Manifest Destiny 1: Flora und Fauna (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 20. Februar 2016 10:40
Chris Dingess
Manifest Destiny 1
Flora und Fauna
(Manifest Destiny, Vol. 1, 2014/2016)
Titelbild und Zeichnungen von Matthew Roberts
Übersetzung aus dem Englischen von Christian Langenhagen
Cross Cult, 2016, Hardcover, 128 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-86425-826-8
Von Christel Scheja
Die Idee, klassische Abenteuer-Reisen mit einem guten Schuss Horror zu garnieren ist sicherlich nicht neu, verbinden sie doch die Faszination unbekannter Welten mit den Urängsten, die viele Menschen quälen dürften. Chris Dingess hat sich zudem auch noch einen für seine Leser besonders spannenden Hintergrund ausgesucht, die Erkundung des Anfang des 19. Jahrhunderts noch sehr Wilden Westens.
Im Jahr 1804 begeben sich Captain Meriwether Lewis und Second Lieutenant Clark auf eine Reise ins Ungewisse. Im Auftrag des Präsidenten ihrer noch jungen Nation sollen sie das Hinterland der Vereinigten Staaten erkunden und einen Weg zur Pazifikküste finden. Die Reise beginnt auf dem Schiff und einen der großen Flüsse des Landes hinauf. Neben der Crew sind natürlich auch noch „Freiwillige“ an Bord, zum Teil Söldner, andere aber auch Strafgefangene, die sich so vor dem Strick oder jahrelanger Einkerkerung gerettet haben, so dass Ärger schon in den ersten Tagen vorprogrammiert ist, denn die Verbrecher ahnen bereits, dass sie mehr oder weniger nur verheizt werden sollen.
Zunächst denken die beiden Erkunder nur an die üblichen Gefahren, die die Begegnung mit Indianern und den üblichen Raubtieren mit sich bringen, aber schon bald sprechen ihre Geheimdossiers von ganz anderen Monstern, denen sie sich stellen müssen - Hybridwesen aus Mensch und Tier, nicht zuletzt aber auch eine Natur, die sich dazu entschieden hat, sich die Neuankömmlinge einzuverleiben… was an einem Ort bereits geschehen ist.
Grundlage sind zwar die echten Aufzeichnungen der Lewis-und-Clark-Expedition, der Autor und seine Künstler haben sich aber dazu entschlossen, die Reise ins Unbekannte phantastisch auszuschmücken. Und so kommt es wie es kommen muss, die Helden geraten schon bald vom Regen in die Traufe, erweisen sich ihre ersten Entdeckungen doch auch schon als mörderisch und die Indianer als weitaus geringere Sorgen.
Die Geschichte atmet den Geist alter Abenteuer-Romane, wie man sie aus dem 19. Jahrhundert kennt, die Neugier auf das Unbekannte und das Selbstverständnis, sich die Welt untertan zu machen, das viele Entdecker der Epoche haben. Doch wie so oft lernen sie das Fürchten, denn die Natur weiß sich zu wehren und hat Geschöpfe hervorgebracht, wie man sie bisher nur aus der Mythologie kannte - Hybridwesen, die offensichtlich nur eines im Sinn haben: den Rest der Menschen zu verwandeln. Der Fan wird daher viele Horror-Motive wiedererkennen und sich in einer Szenerie wiederfinden, die mit so manchem Zombiefilm mithalten kann.
Das alles ist in eine dramatische Geschichte, eingebunden, die zwar um die beiden Erkunder zentriert ist, aber auch immer wieder neue Figuren miteinbezieht. Actionreich und immer wieder überraschend, nimmt die Geschichte ihren Lauf, die gleichzeitig vertraut und fremd ist. Das Artwork tut sein Übriges dazu, um die Leser in die Vergangenheit zu versetzen - Zeichenstil und auch Farbgebung schaffen eine Menge Atmosphäre.
„Manifest Destiny“, sei daher allen Lesern empfohlen, die Lust auf spannende und abwechslungsreiche Abenteuer-Geschichten mit einem ordentlichen Schuss Horror haben, bei dem man nie vorhersehen kann, was die Helden als Nächstes erwartet.