Spawn Original Collection 6 (Comic)

Todd McFarlane
Spawn Original Collection 6
(Spawn 63-75, 1997/1998)
Aus dem Amerikanischen von Bernd Kronsbein
Titelillustration von Clayton Crain
Zeichnungen von Todd McFarlane, Greg Capullo u.a.
Panini, 2015, Hardcover, 340 Seiten, 29,99 EUR, ISBN 978-3-95798-223-0

Von Irene Salzmann

Einmal mehr muss Al Simmons feststellen, dass die höllischen Kräfte, mit denen er als Spawn ausgestattet wurde, stets für Überraschungen gut sind. Nachdem er von Chapel ermordet worden war, schloss er einen Pakt mit dem Teufel, um zu seiner Frau Wanda zurückkehren zu können, aber der Handel hatte einen Haken: Al kehrte als lebender Leichnam zurück und kann in dieser Form niemals Wanda gegenübertreten. Und jetzt, ganz unverhofft, sind sein Gesicht und Körper unversehrt!

 

Al sieht die Chance gekommen, das Leben, das ihm, wie er meint, von seinem Freund Terry Fitzgerald gestohlen wurde - er hat Wanda geheiratet und mit ihr eine Tochter, Cyan -, zurückzufordern. Obwohl Terry weiß, wozu Al geworden ist, weigert er sich, einfach das Feld zu räumen, und damit endet auch ihre Allianz gegen Jason Wynn, der den Mord an Al in Auftrag gegeben hatte und für zahlreiche weitere Verbrechen verantwortlich ist.

Daraufhin knöpft sich Al trotz Cogliostros Warnungen, dass er damit der Hölle nur in die Hände spielt, Wynn selbst vor und versucht, ihn einzuschüchtern. Wynn indes weiß nicht, wer hinter der Maske von Spawn steckt und hat schnell wieder Oberwasser, nachdem er mit dem Leben davonkommt.

Damit endet Als scheinbare Glückssträhne auch schon wieder. Er verwandelt sich erneut in eine Leiche und zieht sich frustriert zurück, um mit seinem Schicksal zu hadern. Aufgrund dessen dauert es eine Weile, bis er begreift, dass sich in den Gassen, die zu seiner Heimat wurden, etwas Gefährliches zusammenbraut. Um ihn zu retten, wendet sich Cogliosto an die Ex-Cops Sam und Twitch und versucht, ihnen begreiflich zu machen, dass nicht Spawn der Böse ist, sondern er benutzt wird und dass ihre Pfade miteinander verknüpft sind.

Auch zwischen Cyan und Spawn besteht eine mysteriöse Verbindung. Immer öfter zeigt das Kind Verhaltensauffälligkeiten, die sich Wanda nicht erklären kann und die von Mal zu Mal beunruhigender werden…


Nach dem Cliffhanger, mit dem der vorherige Band endete, geht es in „Spawn Original Collection“ 6 nahtlos weiter. Al hinterfragt nicht lange, warum er plötzlich wieder seine menschliche Gestalt hat, sondern sieht sich am Ziel seiner Wünsche: Endlich kann er sich Wanda offenbaren und das Leben führen, das er verloren glaubte. Aber die Hölle schenkt nichts, und so entpuppt sich die Wandlung schon bald als böser Scherz, und Al muss alle Hoffnungen aufgeben.

Vergeblich versucht Cogliostro immer wieder, Al zu warnen, dass es hier nicht um ihn geht, sondern wichtigere Dinge auf dem Spiel stehen, nämlich die drohende Auseinandersetzung zwischen Himmel und Hölle, bei der Spawn das Zünglein an der Waage sein kann. Dass dieser das nicht kapieren will, weil er zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, zieht sich mittlerweile unverändert durch 75 Einzelhefte, und als Leser wird man der Sache langsam überdrüssig, weil trotz reichlicher Action und Splatterei die Handlung letztendlich auf der Stelle tritt.

Zum Glück geben Sam und Twitch neue Impulse, denn durch Cogliostro werden sie stärker in die Ereignisse involviert. Nicht nur erfüllen sie mehr oder minder willig die ihnen zugedachten Rollen, sondern sie sorgen auch für etwas auflockernde Situationskomik in der ansonsten durchweg düster-brutalen Storyline.

Auch was mit Cyan passiert, macht neugierig. Das kleine Mädchen kennt Spawn und ist durch die ‚Schnullerkette‘ - ursprünglich handelte es sich um einen Schnürsenkel, mit dem einer der Obdachlosen Spawns Gesichtswunde vernähte, die ihm von Batman (in einem Crossover) beigebracht worden war - noch stärker mit ihm verbunden. Sie spürt, wenn es ihm schlecht geht und er sich in Gefahr befindet. Darüberhinaus gibt es einige weitere überraschende Enthüllungen, ein alter Feind taucht wieder auf, und neue Angreifer treffen mit Spawn zusammen. Dann wäre da noch das Geheimnis einer ganz speziellen Gasse - aber zu viel möchte man nicht verraten.

Die Zeichnungen sind, wie man es von Greg Capullo gewohnt ist, sehr detailreich und dynamisch - wie aufwändig, das sieht man vor allem im beigefügten Galerie-Teil bei den nicht kolorierten Illustrationen. Ein wahrer Augenschmaus!

Auch wenn das große Ganze der Story kaum vorankommt, teils auch und gerade wegen der vielen kleinen Kämpfe, die Spawn bestreiten muss, will man keinen Teil missen. Dem Puzzle werden stets neue Stücke hinzugefügt, die Tragödien rühren, das Duo Sam und Twitch ist einfach klasse (kein Wunder, dass sie eine Weile ihre eigene Serie hatten!), und die Zeichnungen sind grandios. Dennoch wird es langsam Zeit, dass der Titel-Anti-Held seine Krisen in den Griff zu bekommen versucht, damit er sich weiterentwickeln kann, und sowohl Himmel als auch Hölle, die beide nicht ‚gut‘ sind, in ihre Schranken verweist zu Gunsten der Erdbewohner.