Die neuen Abenteuer des Großwesirs Isnogud 1: Präsident Isnogud (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 19. Januar 2016 19:57
Nicolas Canteloup & Laurent Vassilian
Die neuen Abenteuer des Großwesirs Isnogud 1
Präsident Isnogud
(Iznogoud Président, 2012)
Aus dem Französischen von Klaus Jöken
Titelillustration und Zeichnungen von Nicolas Tabary
Nachwort von Jano Rohleder
Dani Books, 2015, Hardcover, 48 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-944077-48-2
Von Irene Salzmann
Noch zu Lebzeiten übergab Jean Tabary die Zeichenfeder an seinen Sohn Nicolas, der die Isnogud-Geschichte „Les mille et une nuits du calife“ nach einem Skript seiner Geschwister Muriel und Stéphane zeichnete. Diese wurde in den „Zack“-Magazinen 119 bis 122 veröffentlicht, fand aber keinen nennendwerten Anklang bei den Lesern.
Erst nach dem Tod von Jean Tabary und dem Verkauf der Rechte an den jungen Verlag IMAV, der von René Goscinnys Tochter Anne geleitet wird, trat man wieder an Nicolas Tabary mit dem Auftrag für einen Isnogud-Comic heran, der allerdings von den Autoren Nicolas Canteloup (Komiker) und Laurent Vassilian (Sketch-Autor) im Stil von René Goscinny geschrieben wurde - eine Arbeitsteilung, die auch bei „Lucky Luke“ und „Asterix“ funktioniert. Das neue Konzept kam bei den Lesern an, und so ist bereits ein Folge-Band von „President Isnogud“ in Produktion: „Wie der Vater, so der Sohn“ (geplant von Dani Books für Sommer 2016).
Bis vor wenigen Jahren erschienen die Isnogud-Abenteuer als Sammler-Ausgabe in der neunbändigen Ehapa Comic Collection.
Im Nachwort schildert Jano Rohleder kurz, wie es für „Isnogud“ mit Nicolas Tabary als Zeichner weiterging und mit welchen Schwierigkeiten sich der Verlag Dani Books, der sich die Rechte an den neuen Alben sichern konnte, konfrontiert sah: Für die Anspielungen in französischer Sprache mussten die passenden deutschen Äquivalente gefunden werden, ohne dass dabei der Witz verloren ging. Auch die Sprechblasen galt es anzupassen, ohne deren Inhalte und das Artwork groß zu verändern. Klaus Jöken, der Übersetzer, und alle weiteren Beteiligten haben sehr gute Arbeit geleistet, sodass man wirklich sagen kann, es geht ohne Brüche weiter mit „Isnogud“.
Nach wie vor will der böse Großwesir Isnogud Kalif anstelle des Kalifen werden. Um den guten Kalifen Harun al-Pussah loszuwerden, ist ihm kein Mittel zu infam. Was er jedoch auch ausprobiert, es will einfach nicht funktionieren, schlimmer noch: Er fällt jedes Mal selbst in die Grube, die er für den Kalifen gegraben hat.
Um endlich sein Ziel zu erreichen, sucht Isnogud den großen Freut auf, der angeblich in der Lage ist, jeden Traum zu erfüllen. Natürlich wartet wieder eine Enttäuschung auf den Großwesir, aber die Gespräche mit Freut zeigen stets eine Wirkung, denn all jene, die er therapierte, verweigern aus konkreten Gründen, ihre Arbeit zu erledigen. Wenn die Torwärter nicht die Tore öffnen, der Vorkoster nicht mehr vorkostet, der Henker nicht mehr henkt… dann haben Bagdad und der Kalif ein Problem. Um dieses zu lösen, beschließt Harun al-Pussah, am Tag der Kalifen-Wahl dem Volk mehr Demokratie zuzugestehen, indem er Isnogud als Gegenkandidaten aufstellen und alle zur Wahl rufen lässt. Sofort beginnt der Kampf um die Stimmen der Wähler, und Isnogud sucht erneut Freuts Hilfe, nicht ahnend, dass auch dieser einen Traum hegt: Er will Großwesir anstelle des Großwesirs werden!
Nun, Nicolas Canteloup und Laurent Vassilan sind nicht René Goscinny, dessen Wortwitz einzigartig war, aber sie machen ihre Sache gut und bringen den Leser regelmäßig zum Schmunzeln. Eine Anspielung und ein Gag jagen den anderen - es gibt keine Pause zum Atemholen. Dabei übertreiben sie so gekonnt, dass man gar nicht anders kann, als immer weiter zu lesen und sich auf die nächste Szene zu freuen. Die Autoren haben so viel hineingepackt, dass man den Band mehrmals zur Hand nehmen kann und immer wieder etwas Neues entdeckt, angefangen beim Prince über den Fes-Bock bis hin zum großen Strategen Jesswi Khan…
Auch an Nicolas Tabarys Illustrationen ist nichts auszusetzen, denn er führt das Erbe seines Vaters in dessen Sinne fort, und wüsste man nicht, dass hier der Sohn zeichnete, würde man es gar nicht merken.
Auch die Optik des Hardcover-Albums ist gefällig und folgt von der Gestaltung her der der einzelnen „Isnogud“-, „Lucky Luke“- und „Asterix“-Bände.
Isnogud-Fans dürfen sich freuen: Der schwarzhumorige Spaß geht ohne Bruch weiter, optisch ansprechend gestaltet, detailreich illustriert und witzig erzählt.