Perry Rhodan 1: Die Kartografen der Unendlichkeit (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 30. Juni 2016 11:00
Kai Hirdt
Perry Rhodan 1
Die Kartografen der Unendlichkeit
Titelillustration und Zeichnungen von Marco Castiello
Cross Cult, 2016, 112 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-86425-835-0
Von Christel Scheja
„Die Kartografen der Unendlichkeit“, der erste neue „Perry Rhodan“-Comic aus deutscher Feder (aber mit der Beteiligung erfahrener US-amerikanischer Künstler), erschien bereits in drei Heften, die auch im Zeitschriftenhandel erhältlich waren. Nun gibt es einen Sammelband in einem edlen Hardcover mit neuem Titelbild.
Das hantelförmige Generationenraumschiff „Sol“ wurde in eine ferne Galaxis verschlagen und scheint keine Chance mehr zu haben, nach Hause zu finden, Nur gut, das Perry Rhodan, der unsterbliche Terraner, mit seinen Freunden und vielen Mutanten an Bord ist, so dass die Hoffnung nicht all zu schnell schwindet. Gemeinsam versuchen sie nun, im Jahr 3540 einen Weg nach Hause zu finden und scheinen ihn in einer riesigen Raumstation gefunden zu haben. Dort aber tobt ein erbitterter Kampf der Völker, in den sie gegen ihren Willen verwickelt werden.
Schon bald müssen sie sich für eine Seite entscheiden, doch wählen sie wirklich die richtige, wenn sie einer verfolgten und verletzten Außerirdischen helfen, deren Absichten ihnen auch nicht ganz so klar sind und die, wie sie später erfahren, zu einer geächteten Spezies gehört? Und vor allem: Wird die Besatzung der „Sol“ das Eingreifen in den Krieg dadurch wirklich den legendären „Kartografen der Unendlichkeit“ näherkommen, die die entscheidenden Informationen haben?
Man merkt schon, dass die neue Serie einen ganz anderen Ton anschlägt und bewusst sehr amerikanisch wirkt. Vorbei ist es mit der deutschen Spießigkeit, vor allem die Frauen dürfen in sexy Outfits durch die Gegend laufen und dabei als Augenweide dienen, wenn inzwischen auch politisch korrekt und mit einer passenden Begründung für ihr Verhalten, das aber trotzdem nichts an ihren Fähigkeiten schmälert.
Es gibt so viele Helden, dass Perry Rhodan gar nicht einmal so sehr im Mittelpunkt steht, präsenter ist da schon Gucky, der aktiv in die Handlung eingreift, sich aber gelegentlich auch für einen Scherz nicht zu schade ist. Allerdings bleiben sie, wie auch die anderen Figuren relativ blass, weil ihre Charaktere nur angerissen werden. Kai Hirdt bemüht sich, das richtige „Perry Rhodan“-Feeling aufkommen zu lassen, und er macht schon Abstriche, um den alten Mief aus den Gängen des Generationenschiffs zu vertreiben. Ältere Leser werden feststellen, dass ihr Held lange nicht mehr so agiert wie noch vor zwanzig Jahren, als die Abenteuer mit der „Sol“ spruchreif waren, sondern mehr wie der moderne Held, der viel mehr nachdenkt und diplomatischer handelt.
Was der Sammelband vermittelt ist daher ein differenziertes Bild: Altgediente Fans müssen sich an einen modernen Rhodan gewöhnen, während jüngere Leser und Neueinsteiger mit einer Welt in Berührung kommen, die ihnen fremd bleiben dürfte, weil ausgerechnet die vorangestellten Erklärungen fehlen, die den Einstieg einfach machen.
„Die Kartografen der Unendlichkeit“ entstaubt die „Perry Rhodan“-Serie in Comic-Form gründlich, schafft es aber vermutlich nicht, altgediente Fans und Neueinsteiger auf Dauer zu fesseln, erstere, weil ihnen die vertrauten Figuren für diese Epoche viel zu fremd wirken dürften, letztere, weil sie doch nicht das Grundwissen besitzen, das jeder Fan des „Erben des Universums“ zumindest in Grundzügen besitzen sollte.