Waisen: Ringo 4: Fleisch und Stahl (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 31. Dezember 2015 20:28
Franco Busatta, Emmiliano Mammucari u.a.
Waisen: Ringo 4
Fleisch und Stahl
(Orfani: Ringo 4, 2015)
Übersetzung aus dem Italienischen von Monja Reichert
Titelbild von Emiliano Mammucari
Zeichnungen von Luca Genovese, Paolo Baclieri u.a.
Cross Cult, 2015, Hardcover, 208 Seiten, 19,80 EUR, ISBN 978-3-86425-695-0
Von Christel Scheja
Eigentlich hat Ringo nur seine Ruhe haben wollen, aber eine alte Freundin hat ihn aus seinem Versteck gelockt und ihm die Verantwortung für drei Jugendliche aufgedrückt, in denen er oft genug sich selbst sieht… vor allem weil einer der jungen Männer oder das Mädchen sein eigenes Kind sein könnte.
Aber auch Jsana Juric ist durch die Befreiung der drei Waisen aus dem Gefängnis wieder auf ihn aufmerksam geworden und lässt ihn jagen. Seit diesem Tage ist Ringo mit den Jugendlichen auf der Flucht. Neben den Verfolgern kommen nun auch noch die Gefahren dazu, mit denen das postapokalyptische Italien aufwartet: alte Technologie, Verräter und Geschäftemacher setzen ihnen immer wieder zu.
Frieden haben sie bisher nicht gefunden, denn wann immer sie sich in einer Zuflucht sicher glaubten, wurden sie wieder von irgendwem aufgeschreckt oder aber in eine Falle gelockt - oft genug auch durch den Leichtsinn und die Unerfahrenheit der jungen Leute. Als sie schließlich von einem Flugplatz erfahren, von dem aus immer wieder Flüge in die Neue Welt starten, die sie endlich aus der Reichweite der Präsidentin bringen könnte, machen sich Ringo und seine Begleiter auf den Weg, nur um festzustellen, dass genau dieser Ort in der Hand einer Gruppe Jugendlicher ist, die eines nicht in ihrer Nähe dulden wollen und rigoros bekämpfen, nämlich Erwachsene!
Es ist erstaunlich, wieviel sich die Macher von „Waisen“ auch auf der apokalyptischen Erde einfallen lassen, um damit den üblichen Handlungsmustern zu entgehen. Das Italien, durch das sich Ringo und seine Begleiter kämpfen, ist ganz anders als erwartet, denn es gibt keine Monster, keine Zombies, dafür aber genug Menschen, die ihrer eigenen Agenda folgen und dadurch wieder einmal beweisen, dass der größte Feind Vertreter der eigenen Rasse sind. Und das ist auch in diesem Teil nicht anders, in dem seine Schutzbefohlenen zwar herzliche Aufnahme finden, Ringo aber höllisch aufpassen muss. Allerdings ist er auch der einzige, der das Wissen hat, um den Grund für eine Krankheit zu finden, die die Jugendlichen schon eine ganze Weile heimsucht.
Wie immer macht gerade diese Interaktion - der Umgang mit den Sünden und Fehlern der Vergangenheit - den besonderen Reiz der Serie aus. Natürlich bekommen auch die drei Jugendlichen wieder Raum, werden im Zusammenspiel mit den neuen „Freunden“ auf unerwartete Proben gestellt, was für zusätzliche Spannung sorgt. Auch wenn das eigentliche Ziel der Vier ein wenig aus den Augen geraten zu sein scheint, die Geschichte überzeugt doch durch die lebendige Interaktion der Figuren, die neue Einblicke in deren Charakter erlaubt. Wenn auch die Handlung äußerlich zum Stehen kommt, Hintergrund und Entwicklung der Helden profitieren davon.
Damit ist auch „Fleisch und Stahl“ ein weiteres spannendes Kapitel der „Waisen: Ringo“-Saga, die das Geschehen auf der Erde beleuchtet und dabei eine postapokalytische Welt entwirft, deren Erforschung auch dem erfahrenen Lesern Spaß machen kann, da die Künstler entweder mit den Klischees spielen oder diese erst gar nicht wirklich aufkommen lassen.