Luzia Pfyl: Cesario Aero: Kaiser der Lüfte (Buch)

Luzia Pfyl
Cesario Aero: Kaiser der Lüfte
Verlag Ohneohren, 2015, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 308 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-903006-35-5 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Eigentlich möchte Abby für den „Evening Standard“, bei dem sie als Journalistin angestellt ist, interessantere Artikel verfassen, als über Theateraufführungen und gesellschaftliche Ereignisse zu schreiben. Doch ihr Chefredakteur hat sie auf dem Kieker und legt ihr, wo es nur geht, Steine in den Weg.

Da er von ihrer Reise-Angst weiß, und sie die Frechheit besessen hat, das Theaterstück eines Freundes von ihm zu verreißen, darf sie als „Belohnung“ nach Budapest fahren. Zum Thronjubiläum des österreich-ungarischen Herrscherpaares steht dort eine Feier an, von der sie berichten soll.

Trotz ihrer Phobie kommt sie in der ungarischen Hauptstadt an, nur um in ein feiges Attentat verwickelt zu werden. Eine Bombe zerreißt den Wagen mit der Delegation des japanischen Tenno, Abby kommt mit einigen Blessuren davon. Schnell wird deutlich, dass hinter dem Anschlag Sir Mortimer steckt, der kurz darauf in der Schweiz bei einem Flugwettkampf erneut zuschlägt - dieses Mal mit Hunderten unschuldiger Opfer.

Zusammen mit dem ungarischen Flieger-Ass Vincent und dem Samurai Takeo macht sich unsere naseweise Journalistin auf, die Schuldigen zu entlarven - und kommt dabei einer finsteren Verschwörung auf die Spur. Die Fährte führt an Bord eines Zeppelins über den Atlantik in den Dschungel des Amazonas-Deltas. Hier, in den Ruinen einer vergessenen Hochkultur, befindet sich ein uraltes Artefakt, das die Welt zerstören könnte - ein Relikt, das Mortimer in seinen Besitz zu bekommen sucht, koste es, was es wolle.

Verrat, ein verschmähter Liebhaber und Kämpfe später kommt es in London zum Showdown…


Luzia Pfyl legt mit ihrem Erstling eine durchaus packende Mischung aus Abenteuer-Roman mit einigen wenigen Steampunk-Elementen vor. Dabei lebt der Roman im Wesentlichen von den drei unterschiedlichen Haupt-Charakteren.

Die impulsive, sympathisch gezeichnete Abby bestimmt zwar das Geschehen, doch auch der japanische Diplomatensohn Takeo, der der ungewohnten westlichen Kultur aufgeschlossen und höchst interessiert gegenübersteht und insbesondere die lukullischen Genüsse auskostet, sowie der charismatische Flieger tragen zum Unterhaltungswert des Romans bei.

So unterschiedlich sie angelegt wurden und sich benehmen, bietet ihr jeweiliges Naturell doch jede Menge Anknüpfungspunkte und Besonderheiten. Die Reise-Phobie Abbys habe ich wie Takeos Experimentierfreude was die lukullischen Spezialitäten anbelangt schon angesprochen, Vincent, der wagemutige Kunstflieger, ist ein typischer „kam, sah und siegte“-Typ - allerdings nur auf den ersten Blick. Schaut man ihn sich genauer an, so offenbart er durchaus tiefgründigere Seiten, zweifelt an sich und seinem Schicksal. Dies macht ihn uns sympathisch und begreifbar.

Dass der Zufall allzu oft eine bedeutende Rolle im Plot spielt, dass es ein paar logische Brüche in der Handlung gibt, ist sicherlich der Unerfahrenheit der Autorin zuzuschreiben. Allerdings schmälern diese die Lesefreude nicht.

Den Leser erwartet eine Handlung, die ein wenig Indiana-Jones- oder Adele-Flair ausströmt, die einen leider etwas diffus bleibenden Bösewicht einführt und vor allem Eines für den Rezipienten bereithält: eine rasant angelegte, packend erzählte Abenteuer-Geschichte voller Wendungen und interessant gezeichneter Charaktere. Wahrlich nicht schlecht für einen Debütroman.