Joachim Willeitner: Die Weihrauchstraße (Buch)

Joachim Willeitner
Die Weihrauchstraße
Verlag Philipp von Zabern, 2014, Hardcover, 160 Seiten, 24,99 EUR, ISBN 978-3-8053-4680-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Irene Salzmann

Joachim Willeitner, geboren 1957 in Hof, schloss sein Studium der Ägyptologie, Vorderasiatischen Archäologie, Provinzialrömischen Archäologie und Hethitologie mit dem Magister Artium ab. Set 1980 übernimmt er regelmäßig für verschiedene Veranstalter die Reiseleitung von Studienfahrten in den Nahen Osten. Von 1990 bis 1995 war er verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift „Antike Welt“. Seither ist er freiberuflicher Redakteur, Autor und Betreiber eines Bildarchivs.

„Die Weihrauchstraße“ ist eine von gegenwärtig mehr als einem Dutzend themenbezogenen Publikationen zuzüglich mehrerer weiterer Bücher, in denen Joachim Willeitner mit Text- und Bildbeiträgen vertreten ist.


Die mehrere tausend Kilometer lange Weihrauchstraße vom Süden der arabischen Halbinsel (Jemen, Oman) bis zum Mittelmeer (Hafenstadt Gaza) gilt als eine der ältesten Handelsstraßen. Weihrauch ist ein Harz des Boswelliastrauchs aus der Gattung der Balsambaumgewächse, das beim Räuchern einen angenehmen, aromatischen Duft entwickelt. Es wurde und wird zur Desinfektion, als Heilmittel und bei kultischen Handlungen verwendet. Außer dem kostbaren, teuren Harz gelangten auf diesem Weg auch Gewürze und Edelsteine aus dem fernen Orient nach Europa.

Die Domestizierung des Kamels im 2. Jahrtausend v. Chr. machte den Handel im größeren Rahmen möglich und erlaubte es den Karawanen, in einem Zeitraum von 70 bis 90 Tagen ihr Ziel zu erreichen. Nachdem die Ptolemäer in den Jahren um Christi Geburt die Seewege erschlossen hatten, erlebte die Weihrauchstraße einschließlich der Orte - darunter Petra, Medina, Sanaa -, die lange von dem Handel profitiert hatten, ihren Niedergang.

Durch die Islamisierung der Region im 7. Jahrhundert kamen die gewinnbringenden Handelsbeziehungen mit Rom letztendlich zum Erliegen. Nun wurde die Weihrauchstraße zu einem Pilgerweg nach Mekka und im späten 15. Jahrhundert zu einer Route, über die der Kaffee, dessen Strauch von Äthiopien in den Jemen exportiert worden war, nach Europa gelangte, bis auch das vom Osmanischen Reich unterbunden wurde. Im frühen 20. Jahrhundert wurde die Weihstrauchstraße durch die Eisenbahn als Pilgerstrecke zwischen Damaskus und Mekka erneut erschlossen, doch musste der Ausbau nach Süden abgebrochen werden aufgrund von Sprengstoffanschlägen seitens der um die Unabhängigkeit kämpfenden arabischen Stämme (thematisiert in „Lawrence von Arabien“ mit Peter O'Toole, Alec Guinness, Omar Sharif u.a.).


Ausführlich und durchaus fesselnd beschreibt der Autor die geografischen Begebenheiten der Weihrauchstraße und die des mit ihr konkurrierenden Seewegs sowie die Heimat des Weihrauchbaumes. Desweiteren geht er auf legendäre Reiche ein, die in den Weihrauchhandel involviert waren, zum Beispiel Punt und Saba, aber auch weniger bekannte Namen fallen. Ebenfalls angesprochen werden der geplante Eroberungszug Alexander des Großen und der gescheiterte Feldzug Aelius Gallus', welche die Reichtümer der Region für jene Imperien sichern sollten.

Und das ist längst noch nicht alles. Aufgelockert werden die interessanten Texte durch zahlreiche Farbfotos, die der Autor vor Ort geschossen hat. Sie haben etwa doppeltes Kreditkartenformat bis knapp eine Seite. Es sind sehr schöne Aufnahmen von der Landschaft, den historischen Stätten und Fundstücken, die ausnahmslos für einen großformatigen Bildband geeignet wären.

„Die Weihrauchstraße“ ist ein sehr informatives, optisch ansprechend gestaltetes Sachbuch, das sich an (Hobby-) Historiker wendet, die mehr zu diesem Thema erfahren möchten und vielleicht sogar eine Reise in die Region planen.