Lilith Saintcrow: Schattenjagd - Jill Kismet 2 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 17. Juli 2016 11:23
Lilith Saintcrow
Schattenjagd
Jill Kismet 2
(Hunter’s Prayer)
Überetzung: Nadine Mannchen
Titelillustration von iStock
Lyx, 2010, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 394 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8307-0
Von Irene Salzmann
Jill Kismet ist die Jägerin von Santa Luz. Ihre Aufgabe besteht darin, die Menschen ihrer Stadt vor Höllenbrut, Sorrows, Tradern und anderen magischen Übeln zu bewahren. Dass sie die gefährlichen Kämpfe relativ unbeschadet übersteht, verdankt sie nicht nur einem harten Training sondern auch einer Narbe am Handgelenk, die von dem mysteriösen Perikles stammt und sie mit schärferen Sinnen, zusätzlicher Kraft und magischer Energie ausstattet. Im Austausch dafür muss sie ihm jede Woche eine Stunde ihrer Zeit schenken - sehr zu ihrem Verdruss und dem ihres Lovers Saul Dustcircle, ein Werpuma.
Eine unheimliche Mordserie erschüttert seit geraumer Weile Santa Luz: Irgendjemand tötet junge Prostituierte und weidet sie regelrecht aus. Allen Opfern gemein ist, dass sie schwanger waren. Doch wer oder was begeht solche Grausamkeiten und warum? Eine alte Feindin scheint mehr zu wissen, doch statt mit Melisande Belisa zu sprechen, gibt Jill ihrem Hass nach und schlägt die Mörderin ihres Mentors und früheren Gefährten Michail in die Flucht.
Als Jill das Puzzle Stück für Stück zusammenzusetzen beginnt, bittet sie Perry, Melisande aufzustöbern und zu ihr zu bringen, denn es fehlen noch einige entscheidende Antworten. Das Treffen endet in einem Desaster mit womöglich tödlichem Ausgang für Jill, denn der Feind benötigt sie für einen ganz bestimmten Zweck…
Die sechsteilige Serie „Jill Kismet“ - in Deutschland sind leider nur die ersten vier Bände erschienen - gehört zu den besseren Titeln innerhalb der Horror/Romantic Mystery-Sektion von Lyx. Die Autorin schafft es, vor einem bedrohlich wirkenden Hintergrund interessante Charaktere agieren zu lassen, an deren Schicksalen man Anteil nimmt. Im Vordergrund steht die spannende Handlung, ein magischer Kriminalfall, der dankenswerterweise nicht ständig aufgeweicht wird von erotischen Szenen zu den unpassendsten Gelegenheiten (wie dies bei vielen Lyx-Titeln der Fall ist). Tatsächlich kommt die Geschichte sogar ganz ohne romantisches Gesäusel und deftigen Sex aus, da die Protagonisten, ganz realistisch, genug damit zu tun haben, am Leben zu bleiben.
Die Titelheldin ist die unumstrittene Hauptfigur, aus deren Sicht die Ereignisse geschildert werden, wobei sie hin und wieder den Leser direkt anspricht. Wie es ihr Job verlangt, ist sie eine knallharte Frau. Das Leben hat sie gezeichnet und zu der gemacht, die sie nun ist. Im Kampf gegen die Mächte der Hölle darf sie keine Gnade kennen. Lilith Saintcrow lässt sie wie eine Mischung aus Solomon Kane und Wolverine“erscheinen, und winzige Anspielungen lassen den Schluss zu, dass die Comic-Titel der Autorin bekannt sein dürften.
Jills Gefährte Saul bleibt bescheiden im Hintergrund, und auch Perry, der sein Geheimnis, welche Art Höllenbrut er ist, nicht preisgibt, hat bloß geringe Handlungsanteile. Beide helfen Jill; der eine, weil er sie liebt, der andere, weil er Pläne hat, für die er sie braucht. Dass Perry seine eigenen Ziele verfolgt, ist Jill klar, und sie misstraut ihm. Eigentlich wartet sie nur darauf, dass er ihr einen Grund liefert, ihn zu töten. Dementsprechend harsch ist ihr Umgangston, und sie fügt ihm immer wieder Verletzungen zu, die ein Mensch nicht überlebt hätte. Dieses Verhalten wirkt übertrieben, die reichliche Gewalt-– Höllenbrut hin, Sorrows her - dient rein dem Selbstzweck, und das ist der dicke Minuspunkt der Serie.
„Schattenjagd“, der zweite Band der „Jill Kismet“-Reihe, bietet spannenden Horror pur ohne Romantik-Gedöns, aber dafür mit sehr viel Gewalt - für eine reifere Leserschaft.