phantastisch! Ausgabe 62 (Magazin)

phantastisch! Ausgabe 62
Titelbild: Arndt Drechsler
Atlantis, 2016, Magazin, 72 Seiten, 5,30 EUR (auch digital erhältlich)

Von Christel Scheja

Die „phantastisch!“ ist nicht an aktuelle Themen gebunden, auch wenn die Macher schon darauf achten, dass die Artikel und Rezensionen durchaus das ansprechen, was eine gewisse Anzahl an Lesern interessiert. Aber man macht sich nicht vom Massengeschmack abhängig, was dafür sorgt, dass keine Ausgabe wie die andere ist.

 

Das beweist auch die 62. Ausgabe, die neben Interviews mit Gregory Benford, Elja Bonetti und Daniel Suarez mit vielen sehr unterschiedlichen Artikeln aufwartet. „Vergessene Welten“ etwa erinnert an lesenswerte Einzelbücher und Serien aus dem Bereich der Alternativwelt-Romane, die zur Zeit ihres Erscheinens durchaus für Furore sorgten, inzwischen aber schon längst vergessen sind. Dabei kommen sehr interessante Titel ans Licht. Andere erinnern an Hansrudi Wäscher, der vor allem der Generation 60+ mit seinen Piccolo-Comics noch ein Begriff sein dürfte, ein anderer an das Unikum und Multitalent Holger Much. Und auch der im Frühjahr verstorbene David Bowie findet seinen Platz in der Ausgabe. Dann zieht Jan Niklas Meier Vergleiche zwischen „Game of Thrones“ und dem historischen Mittelalter und beschäftigt sich zugleich mit der Frage, was die Menschen eigentlich an den Romanen von Martin und der Serie interessiert, die nur einige Aspekte der Vergangenheit aufgreift, aber lange nicht jedes Detail. Ergänzt wird die Zusammenstellung durch die üblichen Rubriken wie Rezensionen und die Kurzgeschichte „Fragmente aus den Notizen eines toten Mykologen von Jeff VanderMeer.


Im Gegensatz zu anderen Magazinen bieten die Interviews hier ein weit größeres Spektrum an Fragen und Antworten, was daran liegen mag, dass Autoren und Künstler immer gerne aus dem Nähkästchen plaudern, weil sie weniger Gelegenheit bekommen, etwas zu erzählen als etwa Schauspieler oder Regisseure. Und man merkt, dass die Fragesteller sich ausgiebig mit der Person und ihrem Werk beschäftigt haben und deshalb auch durchaus Dinge wissen wollen, die oft nur Fans interessieren. Das macht die Gespräche aber umso abwechslungsreicher.

Besonders gelungen ist der Artikel über „Game of Thrones“ und das Mittelalter - gerade wenn man sich nicht so stark mit der Epoche beschäftigt hat, so öffnet er in Details doch das Auge und regt zum Nachdenken an. Und welchen Eindruck David Bowie bei Fans, Machern und überhaupt in der phantastischen Szene hinterlassen hat, ist auch deutlich in dem dazugehörigen Artikel spürbar, der die enge Verbindung des Künstlers mit derselben noch einmal Revue passieren lässt.

Etwas schwerer verständlich, vielleicht weil auch ein wenig speziell für die jüngere Generation, ist der Artikel über Hansrudi Wäscher, auch wenn sich der Autor bemüht, Interesse zu wecken. Aber letztendlich lässt sich wohl nicht leugnen, dass viele der Piccolo-Comics vermutlich nur noch einen nostalgischen Wert haben.

Alles in allem ist der Inhalt dieser Ausgabe aber sehr gut gemischt, so dass jeder seinen Lieblingsartikel finden dürfte, sei er nun unter dreißig, über sechzig oder dazwischen, Newcomer der Szene oder alter Hase.

Auch in der 62. Ausgabe kann die „phantastisch!“ wieder mit einer guten und abwechslungsreichen Mischung an Interviews, Artikeln und Rezensionen punkten, die wie immer von hoher Qualität sind, weil die Autoren über die Themen schreiben, die sie selbst  interessieren und sie so dadurch mehr Leidenschaft in ihre Texte legen.