Jordskott - Die Rache des Waldes - Season 1 Box (DVD)

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Kategorie: Rezensionen

Veröffentlicht: Montag, 13. Juni 2016 20:33

Serien aus Skandinavien, die zu uns gelangen, sind vor allem eines: Kriminalgeschichten, in denen auch die Ermittler schnell in die Probleme involviert werden, die Täter und Opfer miteinander hatten, weil diese auf die ein oder andere Weise auch ihr Privatleben beeinflussen. Selten durchbrechen diese Serie die Genre-Grenzen wie in diesem Fall. Denn „Jordskott - Die Rache des Waldes“ mag zwar mit den üblichen Morden beginnen, ist aber weitaus mehr.

Eigentlich hat sich Kriminalkommissarin Eva Thörnblad geschworen niemals wieder in ihren Heimatort zurückzukehren, in dem vor sieben Jahren ihre Tochter Josephine spurlos verschwunden ist. Zwar wurde damals angenommen, dass das Mädchen ertrunken ist, aber irgendwie wird sie jetzt und hier das Gefühl nicht los, dass die Kleine doch immer noch lebt.

Nun ist ein kleiner Junge unter ähnlichen Umständen in Silverhöjd verschwunden und sie macht sich daran, in dem Fall auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei stößt sie im Wald zwar nicht auf das Kind, jedoch auf ein junges Mädchen, das sie sehr stark an Josephine erinnert und eine ähnlich enge Verbindung zum Wald hat, wie es Eva von ihrem eigenen Vater kennt, der erst kürzlich verstorben ist und zuvor ein großes Unternehmen im Holzhandel besessen hat.

Auch wenn sich die örtliche Polizei immer wieder querstellt und Mithilfe verweigert, ihr von anderer Seite gedroht wird, gibt die junge Frau nicht auf, tiefer in das Geheimnis einzutauchen, das sie persönlich so sehr betrifft. Dabei stößt sie nicht nur auf jede Menge von vertuschten Verbrechen, in die auch ihr Vater verwickelt war, sondern auch auf alte Legenden um einen Pakt, den einer ihrer Vorfahren schloss, aber auch zahlreiche Volksmythen, die so manch ein seltsames Geschehen erklären könnten.

Und schließlich muss sie trotz ihres rationalen Verstandes eingestehen, dass nicht alles auf einen fassbaren Täter zurückgeführt werden kann, sondern auch einen übernatürlichen Hintergrund hat. Erst wenn sie bereit ist, sich dem zu öffnen, was sie in Wirklichkeit umgibt, ja dann könnte sie vielleicht eine Lösung finden…

Wie jede skandinavische Serie schreitet auch „Jördskott - Die Rache des Waldes“ zunächst eher behäbig voran. Die Macher nehmen sich Zeit, die Figuren und deren Netzwerke einzuführen, das Setting aufzubauen und die ersten interessanten Details einfließen zu lassen.

Die Natur ist diesmal allerdings nicht nur schön anzusehende Kulisse, sondern hat durchaus ihren Anteil an der Handlung, wie sich nach und nach zeigt. Bis dahin kann man die düsteren Landschaften genießen, die dem Szenario eine unverkennbare Note verleihen, nach und nach aber auch unheimlicher werden. Übernatürliche Elemente bleiben bewusst verhalten; zwar sieht man gelegentlich etwas durchs Bild huschen, aber sich vorzustellen, was das sein könnte - das überlässt die Serie ganz der Phantasie des Zuschauers, gibt nur Hinweise durch die Mythen und Sagen, die Märchen und Geschichten, die als Volksgut immer wieder erwähnt werden.

Gerade in den ersten Folgen plätschert das Geschehen mehr oder weniger dahin; die Heldin trudelt von einer Mauer zur anderen und weiß nicht, wo sie anfangen sollte, ein Loch hinein zu klopfen, um mehr zu erfahren. Erst mit der Zeit nimmt die Spannung zu, denn gerade wenn die ersten Geheimnisse ans Licht kommen, macht die Handlung einen deutlichen Fortschritt. Action wird dabei eher verhalten eingesetzt, markiert oft erschütternden Wendepunkte oder schreckt den Zuschauer bewusst aus den Gedanken. Die Kameraführung ersetzt Spezialeffekte und Monster-Modelle. Gerade der Verzicht darauf macht die Serie nicht nur realistisch, sondern auch unheimlicher und rätselhafter, als wenn man die mythischen Wesen auf dem Silbertablett serviert bekäme.

Die Geschichte setzt im Grunde vor allem auf die Interaktion zwischen den Figuren, die ihr Wissen natürlich nur zögerlich preisgeben und sich dabei äußerst ungern in den Strudel der Ereignisse ziehen lassen. Letztendlich kann aber keiner der wichtigen Charaktere ungeschoren davon kommen, wenn es darum geht, das Problem zu lösen und die Kinder zurückzuholen. Zum Ende hin verbinden sich die einzelnen Handlungsebenen und Hinweise zu einem komplexen Hintergrund, der so Manches aufdeckt und die wahren Verbrechen und Grausamkeiten enthüllt, die im Schatten der Bäume geschehen sind. Am Ende mag zwar für alles eine Lösung gefunden sein, der Zuschauer bleibt aber trotzdem ernüchtert und nachdenklich zurück.

Alles in allem muss man schon ein wenig Geduld mit der Serie haben und sich auf die langsame, oft auch unterkühlt wirkende Erzählweise der Skandinavier einlassen können. Ist das der Fall bekommt man einen Mystery-Thriller serviert, dem das Unerklärliche einen besonderen Zauber verleiht und gleichzeitig die Krimi-Unterhaltung bietet, die man kennt.

Der Genre-Fan wird vermutlich enttäuscht sein, dass die übernatürlichen Elemente nicht deutlicher in Erscheinung treten, dafür aber eher familiäre und menschliche Probleme im Mittelpunkt stehen.

„Jordskott - Die Rache des Waldes“ ist eine Geschichte, die es in sich hat, auch wenn man ihr das zunächst nicht ansieht. Wer aber Krimis aus dem hohen Norden mag und auch gegen einen Hauch Mystery nichts einzuwenden hat, kann durchaus seinen Spaß an der Serie haben, die zwar nur langsam in Gang kommt, dann jedoch richtig loslegt.

DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (16:9 anamorph)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, schwedisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: deutsch, englisch

DVD-Extras:
Hinter den Kulissen, Interview

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