Matthew Reilly: Der fünfte Krieger (Buch)

Matthew Reilly
Der fünfte Krieger
(The Five Greatest Warriors)
Aus dem australischen Englisch übersetzt von Sepp Leeb
List, 2010, Hardcover, 508 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-471-30011-4

Carsten Kuhr

Die Wiederkehr des Dunklen Sterns bedroht alles Leben auf der Erde. Vor Urzeiten hat eine verschwundene Hochzivilisation eine Apparatur geschaffen, mit deren Hilfe der drohende Weltuntergang verhindert werden kann. Nur das Auffinden von sechs sorgfältig verborgenen hängenden Pyramiden und das zeitgerechte Einsetzen von quaderförmigen Diamanten in diese kann das Unheil, das der Menschheit droht, verhindern. Damit die Sucher nicht ganz selbstlos handeln müssen, erwartet denjenigen, der die jeweilige Säule erweckt und einsetzt, ein besonderes Geschenk.

Die versprochene Macht und das Wissen, das die Kristalle in sich bergen, rufen verschiedenste Glücksritter auf den Plan. Statt dass alle an einem Strang ziehen, um das Leben wie wir es kennen zu retten, stehen aber einmal mehr Habgier und persönliches Machtstreben im Vordergrund. Verschiedenste Gruppe beteiligen sich am Wettrennen um die Säulen, Organisationen, die ganz unterschiedlichste Motive antreibt.

Während Jacks Vater sich, unterstützt durch die europäischen und arabischen Königshäuser, zum Alleinherrscher der Erde aufschwingen will, suchen die Gefolgsleute des japanischen Tenno die Schmach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg dadurch zu tilgen, dass sie die dunkle Sonne und mit dieser den Untergang willkommen heißen. Sie stellen sich allen Rettungsbemühungen aktiv in den Weg.

Auf der Suche nach den Säulen gilt es dieses Mal, die verschollenen Gräber Dschinghis Khans und Jesus von Nazareth zu finden, und den Anschlägen einer dritten Gruppierung zu entgehen.

Der letzte russische Zarenabkömmling, ein skrupelloser Ex-KGB-Agent, erweist sich dabei als tödliche Gefahr. Als alle Hoffnung schon verloren scheint, greift Jack tief in seine Trickkiste und setzt sich mit einem tollkühnen Manöver doch noch an die Spitze der Jäger – bis ihn die Liebe zu seinen Freunden ausbremst. Doch selbst wenn er abgeschlagen im Rennen um die Zukunft der Menschheit zurückliegt, gilt für Jack eines – der fünfte Krieger gibt nicht auf – niemals ...

Was mit dem „Das Tartarus-Orakel“ begann und seine Fortsetzung in „Die Macht der sechs Steine“ fand, das wird in vorliegendem Band abgeschlossen. Wie von Matthew Reilly gewohnt, wartet wieder eine Achterbahnfahrt voller Action und Gewalt auf den Leser. Reilly, unbestritten der König des Action-Thrillers, geht auch vorliegend wieder in die Vollen. Da werden Menschen jahrelang in einer konservierenden Flüssigkeit in Glastanks eingeschlossen und gefoltert, machen sich seine Helden auf die Suche nach den verschollenen Ruhestätten Dschinghis Khans und Jesus' und fliegen die Kugeln, dass es eine Freude ist.

Natürlich bleibt die Logik dabei nicht nur ab und zu auf der Strecke, ist das Gebotene oftmals an den Haaren herbeigezogen und widerspricht jeglichem Realitätsbezug.

Aber genau das ist es doch, was die Fans und Leser bei Reilly suchen. Romane, in denen Menschen über sich hinauswachsen, in der die Bösen noch abgrundtief schlecht und teuflisch agieren, die Guten, auch wenn sie bluten müssen, ja es herbe Verluste zu betrauern gilt, immer noch eine weitere Chance bekommen. Dass Jack im Finale triumphieren wird ist selbstverständlich, das wie ist, insbesondere angesichts der übermächtig scheinenden Gegner und des verlorenen Wettlaufs, das Interessante.

Geschickt mischt der Autor dieses Mal wieder geschichtliche Bezüge mit seinen packend aufgezogenen, zum Großteil martialisch ausgestalteten, Kämpfen. Da fließt literweise Blut, werden Augen ausgestochen, Gesichter weggesprengt und Körper zerquetscht.

So manches Mal verlaufen Hinweise (aber auch Handlungsansätze) im Sande, ich denke hier insbesondere an die einige Male angesprochene katholische Kirche und ihre schlagkräftigen Jünger, die dann aber spurlos in der Versenkung verschwinden. Hier hat der Leser etwas Mühe, den Wendungen zu folgen.

Mit vorliegendem Roman hat Reilly Neuland betreten. Nicht nur, dass er einem Einzelroman („Das Tartarus-Orakel“) eine Fortsetzung folgen ließ – Reilly griff ja schon mehrfach bekannte Protagonisten nochmals auf – sondern, dass er mit „Die Macht der sechs Steine“ ein Buch vorlegte, das in sich nicht abgeschlossen war, das mitten in der Handlung abbrach und der Leser gut ein Jahr warten musste, bis der letzte Cliffhanger aufgelöst wurde, das hat ein wenig für Unmut gesorgt.
Statt einen voluminösen Ziegelstein vorzulegen, wird zweimal abkassiert sagen die Kritiker, die Fans behaupten, dass dafür doppelte Lesefreude und Spannung auf den Käufer wartet.

Bei aller Begeisterung, mit der ich Reillys Romane lese, und bei Reilly muss man die Logik ausschalten, ist es von vornherein klar, dass stereotype Figuren und übermäßige Gewalt auf einen warten, wurde es selbst mir so manches Mal ein wenig zu viel. Gar zu übermächtig schienen die mannigfaltigen Cliffhanger zu sein, zu einfach die Art und Weise, wie sich unser Held aus diesen herauswand, und das Auffinden des Grabes Christi blieb letztlich ein Fremdkörper im Text.

Auch darf angemerkt werden, dass Matthew Reilly dem Leser und sich selbst die Auflösung, wer hinter dem Bau der Maschine, die letztlich aktiviert wird, steckt, was mit dem verschollenen Volk geschah, schuldig bleibt.

Insoweit zwar gewohnt bombastische Action, rasante Fights und jede Menge Geheimnisse satt, aber sicherlich nicht Reillys bestes Buch.