umgebung die Särge zu exhumieren und die Leichen zu verbrennen, trifft Elizabeth auf George Wickham, der ihr davon berichtet, wie ausgerechnet der smarte und charmante Darcy seine Familie um ihr Erbe betrogen hat. Elisabeths Abneigung gegen Darcy, der versucht seinen Freund Bingley von Jane Bennet fernzuhalten, verwandelt sich in Hass. Während sie ihre Freundin Charlotte besucht, die sich aufgrund eines Zombiebisses langsam zu einen der wandelnden Toten mutiert, trifft sie auf Darcy, der ihr, noch bevor sie ihm den Kopf von seinen verräterischen Schulter schlagen kann, einen Heiratsantrag macht ...
Wie die literarische Vorlage auch geht es im Buch naturgemäß viel um große Gefühle. Es wird unbändig geliebt, vehement gehasst, es kommt zu Verwicklungen und Intrigen, dass es eine wahre Freude ist. Daneben aber, und das unterscheidet die Zombie-Version markant von ihrer Vorlage, gelingt es dem Autor diese nicht nur satirisch das Vorbild auf die Schippe zu nehmen, sondern den Leser auch mit seiner Art zu erzählen in seinen Bann zu schlagen.
Dies verdankt der Text nicht zuletzt der packenden Kampf-Schilderungen. Die Auseinandersetzungen zwischen den Beiden, die zusammen nicht kommen können (oder doch), und den Zombies lockern den Text nicht nur auf, sie heben ihn auf ein anderes, packendes Level. Das hat viel von der Art, wie uns die große Leinwand unterhält, das fesselt den Leser an die Seiten. Kein Wunder, dass sich Filmstudios und Regisseure aus aller Welt um die Rechte schlagen.
Daneben hat der Autor dem Buch liebevolle Gimmicks mitgegeben – die kongenialen Innenillustrationen sind hier ebenso zu nennen, wie der pseudowissenschaftliche Anhang und die Arbeitshinweise für angehende Abiturienten.
Wenn Sie also einmal einen Klassiker auf etwas andere, modernere Art kennenlernen möchten, so ist das ihre Chance – nutzen Sie sie, denn man weiß ja nie wann die Plage auch bei uns die Gräber öffnen wird ...