Outcast 2: Unermesslicher und endloser Zerfall (Comic)

Robert Kirkman
Outcast 2
Unermesslicher und endloser Zerfall
(Outcast by Kirkman & Azaceta, Vol. 2: Vast and Unending Ruin, 2015)
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Jacqueline Stumpf
Titelbild und Zeichnungen von Paul Azaceta
Cross Cult, 2015, Hardcover, 160 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-86425-805-3

Von Christel Scheja

„Outcast“ ist eine neue dem Horror-Genre zugeneigte Serie von Robert Kirkman, einem der Erschaffer von „The Walking Dead“. Diesmal geht es allerdings nicht um Zombies, sondern um die Mächte des Bösen, die überall lauern können und nur von wenigen erkannt werden, noch weniger sind in der Lage, gegen sie zu kämpfen.

 

Reverend Anderson hat sich dem Guten verschrieben und versucht die Finsternis aus all denen zu vertreiben, die von ihr besessen sind. Doch seinen Fähigkeiten sind Grenzen gesetzt, bis er Kyle Barnes wiedertrifft, einen verlorenen Sohn der Gemeinde, der nach Hause zurückgekehrt ist. Schon bald fällt ihm auf, dass der junge Mann zwar ständig das Böse anzieht, diesem aber auch zu begegnen weiß. Ist er vielleicht einer der legendären „Outcasts“? Anderson bittet Barnes deshalb, ihm beim Kampf um die Seele des Teenagers Joshua beizustehen… aber genau das macht die wahre Finsternis auf die beide aufmerksam.

Während Kyle erkennt, dass er gerade dann Antworten bekommt, wenn er sich seiner Nemesis stellt, beginnt das Böse das Umfeld des Reverends zu verseuchen und arbeitet daran, nicht nur sein Leben, sondern auch seine Existenz zu zerstören. Doch Anderson ist nicht bereit, so schnell aufzugeben, auch wenn er eine Niederlage nach der anderen einstecken muss, wenn es darum geht ein Mädchen wiederzufinden und zurückzuholen, das sicherlich nicht ohne Grund von zu Hause weggelaufen ist.


Nachdem der erste Band von „Outcast“ sich viel Zeit genommen hat, die beiden Helden vorzustellen und ihren ersten gemeinsamen Kampf in Szene zu setzen, geht die Geschichte jetzt erst richtig los. Kyle Barnes mag erste Antworten über sein Erbe und sein Schicksal erhalten haben, jetzt muss er aber erst einmal lernen, damit umzugehen. Er rückt etwas in den Hintergrund, da sich die Künstler jetzt etwas mehr Reverend Anderson zuwenden, der das Böse ziemlich ärgerlich gemacht hat. Aus diesem Grund schildern sie genüsslich, wie die Finsternis langsam aber sicher seinen guten Ruf und sein Umfeld vergiftet, ohne dass er eine Handhabe dagegen hat.

Können die beiden Helden, deren erster Sieg so einfach war, jetzt auch noch bestehen, jetzt wo ihre Gegner erkannt haben, mit wem sie sich herumschlagen müssen? Die Geschichte bietet viele dramatische Wendungen, so dass quasi keine Seite oder Szene ohne unangenehme Überraschungen bleibt.

Dunkel und schmutzig kommen die Farben daher, zeichnen eine graue, nüchterne Atmosphäre, die ausgezeichnet zu den Graphiken passt - denn die Welt, durch die sich der Outcast und der Reverend bewegen ist nicht schön und licht, sondern immer von Finsternis durchzogen, mag diese nun aus den Abgründen der menschlichen Seele stammen oder aus der Hölle selbst.

Gerade weil auch „Unermesslicher und endloser Zerfall“ weniger auf Action als auf das leise aber nicht weniger grausame Böse setzt und nur manchmal mit Schock-Effekten aufschreckt, richtet sich der hintergründige Titel vor allem an die Leser, die eher Titel im Stil von Stephen King oder der „Exorzisten“-Filme und eine so düstere wie schmutzige Atmosphäre mögen, in der das Böse nur allzu gerne von den Menschen angenommen wird.