Warrior Cats Box (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 16. Januar 2016 11:59
Erin Hunter
Warrior Cats Box
Zeichnungen: James L. Barry u.a.
(Warrior Cats, 2011-2015)
Aus dem Englischen von Bettina M. Kurkoski
Popcom, 2015, Taschenbuch-Box, 1168 Seiten, 35,00 EUR, ISBN 978-38420-2139-6
Von Christel Scheja
Unter dem Sammelpseudonym Erin Hunter verfassten in den vergangenen Jahren mehrere junge amerikanische Autorinnen eine außergewöhnliche Fantasy-Jugendbuchreihe, in denen die Helden nicht irgendwelche Jugendlichen waren, die aufgrund einer Prophezeiung oder eines Zaubers in eine ihnen fremde Welt gerieten, sondern eine Geschichte, in der unsere irdische Wirklichkeit aus ganz anderen Augen betrachtet wird, nämlich der der Katzen.
Die Hauptrollen spielen die in Clans organisierten und in einem Wald lebenden wilden Katzen, die längst gelernt haben, ihren Lebensraum zu verteidigen. Allein der Mensch kann ihnen gefährlich werden, aber Streuner und Ausgestoßene haben keine Chance. Gelegentlich finden auch einstige Hauskatzen bei ihnen Aufnahme, so wie Feuerstern, der es sogar schafft, zum Anführer eines Clans zu werden.
Neben den Romanen erschien unter anderem auch eine Sammlung, die die Gelegenheit nutzt, Figuren aus den Büchern zu Wort kommen zu lassen, die sonst nur eine Nebenrolle spielten, oder Szenen, Geschichten und Hintergründe auszubauen, die in der Hauptserie nur kurz Erwähnung fanden. Popcom hat diese nun in der „Warrior Cats Box“ zum Sonderpreis herausgegeben.
„Graustreif und Millie“ erzählt von den Abenteuern des erfahrenen Kriegers, als dieser von Menschen entführt und zu einer Hauskatze gemacht werden soll. Dort lernt er auch die mutige Millie kennen, die bisher aber nur bei den Menschen gelebt hat.
„Tigerstern und Sasha“ stellt die mutige und selbstbewusste Katze Sasha vor, die ihrem erwählten Gefährten in den Wald folgt, dann aber miterleben muss, wie dieser sich zu einem Monster wandelt. Um sich und ihre ungeborenen Kätzchen zu beschützen, sucht sie eine neue Heimat.
„Rabenpfotes Abenteuer“ schließlich berichten von dem Einzelgänger und Außenseiter, der mit seinem Freund schließlich Frieden in der Scheune eines Bauernhofes findet, weil er eigentlich kein Krieger ist.
„Der Wolken-Clan in Gefahr“ berichtet von den vielen Abenteuern, die der noch junge Clan bestehen muss, und der Zuflucht in einem ganz besonderen Heim gefunden hat, das doch nicht so sicher ist, wie es schien.
„Geißels Rache“ erzählt den Werdegang des Monsters, das einst die Clans erschüttern sollte. Aber was hat ein süßes kleines Kätzchen zu dem erbarmungslosen Kater werden lassen, als der er später in Erscheinung tritt?
Um es gleich im Voraus zu sagen: die Sammlung der graphischen Geschichten ist eng mit der Romanreihe verbunden. Erin Hunter, beziehungsweise die darunter agierenden Autorinnen, machen keinen Hehl daraus, dass sie die Comics dazu nutzen, die Dinge zu erzählen, die bisher zu kurz kamen. Sicherlich bemühen sie sich, die Geschichten auch für Nichtkenner lesbar zu halten, es ist aber trotzdem von Vorteil, sich bereits in die erste Staffel der „Warrior Cats“-Saga einzulesen.
Daher sind vor allem Lesern der Bücher die Figuren bekannt, auch wenn die meisten von ihnen dort vermutlich eher eine Nebenrolle spielten und daher eher nur kurze Auftritte hatten und gerade einmal Andeutung über ihre bisherigen Erlebnisse oder ihre Lebensgeschichte gefallen sind. Nun erfährt man also, was Graustreif auf seiner Reise an spannenden Dingen erlebt hat, und warum er schließlich mit einer hübschen Hauskatzendame zu seinem Clan zurückkommt, oder dass vor allem Sasha weitaus mehr ist als nur die geduldige und liebende Gefährtin des grausamen Tigerstreif. Gerade sie erlebt der Leser durchweg als selbstbewusstes und kluges Weibchen, das genau weiß, was sie tun muss, um zu überleben und schließlich einen Weg für sich und ihre Kinder zu finden. Beeindruckend ist auch „Geißels Rache“, der Band, der besonders deutlich macht, dass die Leser es hier nicht mit Schmusekätzchen zu tun hat, sondern mit Raubtieren, die auch vor Grausamkeit und Mord nicht zurückschrecken. Gleichzeitig wecken sie aber auch Mitleid und Verständnis mit einer Figur, die bisher nur ein eindimensionaler Bösewicht war.
Die Katzen werden nur bis zu einem gewissen Grad vermenschlicht - tatsächlich versuchen die Autorinnen immer wieder, Verhaltensweisen und Wesenszüge einfließen zu lassen, die der Spezies eigen sind. Sie schildern die Menschenwelt mit all ihren Gefahren und Bedrohungen nämlich immer aus sehr kätzischer Sicht. Natürlich bedienen sie sich dabei auch klassischer Klischees, wissen diese aber immer wieder abzuwandeln und neu zu interpretieren.
Die Künstler weisen ebenfalls unverhohlen darauf hin, dass die Krieger der Clans ganz andere Moralvorstellungen haben als Menschen und durchaus das Überleben ihres Volkes an erste Stelle setzen. Daher geht es manchmal auch etwas brutal zu, auch wenn sie sich bemühen, die Gewalt doch eher kindgerecht zu halten. Amüsant ist eher der Blick auf die Menschenwelt, wird den Lesern doch oft genug mit einem Augenzwinkern ein Spiegel vorgehalten. Deshalb kann es durchaus sein, dass man nach der Lektüre seine Katzen aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen wird. Die Zeichnungen vertiefen die Atmosphäre noch, weiß der Künstler die Eigenheiten der Felltiger doch mehr als genial einzufangen und zum Leben zu erwecken.
Vor allem Fans werden ihre Freude an der Box haben, die eine wunderbare Ergänzung der ebenfalls bereits als Sammlerbox erhältlichen ersten Staffel der Romanserie ist. Aber die Geschichten sind durchaus auch für die Fantasy-Fans verständlich, die sich auf eine angenehmere Art in die Welt der Katzenclans einlesen möchten. Dabei richten sich die Macher - wie schon bei den Romanen - an junge und erfahrene Leser gleichermaßen, denn jeder findet spannende Aspekte und Details in den vielschichtigen und ungewöhnlichen Storys, die gekonnt mit jeglichen Klischees spielen.