Frankenstein: Underground (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 31. Dezember 2015 20:32
Mike Mignola
Frankenstein: Underground
(Frankenstein; Underground , 2015)
Übersetzung von Frank Neubauer
Titelbild von Mike Mignola
Zeichnungen von Ben Steinbeck
Cross Cult, 2015, Hardcover, 160 Seiten, 29,95 EUR, ISBN 978-3-86425-689-9
Von Christel Scheja
Mike Mignola hat in seinem „Hellboy“-Universum viele Horror-Mythen verarbeitet, mögen sie nun dem Volksglauben oder der Phantasie einzelner Autoren entsprungen sein. Auch „Frankensteins Monster“ fand seinen Eingang und erwies sich als so vielschichtig und interessant, dass er ihm nun einen eigenen Band widmet. „Frankenstein: Underground“ erzählt, wie es der Kreatur vor und nach der Begegnung mit Hellboy erging.
Ausgerechnet dieser ist derjenige, der die Kreatur ohne Namen aber mit einem eigenen Willen aus einem grausamen Labor in Mexiko befreit, in dem er lange Jahre leiden musste. Sie flieht hinaus in die Wüste und sucht Zuflucht in zerfallenden Ruinen, wo sich eine alte Frau seiner annimmt. Zwar erkennt das Monster mit dem durchaus menschlichen Herzen schnell, dass sie eine Hexe ist, aber im Vergleich zu den Kreaturen, die gerade auf ihn aufmerksam geworden sind, ist sie ihm ausgesprochen wohlgesonnen. Weil das Wesen nicht noch einmal erleben will, dass Unschuldige durch ihn sterben, wagt es sich durch einen Riss in der Erde hinab in die Unterwelt, nur um festzustellen, dass die Dunkelheit von den unterschiedlichsten Kreaturen bewohnt wird, die noch monströser als er selbst sind. Was ihm letztendlich bleibt, ist an dem festzuhalten, was ihn ausmacht, auch wenn Dämonen der Hölle und Geister ihn für ihre Zwecke benutzen wollen.
Wer „Hellboy“ kennt und liebt, weiß, dass Mike Mignola sehr gerne die monströsen Charaktere, die eigentlich jeder als böse einstuft, bewusst zu den Helden seiner Geschichten macht. Und das trifft in noch größerem Maße auf „Frankensteins Monster“ zu.
Hier scheint ihm vor allem der schon von Mary Shelley angesprochene Aspekt zu gefallen: die Menschlichkeit, die auch dem künstlich geschaffenen Wesen innewohnt. Es ist auf seine Weise kultiviert und folgt den ethischen Grundsätzen, die sein Schöpfer gebrochen hat. Auch wenn es selbst Blutschuld auf sich geladen hat, so versucht es diese doch mit guten Taten zu sühnen und sich nicht mehr von seinem Instinkt leiten zu lassen.
Und so muss er sich in einer Welt bewähren, in der die Dunkelheit das Sagen hat. Spannend und dramatisch schildern die Künstler nicht nur die äußeren sondern auch die inneren Kämpfe, vor allem als die Kreatur am Ziel seiner Reise angekommen zu sein scheint und sich seiner größten Herausforderung stellen muss. Licht und Schatten verweben sich so ineinander, dass der Leser selbst entscheiden und herausfinden muss, wer ihm positiver erscheint.
Dabei geht es dem Autor und dem Zeichner nicht um die vordergründige Action - hier finden die interessantesten Kämpfe im Inneren der Figuren und in den Dialogen wieder. Der Zeichenstil erinnert sehr stark an „Hellboy“ und fügt sich durch die erdigen Töne und die harten Konturen sehr gut in das Universum ein. Ben Steinbeck steht seinem Mentor jedenfalls stilistisch in nichts nach.
„Frankenstein: Underground“ ist ein durchaus lohnenswerter Band für alle Fans, die nicht nur „Hellboy“ schätzen sondern auch die eigenwillige Interpretation des Künstlers von anderen literarischen Mythen. Gerade in diesem Album erweist er sich als würdiger Nachfolger von Mary Shelley, da er gerade den wichtigsten Aspekt des Originals betont: Die Menschlichkeit des Monsters.