Dorothy Hearst: Der Schwur der Wölfe - Die Wolfs-Chroniken 1 (Buch)

Dorothy Hearst
Der Schwur der Wölfe
Die Wolfs-Chroniken 1
(Promise of the Wolves, 2008)
Übersetzung: Ane Dahm
FJB, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 448 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-8414-2226-2 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Dorothy Hearst hat sich über viele Jahre mit Wölfen beschäftigt und ihr Verhalten erforscht, so dass sie vermutlich eines Tages auf die Idee kam, ihr Wissen auf unterhaltsame Weise weiterzugeben und dabei auch zu beschreiben, wie es gewesen sein könnte, dass Wölfe in der Gestalt von Hunden zu den besten Freunden des Menschen wurden. „Der Schwur der Wölfe“ ist der erste Band der Wolf-Chroniken und erschien 2008 unter dem Titel „Das Versprechen der Wölfe“ schon einmal bei Fischer. Den damaligen Titel trägt heute der zweite Band der Reihe.

 

Kaalas Leben steht unter einem dunklen Stern, denn von ihrer Geburt her ist sie eigentlich eine Ausgestoßene, ein Wolfswelpe, der eigentlich nicht leben dürfte, weil ihre Mutter gegen mehrere Gesetze des Rudels verstoßen hat. Aber die Obersten Wölfe halten schützend ihre Hand über die Kleine und verhindern, dass der Leitwolf sie töten kann.

Dennoch wird das Leben für Kaala sehr hart, lassen sie doch viele der Wölfe spüren, was sie von ihr halten, auch die nur wenig älteren anderen Welpen. Aber die Kleine beißt sich mit eisernem Willen durch, überlebt die lange Reise und die Gemeinheiten des Rudels und wächst zu einer zähen Jungwölfin heran. Allerdings wird sie auch weiterhin misstrauisch beäugt, trägt sie doch das Zeichen des Halbmondes, das dem Rudel entweder Glück oder Unheil bringen kann. Und das wird ihr zum Verhängnis, als sie einem Menschenmädchen das Leben rettet und sich fortan immer wieder mit ihr trifft, denn sie wird verbannt, als genau diese Tatsache ans Licht kommt.

Kaala jedoch weiß inzwischen genug, dass sie sich das nicht gefallen lassen darf, scheint doch im Miteinander zwischen Wölfen und Menschen die Zukunft beider Spezies zu liegen.


Man merkt sehr deutlich, wie intensiv sich Dorothy Hearst mit dem Verhalten der Wölfe beschäftigt hat, und was ihr dabei am Meisten am Herzen lag. Durch eine junge Wölfin versucht sie den jungen Lesern das Verhalten und die Lebensweise der Wölfe auf spielerische Art und Weise nahezubringen. Dabei legt sie eine fast esoterische Sichtweise an den Tag, verheimlicht zwar nicht, dass die Wölfe Raubtiere sind, die andere Tiere töten - macht aber auch deutlich, dass sie es auch mit Respekt vor dem Leben tun und nur in dem Maße, in dem sie Fleisch zum Leben brauchen; anders als einige Menschen.

Schwarz-Weiß-Malerei ist der Autorin fremd. Sowohl auf der Seite der Menschen als auch bei den Wölfen gibt es Kriegstreiber, die nur auf Aggression und Dominanz aus sind, sich bösartig und gemein verhalten, und das genaue Gegenteil. Aber bei den meisten sind doch auch die Gründe für ihr Verhalten zu erkennen, die Figuren entwickeln alle bis zu einem gewissen Grad Profil, so dass der Leser eine Bindung zu ihnen entwickelt und ihr Verhalten nachvollziehen kann.

Die phantastischen Elemente sind eher verhalten, wenn man einmal davon absieht, dass das Verhalten und die Gedanken der Wölfe menschengerecht interpretiert werden, Träume und Visionen eine genau so wichtige Rollen spielen wie das vorgegebene Schicksal.

Am Schreibstil selbst ist ebenfalls nichts auszusetzen, er ist gefällig und flüssig, bietet einen ausgewogenen Mix aus Beschreibung und Abenteuer. Allerdings muss man sich von dem Thema schon angesprochen fühlen, um ganz in die Urzeit einzutauchen, in der Menschen und Wölfe erst lernten, miteinander auszukommen.

„Der Schwur der Wölfe“ ist ein solider Fantasy-Roman, in dem einmal nicht Menschen sondern Wölfe eine wichtige Rolle spielen, aber letztere trotzdem mit von der Partie sind. Unterhaltsam und vor allem atmosphärisch entführt die Autorin in die Welt der Frühzeit und verleiht dieser eine magische Note. Nur muss mal solche Themen mögen, um die Geschichte ohne Vorbehalte genießen zu können.