Manifest Destiny 3: Chiroptera & Carniformaves (Comic)

Chris Dingess
Manifest Destiny 3
Chiroptera & Carniformaves
(Manifest Destiny, Vol. 3, 2014/2016)
Übersetzung: Frank Neubauer
Titelbild und Zeichnungen: Matthew Roberts
Cross Cult, 2016, Hardcover, 128 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-95981-027-2

Rezension von Christel Scheja

Weiter geht es mit der eigenwilligen Neuinterpretation der historischen Expedition von Captain Meriwether Lewis und Second Lieutenant Clark, die im Jahr 1804 in Regionen Nordamerikas vorstießen, in denen noch kein Weißer gewesen war. Was also, wenn sie dort mehr als Indianerstämme und normale Tiere gefunden hätten?

 

Mittlerweile sind die Erkunder vorsichtiger geworden, denn auf der Reise den Mississippi hinauf haben sie schon so Einiges mitmachen müssen und immer wieder Männer an seltsame Kreaturen verloren, Hybridwesen aus Tier und Pflanze, die in den Menschen entsprechendes Frischfleisch sahen.

Und deshalb bleiben sie umso aufmerksamer, als sie in neue Gebiete vorstoßen. Ein Torbogen, wie den, den sie schon einmal gesehen haben, erregt ihre Aufmerksamkeit und das bringt sie in Kontakt mit einer fremden Zivilisation, die nicht so ganz von dieser Welt ist. Am Anfang gibt es Probleme, doch dann gelingt die Verständigung überraschend gut. Aber die Menschen haben auch ihre Befehle, die sie um jeden Preis ausführen müssen.

Derweil hat ihre indianische Führerin mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen, die sie als Frau gerne verborgen hätte, aber leider auf Dauer nicht kann. Und es wird immer klarer, dass sie sich bald entscheiden muss, welchem Weg sie weiter folgt, da sie auch heftige Visionen über ihre Vergangenheit heimsuchen.


Der Autor mag sich zwar auf die Aufzeichnungen der „Lewis und Clark“-Expedition berufen, was den Weg angeht und einige der Entwicklungen in der Gruppe, aber mittlerweile erlaubt er sich, eine ganz eigene Geschichte daraus zu machen. Denn gerade die „terra incognita“ erlaubt zahlreiche Möglichkeiten, nicht nur mit Horror-Themen herum zu experimentieren, sondern auch einen Schuss Science Fiction mit ein zu bringen. Denn die Wesen, denen sie diesmal über den Weg laufen, ist eine gewisse Intelligenz nicht abzusprechen. Zwar gibt es anfangs Unstimmigkeiten, aber am Ende arbeitet man doch zusammen, um einen gemeinsamen Feind zu besiegen.

Doch werden die Menschen das dann auf sich beruhen lassen? Gerade das Ende wirft interessante Fragen auf, was die Moral der Helden angeht, die ja schon zu ihresgleichen nicht gerade zimperlich sind. Das Abenteuer ist gut getaktet und wartet immer wieder mit überraschenden Wendungen auf, die der Handlung zusätzliche Würze verleihen, gerade weil die Helden diesmal nicht nur gegen geistlose Monster kämpfen müssen, die sie nicht verstehen können. Das Grauen bleibt natürlich, noch immer überwiegt der Horror.

Im dritten Band von „Manifest Destiny“ gibt es einmal nicht nur handfesten Horror, sondern auch einen guten Schuss Science Fiction, als man auf ein Volk stößt, das gar nicht einmal so dumm ist. Ein Erstkontakt mit Folgen, der dem Geschehen noch einmal einen ordentlichen Schub gibt und die Handlung erst einmal umso unvorhersehbarer macht.