Outcast 3: Gott gab uns ein Licht (Comic)

Robert Kirkman
Outcast 3
Gott gab uns ein Licht
(Outcast by Kirkman & Azaceta, Vol. 3: This Little Light, 2016)
Übersetzung: Jacqueline Stumpf
Titelbild und Zeichnungen: Paul Azaceta
Cross Cult, 2016, Hardcover, 160 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-86425-806-0

Rezension von Christel Scheja

Es scheint in Mode gekommen zu sein, sich die Comic-Serien genauer anzuschauen, die unter den Fans Kult-Status genießen, um sie dann auch gleich in die entsprechenden Fernsehserien umzusetzen. „Outcast“ gehört dazu, schwimmt aber bewusst nicht auf der Zombie-Welle mit, sondern wendet sich einem klassischeren Horror-Thema zu, schließlich kann das Böse auch mit ganz anderen Gesichtern auftreten.

 

Reverend Anderson ist froh, Kyle Barnes an seiner Seite zu wissen, seit sich gezeigt hat, dass seine Fähigkeiten nicht mehr ausreichen, das Böse aus den Menschen zu vertreiben. Vor allem seit er dem Teufel selbst ins Gesicht sehen dürfte.

Doch von dieser Begegnung hat er Kyle bisher noch nichts erzählt, haben sie doch gerade mit einem besonders schweren Fall von Besessenheit zu kämpfen, der den jungen Mann auch noch persönlich betrifft - handelt es sich bei dem Opfer doch um seine eigene Schwester.

Während des Kampfes mit der Dunkelheit akzeptiert Kyle endlich seine Fähigkeiten und blockiert sich nicht länger selbst, auch wenn er ein Unglück erst einmal nicht verhindern kann. In der Folge kommt noch dazu, dass sein Vertrauen in Anderson erschüttert wird und das zu einem Bruch zwischen ihnen führt. Etwas, was gefährlich werden kann, wenn der Teufel selbst ein Auge auf den jungen Mann geworfen hat.


Der dritte Band spinnt die Geschichte um Kyle Barnes gekonnt weiter. In dem Maße, in dem er seine Fähigkeiten zu verstehen lernt und diese erweitert, erhalten auch die Leser langsam immer mehr Einblick in seine Vergangenheit und sein Vorleben. Die Figur wird dadurch runder und interessanter. Und auch um ihn herum tut sich Einiges, von dem er nur Bruchstücke ahnen kann, während er weiter um das Seelenheil seiner Schwester und anderer hilfesuchender Menschen kämpft. Diese Kämpfe mit den Dämonen mögen vordergründig für Action sorgen, die wahre Spannung aber entsteht durch die Entwicklungen im Hintergrund. Ist der blonde Mann mit dem Hut wirklich ein Teufel? Was hat Reverend Anderson Kyle alles noch beschrieben? Und was ist eigentlich ein „Outcast“? Weswegen fürchten die Bösen Kyles Anwesenheit? Diese Fragen harren noch ihrer Antwort und machen neugierig auf die Fortsetzung, da der Band zudem noch mit einem bösen Cliffhanger endet.

Die Künstler bieten auch diesmal wieder ein dramatisches Abenteuer, in dem vor allem die Menschen im Vordergrund stehen. Der Sieg über das Böse ist niemals vollkommen, sondern ein leidenschaftliches Ringen um die Seelen der Menschen, ein Spiel, das auch Kyle schon aus seiner Vergangenheit kennt. Die Geschichte wird in dunklen Farben und rauen Zeichnungen erzählt, die für die passende schmutzige Atmosphäre sorgen und so den Lesegenuss noch intensiver machen.

„Gott gab uns ein Licht“ mag zwar ein kryptischer Titel sein, aber passt durchaus zu der Serie „Outcast“, die ihren Kult-Status durchaus verdient, werden doch die alten Klischees gelungen und abwechslungsreich variiert oder neu interpretiert. In den Grauzonen zwischen Gut und Böse bewegen sich zudem sehr menschliche Charaktere, die immer für eine neue Überraschung gut sind, und eine Geschichte schaffen, die noch lange nachwirkt.