Kealan Patrick Burke: Seelenhandel (Buch)

Kealan Patrick Burke
Seelenhandel
(Currency of Souls)
Aus dem irischen Englisch übersetzt von Nicole Lischewski
Titelillustration von Mark Freier
Luzifer, 2015, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 290 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-5835-045-8 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Milestone ist ein kleines Kaff im Nirgendwo. Einst haben die Bergbaufirmen für einen gewissen Reichtum gesorgt, jetzt sind die Vorkommen erschöpft, die Stadt dämmert vor sich hin.

Jede Nacht treffen sich die üblichen Verdächtigen in Eddies Taverne, einer heruntergekommenen Kneipe, gleich außerhalb der Stadt. Gracie, die Besitzerin, hat die Bar von ihrem Vater geerbt, na wenn wir ehrlich sind, war es eher ein Fluch, den ihr Vater ihr aufs Auge gedrückt und in ihre Brust eintätowiert hat. Und es sind gar seltsame Gäste, die sich hier Nacht für Nacht einfinden. Sie alle haben einen Mord auf dem Gewissen und sollen, so die Aussage Reverend Hills, für ihre verwerflichen, sündigen Taten büßen.

Tom, der Sheriff, ist einer der allabendlichen Gäste. Sein Sohn, der ihm den Mord an der Mutter etwas übel nimmt und deswegen immer mit einem geladenen Colt unter dem Tisch dasitzt, gehört auch zum wandelnden Inventar. Dann gibt es den Nudisten und Heiler Cobb, Kadaver - der Name beschreibt sein Äußeres recht genau -, der seine Pennys stapelt und Wintry, der seit 14 Jahren nicht mehr gesprochen hat.

Pünktlich um 23 Uhr erscheint Reverend Hill, sucht sich ein Opfer und entsendet dieses, um Buße zu tun. Eines Abends aber ist alles anders; denn ein junges Verbrecherpärchen erscheint im Lokal, dann kracht eine Pistole. Der flüchtige Verbrecher wurde angeschossen, und weil wir schon dabei sind, erhält auch der ungeliebte Reverend eine Kugel in den Kopf. Danach wird alles nur noch, hmmm interessanter…?


Burke ist dem Leser moderner Horror-Romane inzwischen ein Begriff. Der gebürtige Ire, der mittlerweile in den USA lebt, konnte sich bei uns mit „Kin“ und den „Timmy Quinn“-Büchern auch bei uns eine treue Fan-Gemeinde erobern. Mit „Seelenhandel“ legt er ein weiteres Werk vor, das beweist, dass er zu den interessantesten Horror-Autoren unserer Zeit zählt.

Nicht etwa, dass nur der Inhalt - die verfluchten Menschen in der kleinen Kneipe im vergessenen Nirgendwo - uns an den Text fesselt, nein, es ist die Art und Weise, wie es dem Autor gelingt in markanten, von Nicole Lischewski wunderbar werkgetreu übertragenen Sätzen, seinen unterschwelligen Horror mit trockenem Humor und ungewöhnlichen Personen zu unterfüttern. Hier zeichnet er mit wenigen Worten Bilder, die dem Leser ins Gedächtnis schleichen, die wie ein Kino im Kopf die Handlung beim Lesen umsetzen.

Da reihen sich lakonische Bemerkungen an trockene Sätze, werden Figuren mit einigen wenigen Sätzen gezeichnet, dass man meint, diese schon lange zu kennen. Dazu kommt, dass Burke sich weit von den bekannten Grund-Themata moderner Horror-Romane aufhält. Immer wieder nimmt der Plot eine so nicht vorhersehbare Wendung, überrascht er seine Leser. So ist dies auch wieder ein Roman, der den Leser mitnimmt in eine andere Welt, in der Schreckliches geschieht, in der die Figuren aber auch Mut und Verantwortung beweisen und uns vortrefflich unterhalten.