Assassin’s Creed - Die Bildgewalt eines Epos, Matthew Miller

Matthew Miller
Assassin’s Creed - Die Bildgewalt eines Epos
(Assassin*s Creed - The Complete Visual History, 2015)
Aus dem Amerikanischen von Tobias Toneguzzo
Zeichnungen von Jeff Simson, Alexandre de Lamerterie u.a.
Panini, 2015, Hardcover, 320 Seiten, 49,90 EUR, ISBN 978-3-8332-3171-1

Von Christel Scheja

„Assassin’s Creed“ gehört zu den erfolgreichsten Computer-Spiel-Reihen der Vergangenheit, auch wenn der Spielablauf immer gleich erscheint, und sich auch der grundlegende Konflikt nicht sonderlich geändert hat. Aber begeisterte Spieler wissen, was sie an der Saga haben: rasante Action, immer wieder überraschende Entwicklungen in der Handlung und nicht zuletzt fast filmreife Kulissen, durch die sich die Heldenfiguren bewegen. „Assassin’s Creed - Die Bildgewalt eines Epos“ konzentriert sich genau darauf.

 

In der Zeit des dritten Kreuzzuges erwacht ein Konflikt zum Leben, der sich durch die kommenden Jahrhunderte zieht. Hinter den Kulissen großer Momente der irdischen Geschichte - Kriege, Revolutionen und Zeitalter der Entdeckungen und Entwicklungen - tobt seitdem ein Kampf zwischen zwei Gruppen, die einander bis aufs Blut hassen. Wer von ihnen ist gut, wer böse?

Die einen kennt die Geschichte als die Templer, glorreiche Kämpen Christi, die in das Heilige Land gekommen sind, um die Stätten zu befreien und beschützen, an denen Jesus und andere Heilige gewirkt haben. Die anderen sind die Meuchelmörder des Alten vom Berge, die einer ganz eigenen Agenda nachgehen und nicht wirklich an einen Gott zu glauben scheinen. Wie ihre Festung, so sind auch ihre Motive verborgen.

Auch wenn die beiden Orden längst Geschichte scheinen, so gibt es sie doch immer noch, und sie haben ihr Wirkungsfeld mittlerweile verlagert. Erst im Italien der Renaissance, später dann während der großen Zeit der Piraten, des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und der französischen Revolution, ja selbst im Zeitalter der industriellen Revolution mischen Assassinen und Templer mit - manchmal sogar in Positionen, die den Lauf der Weltgeschichte erschüttern könnten.


Von Anfang an war es den Machern der „Assassin’s Creed“-Reihe wichtig, nicht nur irgendeine x-beliebige Szenerie zu erschaffen, sondern den Spieler tatsächlich in das Palästina des 13. Jahrhunderts, nach Rom und Florenz an der Schwelle der Neuzeit, aber auch in die Dschungel Mittelamerikas zu versetzen. Aus diesem Grunde waren die Künstler und Designer gefragt, nicht nur gründlich zu recherchieren, sondern auch glaubwürdige Figuren zu erschaffen, die einerseits von Kleidung und Aussehen her in die Zeit passten, andererseits aber auch unverwechselbar in ihren Rollen zu erkennen waren.

Wie gut oder schlecht das gelungen ist, vermittelt das Artbook, das nicht nur unzählige Bilder aus den einzelnen Epochen der Reihe präsentiert, sondern auch die entsprechenden Erklärungen dazu abliefert. Man erfährt, wie gründlich die Künstler sich alles angesehen haben, um nicht nur die Vergangenheit anhand der zeitgenössischen Illustrationen zu gestalten, sondern auch die Farbtöne einzufangen, die in der Region vorherrschend sind - die Atmosphäre der Karibik ist anders als die des revolutionären Paris, in dem sich der Held durch Schmutz und Dreck bewegen muss.

Eine gute Auswahl wurde dabei getroffen; neben vielen Landschaften gibt es auch immer wieder Charakter-Designs, die dem Leser die wichtige Figuren des jeweiligen Teils näher bringen. Die Texte erläutern, welche Intention hinter den Konzept-Zeichnungen steckt und wie sich diese später auch im Spiel wiederfinden. Dabei werden nicht nur die Haupttitel unter die Lupe genommen, auch die Ableger wie „Lieration“, „Rogue“ und „Chronicles“ erhalten ihr eigenes Kapitel, ähnlich wie die Comics.

Zwar bekommt man nicht so viele Illustrationen geboten, wie in den Einzel-Artbooks, dafür aber umso mehr Informationen, die den Kauf lohnenswert machen - vielleicht noch mehr, als wenn man „nur“ einen Band mit Bildern hat.

„Assassin’s Creed - Die Bildgewalt eines Epos“ ist sein Geld mehr als wert, vor allem wenn man als Fan der Reihe nicht unbedingt nur die Illustrationen genießen will, sondern auch mehr über Intention und Art der Gestaltung der einzelnen Titel erfahren möchte. In dieser Hinsicht erfüllt der großformatige Band nämlich alle Wünsche und wird durch die ausführlichen Texte auch für die Leser interessant, die nicht unbedingt Spieler sind, sondern Fantasy und Bildbände im Allgemeinen mögen.