Sergej Lukianenko & Iwan Kusnezow: Dunkle Verschwörung - Die Wächter 2 (Buch)

Sergej Lukianenko & Iwan Kusnezow
Dunkle Verschwörung
Die Wächter 2
(IIeYaTb CYMPaKa)
Aus dem Russischen von Christiane Pöhlmann
Heyne, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 412 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-453-31652-2 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Samara, die Stadt an der Wolga, liegt weit von den Metropolen Russlands entfernt. Hier, abseits der großen Politik, ist das Leben noch ein wenig geruhsamer, sind die Tag- wie die Nachtwache eigentlich kaum einmal gefordert. Dies ändert sich, als eines Tages ein neuer Lichter Magier initiiert wird.

Zunächst verhält sich Alexej, wie man es von einem jungen Lichten erwarten kann: tollpatschig, immer mit dem Kopf durch die Wand und auf Abenteuer aus. Dass er die Nähe eines Dunklen sucht, dass sich die Beiden so Ungleichen zusammen auf ein Rätsel stürzen, macht die Sache nicht eben besser. Zumal sie einer rätselhaften Sache auf die Spur kommen. Ein unbekannter aber überaus mächtiger Anderer versucht, aus dem Zwielicht heraus Einfluss zu nehmen.

Andere sterben, Verrat droht und immer wieder tauchen so bislang unbekannte Portale in, aber auch innerhalb der Schichten des Zwielichts auf. Was nur steckt hinter den Vorgängen, wie passt die alte Liebe des Dunklen dazu - und warum nur ist der eigentlich so unauffällig normale Andere Alexej in die Sache verwickelt?


Die neuen Abenteuer der Wächter gehen in seine zweite Runde. Nachdem der erste Roman der Fortschreibung doch sehr enttäuschte, machte ich mich mit Vorbehalten an die Lektüre dieses Buches. Erneut hat Lukianenko den Roman mit einem Co-Autor, dessen Existenz man allerdings nur aus dem Impressum erahnen kann, verfasst.

Inhaltlich wenden sie sich an ein erwachseneres Publikum als im ersten Teil der Fortschreibung der Saga. Zwar gibt es keinen wirklich sympathischen Helden - sowohl Alexej wie auch sein dunkler Partner, die abwechselnd in die Rolle des Erzählers schlüpfen, werfen viele Fragen und Mysterien auf, laden aber nicht unbedingt dazu ein, in ihre jeweilige Haut zu schlüpfen – und auch die Darstellung des Lebens der einfachen Leute in Russland wird kaum thematisiert.  Dennoch bietet sich der Plot deutlich stringenter und interessanter an, als der Vorgänger.

Zusammen mit Alexej versuchen wir aus den Geschehnissen schlau zu werden, in dessen Zentrum einmal mehr die faszinierende Schöpfung Lukianenkos, das Zwielicht, steht.

Anders als die ersten Romane baut vorliegendes Buch zwar auf die dort beschriebene Welt auf, man kann der Handlung aber mühelos auch folgen, wenn man diese Titel nicht gelesen hat. Erreicht wird dies nicht nur durch den Wechsel des Handlungsortes von Moskau in die Provinz und durch die Einführung neuer Protagonisten, sondern insbesondere auch dadurch, dass sich die Autoren bemühen, den Plot recht einfach zu strukturieren und das Augenmerk ganz auf den jungen Magier und seinen dunklen Partner zu richten.

Es mangelt ein wenig, nein, wen ich ehrlich bin: leider komplett an dem unterschwelligen Humor, den ironischen Bemerkungen zur politischen Situation Russlands und der pointierten Darstellung der typisch russischen Lebensweise, die die ersten „Wächter“-Romane so auszeichneten und besonders machten.

Das Gebotene liest sich dann zwar dennoch recht angenehm und spannend, lässt aber weiterhin diese großen Stärken der ersten Romane vermissen. So werden Fans der Serie das Buch sicherlich mögen, Neulesern würde ich aber dennoch raten, mit den ursprünglichen Bänden zu beginnen.