Gewalt, Götter und Intrigen - Die Welt von Game of Thrones, Stefan Servos (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 14. Februar 2016 10:22
Stefan Servos
Gewalt, Götter und Intrigen - Die Welt von Game of Thrones
Titelbild: Martin Frei
Cross Cult, 2014, Taschenbuch, 336 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-86425-436-9 (auch als eBook erhältlich)
Von Irene Salzmann
Aufgrund der Verfilmung von George R. R. Martins epischer High-Fantasy-Saga „Das Lied von Eis und Feuer“, besser bekannt als „Game of Thrones“, die er 1996 startete, wurde aus dem Geheimtipp ein Franchise. Weshalb die Serie so lange nur Insidern bekannt war und dann einen wahren Hype auslöste, ist eine Frage, der Stefan Servos in „Gewalt, Götter und Intrigen“ nachgeht, basierend auf den Geschehnissen innerhalb der Staffeln 1 bis 4 der TV-Serie und der Bücher 1 bis 10 (beziehungsweise 1 bis 5 der US-Ausgabe: Die deutschen TB-Verlage haben jeden Band geteilt).
Der Sekundärband ist nach bewährtem Muster aufgebaut, dem der interessierte Leser leicht folgen kann. Nach einer Einführung, die eine kurze Übersicht über die Bücher und ihre Verfilmung gibt, dabei auch auf die Neuauflagen mit der überarbeiteten Übersetzung - der ‚Eindeutschung der Eigennamen‘ - eingeht, wird der Autor ausführlich vorgestellt. Die wichtigsten Abschnitte seines Lebens, die wohl auch ihren Einfluss darauf hatten, dass George R. R. Martin schließlich die Idee für „Games of Thrones“ entwickelte und realisierte, werden erwähnt und durch Zitate untermauert. Tatsächlich liest sich die Geschichte seines Lebens ebenso interessant wie seine Romane.
Das gilt auch für den Abschnitt über die historischen Vorbilder, die einigen der wichtigsten Charaktere und Ereignisse der Serie zugrundeliegen. Obwohl Amerikaner ließ sich George R. R. Martin in erster Linie vom britischen Mittelalter inspirieren. Auch seine Bewunderung für J. R. R. Tolkien schlägt sich in der Welt, die er aufwändig für „Game of Thrones“ erschaffen hat, nieder.
Einige weitere Aspekte, die beleuchtet werden, sind die (sexuelle) Gewalt und das Rollenbild der Frau. Vielen Kritikern sind die Romane und Filme zu reich an Gewaltszenen, die sich außerdem regelmäßig gegen Sympathieträger richten. Laut eigener Aussage will George R. R. Martin auf diese Weise die schrecklichen Seiten des Kriegs realistisch aufzeigen, und wer regelmäßig die Nachrichten verfolgt, weiß, dass es ein gängiges Mittel ist - sogar heute noch! -, zum Beispiel die Frauen des Gegners zu vergewaltigen, um sie zu brechen und ihre Männer zu demütigen, und leider ist es nicht immer ‚das Gute‘, das den Sieg davon trägt. Die Frauen sind stets in Gefahr, zu Opfern zu werden, und sie versuchen mit verschiedenen Strategien, ihrem Schicksal zu entgehen oder es irgendwie zu überleben.
Natürlich werden auch die Unterschiede zwischen den Büchern und Filmen gelistet. Man erfährt, dass die erste Folge mit teils neuen Schauspielern und an anderen Orten ein weiteres Mal gedreht wurde. Über die Hintergründe wird gesprochen, und die wichtigsten Darsteller kommen zu Wort und verraten, wie sie zu ihren Rollen und der Serie stehen.
Letztendlich werden die Adaptionen und einige Merchandise Produkte rund um „Game of Thrones“ werden vorgestellt.
Weiter in die Details möchte man gar nicht gehen, damit den Fans noch viel Interessantes zum Lesen bleibt. Wer gern hinter die Kulissen blickt, wird von Stefan Servos auf gar nicht langweilige, sondern sehr unterhaltsame Weise über viele Dinge informiert, die man vorher gewiss nicht alle wusste - wodurch bestimmt auch die Sicht auf Film oder/und Buch an neuen Perspektiven gewinnt.
Auf jeden Fall konnte der Verfasser von „Gewalt, Götter und Intrigen“ die Frage beantworten, weshalb „Game of Thrones“ so viele Leser und Zuschauer fasziniert: Es sind die zahlreichen ambivalenten Charaktere in einer realistisch inszenierten Welt, auf die anders als bei den ‚weichgespülten Helden‘ vieler Fantasy-Titel - ein nicht vorhersehbares Schicksal und oft der Tod wartet. Die Bücher sind grausam, weil nichts beschönigt wird, und dadurch sind sie einfach anders, als das meiste, was man bisher gelesen hat (von Ausnahmen wie Michael Moorcocks ‚Ewigem Helden‘ in seinen Inkarnationen als „Elric von Melniboné“, „Corum“ etc. einmal abgesehen).
Die Lektüre lässt einen schaudern, man braucht vielleicht auch mal zwischendurch eine Pause, nachdem zu viel gestorben wurde, doch man kommt immer wieder zurück, weil man unbedingt wissen will, wie es weitergeht und wer am Schluss noch übrig ist. Einmal mit den Büchern oder Filmen angefangen, kann sich kaum jemand ihrem Bann entziehen. Das macht den Erfolg dieser Serie aus.
Ein sehr empfehlenswerter Sekundärband zu „Game of Thrones“!