Die Bestimmung - Allegiant (Film)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 13. März 2016 10:23
Die Bestimmung - Allegiant
USA 2016, Regie: Robert Schwentke, mit Shailene Woodley, Theo James u.a.
Von Christel Scheja
In den letzten Jahren hat es sich scheinbar eingebürgert, die letzten Bücher erfolgreicher Romanserien nicht in einem sondern gleich zwei Filmen zu verarbeiten. Was mit „Harry Potter“ und „Twilight“ angefangen hat, setzt sich nun auch bei Veronica Roths „Die Bestimmung“-Trilogie fort. So behandelt „Allegiant“ nur etwa die Hälfte der Romanvorlage. Der Film läuft ab dem kommenden Donnerstag in den deutschen Kinos.
Die Gesellschaft der fünf Fraktionen ist Geschichte. Nun, nach dem Fall der Ken-Anführerin Jeanine Matthews und den Enthüllungen alter Aufzeichnungen durch Tris, die bisher als Unbestimmte um ihr Leben fürchten musste, haben die Rebellen endlich Oberhand, die schon lange einen Weg suchten, das starre Kastensystem zu durchbrechen.
Evelyn, Fours Mutter, war deren Anführerin und gehört nun auch zu den Leitfiguren der neuen Zeit, die eigentlich für alle Freiheit bringen soll. Aber sie beginnt damit, dass sie die Tore in die Außenwelt wieder schließen lässt. Denn noch liegt in Chicago selbst Einiges im Argen, müssen diejenigen abgeurteilt werden, die mit Jeanine gemeinsame Sache machten und selbst Blut an den Händen kleben haben. Wie zu erwarten war, fordert der wütende Mob deren Köpfe.
Nicht nur Johanna wendet sich von Evelyn ab, auch Four und Tris beschließen zu fliehen, nachdem sie Caleb, dem Bruder des Mädchens, das Leben gerettet haben. Sie wollen wissen, was es mit den kryptischen Andeutungen auf sich hat, und was hinter den Toren rund um Chicago liegt. Mit Verlusten lassen sie die Mauern hinter sich und kämpfen sich durch eine apokalyptisch wirkende Einöde, werden schließlich von Unbekannten gerettet, die sie scheinbar in ein Utopia bringen, in dem die Menschen nicht nur technisch, sondern auch geistig und kulturell weiter entwickelt sind.
Tris wird dabei wie eine Heilige behandelt und erfährt schon bald warum, ist sie doch eine der wenigen „reinen Menschen“, die alle genetischen Manipulationen der Vergangenheit abgeschüttelt hat. Während sie ganz in der Obhut von David, dem Direktor der Einrichtung, die Chicago überwacht aufgeht, ahnt Four, dass diese schöne neue Welt nicht das ist, was sie vorgibt zu sein. Und richtig - schon bald kommt er einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur. Doch bleibt noch die Zeit, Tris wieder auf seine Seite zu ziehen, ehe sein Wissen entdeckt wird? Denn auch in Chicago selbst verhärten sich die Fronten zwischen Evelyn und Johanna, droht ein Krieg die Welt, die Tris und Four ihr ganzes Leben kannten, endgültig zu zerstören.
„Allegiant“ beschränkt sich nicht länger nur auf das umzäunte und geschützte Areal und die Stadt Chicago selbst, nun bekommt der Zuschauer auch endlich die Außenwelt zu sehen, in der nun wirklich die Spuren eines zerstörerischen Krieges zu sehen sind.
Optisch macht die apokalyptische Landschaft Einiges her. Die Erde hat sich verfärbt, es regnet rot und das Leben scheint keine Chance mehr zu haben. Doch schon bald zeigt sich, dass die Welt gar nicht so unbewohnt ist, wie die jungen Helden dachten. Sie werden gerettet und dann mit der Wahrheit über die letzten dreihundert Jahre konfrontiert, auch wenn der Schlüsselmoment recht kurz gehalten ist und nur die notwendigsten Daten enthält.
Der Hintergrund entwickelt dennoch eine ganz eigene Dynamik, zeigt sich doch, dass „Chicago“ ganz offensichtlich nur ein großes Experiment war, das sich über Generationen dahinzog, um aus den genetisch veränderten Menschen, wieder „reine“ zurückzugewinnen. Und wie man sich denken kann, ist Tris ganz offensichtlich die Auserwählte, während alle anderen ihrer Freunde „fehlerhaft“ sind, selbst Four. Allerdings ist es nicht ganz überraschend, dass auch das wohlmeinende Utopia seine Schattenseiten hat, dass vor allem Tris durch Lügen eingelullt wird, und die Experimente weiter gehen als man den Neuankömmlingen verrät.
Gleichzeitig drängt die Zeit, denn es gilt, auch die vertraute Welt, die Verwandten und Freunde in Chicago zu retten, die nahe daran sind, sich wieder selbst zu vernichten, so dass Spannung garantiert ist.
Der Film hat keine Längen, einige durchaus überraschende Wendungen, dennoch bleibt auch in diesem Teil nicht wirklich etwas von den dystopischen Entwicklungen hängen. Das mag daran liegen, dass die jungen Helden auch weiterhin wie geleckt wirken, die Entwicklungen und Entbehrungen keine inneren Narben hinterlassen haben, wie bei anderen Filmen des Genres. Tris und Four bleiben trotz aller Blessuren strahlende Abziehbilder ohne wirkliche Tiefe, die in erster Linie an den wichtigen amerikanischen Werten festhalten: der Familie und der Loyalität zu den Werten von Freiheit und Demokratie. Auch den weiteren Figuren fehlt die Individualität, gerade der große Gegenspieler ist einfach zu schnell durchschaubar und weckt das Gefühl, alles schon einmal irgendwann und irgendwie gesehen zu haben.
Alles in allem kann man das aber vernachlässigen; wenn man in erster Linie angenehme und kurzweilige Unterhaltung und nette Schauwerte sucht, vergehen die zwei Stunden doch durchaus wie im Flug, auch wenn man am Ende nicht viel davon in Erinnerung behält und unter Umständen auch mit dem zweiten „Maze Runner“-Film durcheinanderbringen könnte.
Interessant ist übrigens, dass bei all der Gewalt und Grausamkeit, Tötungen immer erstaunlich sauber bleiben und auch das Endzeit-Szenario ohne Horror-Momente auskommt - Details, die wohl der Jugendfreigabe geschuldet sind.
„Die Bestimmung - Allegiant“ ist nicht langweilig, sondern durchaus unterhaltsam und actionreich, aber wie schon die Vorgänger der Saga nicht unbedingt ein Film, der lange im Gedächtnis bleibt. Dazu sind einige der Wendungen viel zu vorhersehbar und klischeehaft, entwickeln die Figuren kaum ein eigenes Profil, durch das sie unverwechselbar bleiben. Außer Schauwerten und netten Effekten sollte man daher nicht wirklich viel erwarten - auch wenn man sich in den zwei Stunden im Kino absolut nicht langweilen muss.