Die Musketiere - Season 2 Box (DVD)

Die Musketiere - Season 2 Box
GB 2015

Von Christel Scheja

Zu den am meisten verfilmten Stoffen der Weltliteratur gehört ohne Zweifel „Die drei Musketiere“ von Alexandre Dumas. Seit der Stummfilmzeit erobert das Buch immer wieder die Leinwand, und nun nach Langem auch wieder den TV-Bildschirm. Die BBC adaptiert dabei allerdings ihre ganz eigene Version der Geschichte und bedient sich nur Motiven und Figuren des Romans. Nun liegt die zweite Staffel „Die Musketiere“ endlich auch auf DVD vor.

 

Gegenspieler der Helden ist allerdings nicht länger Kardinal Richelieu. Der Tod des großen, wenn auch recht intriganten Staatsmannes hat eine große Lücke in Frankreich hinterlassen, vor allem jetzt, wo die Spannungen mit Spanien immer größer werden und ein Krieg unabänderlich scheint, auch wenn verwandtschaftliche Bande die beiden Herrscherhäuser verbinden. Immerhin ist die Gemahlin des Königs die Schwester des spanischen Souveräns und nun auch noch guter Hoffnung. Schon bald bringt sie einen Sohn zur Welt, die Erbfolge ist also gesichert.

Zur gleichen Zeit taucht der Comte de Rochefort, ehemals treuer Gefolgsmann des Kardinals und Anführer der Roten Garde, wieder aus der Versenkung auf - er ist der langen Gefangenschaft in spanischen Händen entkommen und folgt nun seiner ganz eigenen Agenda. Und die ist nichts anderes als nach der Krone zu greifen und die Frau für sich zu gewinnen, die er seit Langem begehrt: Königin Anna.

In der Folge setzt Rochefort alles daran, das Vertrauen des Königs zu gewinnen und durch die hohe Stellung am Hofe das Ziel zu erreichen, das er schon lange anvisiert. Athos, Aramis, Porthos und D’Artagnan behalten ihn genau im Auge, denn sie ahnen, dass der Comte nicht aus reiner Vaterlandsliebe handelt. Und richtig - mit Intrigen, geheimen Bündnissen mit den Spaniern und auch Grausamkeit ebnet sich Rochefort den Weg. Die Musketiere derweil werden immer wieder davon abgehalten, ihn zu bremsen, denn es gibt noch viele andere Probleme zu lösen. Nicht zuletzt ist auch Milady de Winter mit von der Partie. Auch ihr ist nicht wirklich zu trauen - aber ist sie wirklich eine so große Gefahr wie Rochefort?


Eines sollte man von „Die Musketiere“ nicht erwarten: historische Genauigkeit. Wie schon in der „Robin Hood“-Serie setzt man bei der BBC eher auf eine fantasylastige Interpretation, in der alles ein wenig schmutziger und grauer wirkt, die Helden nicht länger in bunten Tuchen durch die Gegend stolzieren und elegante Degen mit sich führen, sondern Leder bevorzugen und sich nicht scheuen, sich bei den Kämpfen im Schlamm zu suhlen.

Eines der Klischees des Buches hat man zudem aus reiner Notwendigkeit durchbrochen: Da Peter Capaldi die ikonische Hauptrolle in „Doctor Who“ übernahm, stand er nicht länger als Kardinal Richelieu zur Verfügung. Und da man ihn nicht einfach ersetzen konnte, musste er sterben und einem anderen Bösewicht Platz machen.

Das bringt ein wenig frischen Wind in die zweite Staffel, ist doch der aus spanischer Haft entflohene Rochefort ein ganz anderes Kaliber als der Kardinal; weniger Staatsmann, als mehr ein von seinen Leidenschaften und Rachegelüsten getriebener Soldat und Spion, der zwar viel von seinem früheren Herrn gelernt hat, aber nicht ganz dessen Größe und Weitblick besitzt. Seine Versuche, die Macht zu erringen und damit auch die Königin in seine Hand zu bekommen, ziehen sich wie ein roter Faden durch die Handlung und verbinden so die einzelnen Folgen miteinander, auch wenn die Helden selbst andere Probleme zu lösen haben.

Wie in vielen modernen Serien, haben die Hauptfiguren auch sehr viele private Sorgen - sei es nun, dass die Liebe zwischen D’Artagnan und Constance nun auch ihrem Ehemann offenbar wird und dieser seiner Gemahlin ein für alle Mal klar macht, dass er sie nicht so einfach gehen lässt. oder Athos von seiner Vergangenheit als Baron eingeholt wird und mehrere tiefgreifende Entscheidungen treffen muss - gerade auch was seine Liebste betrifft. Aramis wird ebenfalls auf eine harte Probe gestellt, kommt doch nun auch ein streng gehütetes Geheimnis ans Licht, das Frankreich bis auf die Grundfesten erschüttern könnte.

Und auch der König kann sich nicht länger ausruhen da sein treuer erster Minister nicht mehr da ist, dem er die schweren Entscheidungen auferlegen kann; er selbst bekommt mehrfach schmerzhaft zu spüren, was es bedeutet König zu sein und die Verantwortung für ein Land und seine Untertanen zu tragen, auch wenn er im Großen und Ganzen natürlich das weiter tut, was ihm gefällt.

Es herrscht ein rauer Ton in der Serie, man merkt auf der anderen Seite dann aber doch, dass die Macher darauf geachtet haben, Gewalt und Grausamkeit nur anzudeuten und alles in allem eine niedrigere Jugendfreigabe zu bewahren und dazu noch eine gewisse Moral zu vertreten.

Die Episoden sind kurzweilig gestaltet, Action und ruhigere Momente halten sich die Waage, damit neben dem Abenteuer die Charakter-Entwicklung nicht zu kurz kommt.

Bild und Ton sind auf der Höhe der Zeit, so dass keine Wünsche offen bleiben. An Extras gibt es immerhin sechs Featurettes, die Einblicke in die Dreharbeiten geben.

Wenn man nicht gerade auf historische Genauigkeit oder eine werkgetreue Adaption Wert legt, kann man sich durchaus gut von der zweiten Staffel von „Die Musketiere“ unterhalten lassen, da die einzelnen Episoden nicht nur altbekannte Themen behandeln, sondern auch eigene Wege gehen, so dass man sich gelegentlich angenehm überraschen lassen kann. Zudem bringt ein neuer Bösewicht frischen Wind in die Handlung, da dieser ganz andere Methoden hat, um seine Umwelt zu drangsalieren, um seine Ziele zu erreichen als Kardinal Richelieu.


DVD-Facts:
Bild: 1.78:1 (16:9, anamorph)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1
Untertitel: deutsch & englisch

DVD-Extras:
Featurettes