H. P. Lovecraft: Der Fall Charles Dexter Ward (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 03. April 2016 10:33
H. P. Lovecraft
Der Fall Charles Dexter Ward
Herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von S. T. Joshi (The Case of Charles Dexter Ward)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Andreas Fliedner
Titelillustration von s.BENes
Golkonda, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 254 Seiten, 16,90 EUR, ISBN 978-3-944720-59-3 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Auch bei uns ist H. P. Lovecraft aus den Regalen derer, die sich für die unheimliche Literatur interessieren, nicht wegzudenken. Nicht umsonst wird Lovecraft mit Edgar A. Poe als einer der Gründungsväter der modernen Weird Fiction angesehen, nennen und nannten Autoren wie Stephen King, Peter Straub aber auch Richard Laymon den Einsiedler aus Providence als ihr Vorbild.
In meinen Regalen steht neben der kommentierten, von Lovecraft-Kenner S. T. Joshi herausgegebenen US-Arkham-House-Edition auch die wunderbare, auf grünem Papier gedruckte Ausgabe im Rahmen der Bibliothek des Hauses Usher (Insel Verlag), die Taschenbuchausgabe von Suhrkamp, die in grauem Samt eingebundene Gesamtausgabe der Edition Phantasia und die Neuübersetzung aus dem Festa Verlag. Braucht es da nochmals eine weitere, neue Übersetzung, das war die Frage, die mich umtrieb, als ich von der Neuedition des Kurzromans im Berliner Golkonda Verlag erfuhr.
Nun, was zunächst auffällt ist, dass Übersetzer und Verlag dem Leser nicht nur den - bekannten - Text Lovecrafts an die Hand geben, sondern auch die sehr interessante Einführung und Einordnung der Erzählung in das Oeuvre Lovecrafts durch S. T. Joshi inkludiert haben.
Damit nicht genug, erläutern unzählige Fußnoten Joshis den Kurzroman selbst. Immer wieder ordnet er Informationen und Beschreibungen im Text der Realität zu, hinterfüttert die Ausführungen Lovecrafts soweit möglich mit Hintergrundwissen und macht auf diese Weise den Text ganz neu begreifbar.
Die Neuübertragung selbst liest sich für mich nicht wirklich besser als die letzten, meines Erachtens sehr gelungenen Übersetzungen aus dem Festa Verlag beziehungsweise der Edition Phantasia. Dabei bietet sich die Übersetzung aus der Feder Andreas Fliedners flüssig und unauffällig an, was eigentlich immer für die Qualität derselben spricht. Wirklich neu im Sinne von sensationell anders, den Text anders betonend oder bislang unbekannte Zwischentöne, konnte ich nicht wirklich entdecken.
So ist dies für jeden, der sich näher und intensiver mit Lovecraft und seinem Werk beschäftigen möchte sicherlich eine lohnende Anschaffung, sind doch die kundigen Anmerkungen Joshis eine nochmalige Lektüre des bekannten Textes allemal wert.