Conan 12: Cimmeria (Comic)

Conan 12
Cimmeria
(Cimmeria)
Autor: Timothy Truman
Zeichner: Tomás Giorello, Richard Corben
Farben: José Villarrubia
Übersetztung: Michael Strittmatter
Lettering: RAM
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 196 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-86607-956-4

Frank Drehmel

Das zwölfte Tradepaperback der "Conan"-Reihe des Panini-Verlages enthält die ersten acht Ausgaben (# 0 – # 7) der 2008 im Dark Horse Verlag gestarteten Serie "Conan the Cimmerian" in deutscher Erstveröffentlichung.

Für das Szenario zeichnet mit Timothy Truman ein Ur-Gestein der Fantasy- und Comic-Industrie verantwortlich, dessen Arbeit an der Comic-Serie "Grimjack" Mitte der 80er nicht nur unter den Independent-Fans für Furore sorgte. Den grafischen Part dieser ersten Storys teilen sich der argentinische Künstler Tomás Giorello, der verglichen mit dem zweiten Mann im Bunde, Richard Corben, ein regelrechter Frischling innerhalb der Szene ist, obgleich er für Dark Horse schon einige Arbeiten abgeliefert hat. Corben veröffentlichte vor mehr als 40 Jahren seine ersten Comics und wurde vor rund 35 Jahren durch seine Beiträge im französischen Magazin "Métal Hurlant" (engl. "Heavy Metal"; dt. "Schwermetall") einem breiten Publikum bekannt.

Conan, der große Teile der Welt bereiste, phantastische Abenteuer in exotischen Ländern erlebte, Monster und Priester tötete und als Dieb oder Mörder in den Gefängnissen von Königen schmachtete, kehrt zurück in seine Heimat Cimmeria, in das Land der Finsternis und tiefer Nacht, in ein Land, dessen Bewohner dem grausamen Gott Crom huldigen.

Kaum dass er die Grenzen überschritten hat, ist er gezwungen, gegen eine Sippe marodierender Vanir zu kämpfen, und wird, als es für ihn schlecht steht, von einem Fremden gerettet. Dieser alte, einäugige Mann hütet nicht nur ein ungewöhnliches, persönliches Geheimnis, sondern weiß auch eine Geschichte über Conans Großvater, Connacht, zu erzählen.

Nachdem sich die beiden getrennt haben, begegnet der Barbar auf der Suche nach jagbarer Nahrung in der grimmigen Kälte des Hungermondes einer alten Freundin aus seiner Kindheit, der jungen Caollan. Die Frau befindet sich auf der Flucht vor einigen Aesir – darunter auch ein ehemaliger Gefährte des Cimmeriers –, welche Caollan als Ausgleich für den Bruch des Waffenstillstandes zwischen beiden Völkern durch einen nordcimmerischen Häuptlingssohn fordern. Nicht zuletzt aus Loyalität zu seiner Stammesgenossin stellt sich Conan gegen den alten Freund und flieht zusammen mit der jungen Frau. Während dieser Flucht kommen sich die beiden nicht nur näher, sondern Conan erfährt auch weitere Geheimnisse aus dem unsteten Leben seines Ahns.

Mit "Conan the Cimmerian" stellt Truman einmal mehr unter Beweis, dass er nicht nur ein exzellenter Künstler ist, sondern sich auch im Storytelling mit zum Beispiel Kurt Busiek, dem Reanimator Conans, problemlos messen kann.

Vom Aufbau her lassen sich in dieser Geschichte drei Zeit-Ebene ausmachen. Zunächst einmal wären da die alternierenden Story-Arcs um Conan und seinen Großvater Connacht, die jeder für sich genommen spannend, lebendig und doch sehr straight nach klassischer Sword & Sorcery-Manier inszeniert sind, wobei die Verknüpfung dieser beiden Ebene zugegebenermaßen zum Teil etwas konstruiert wirkt.

Das eigentlich Interessante sind jedoch zwei Szenen innerhalb des ersten Kapitels, also der Ausgabe 0 der Serie: zunächst fällt der Blick des Lesers auf eine altmodische Schreibmaschine, die in einem Zimmer steht, dessen Interieur einschließlich der Details – wie herumliegender Ausgaben des Pulp-Magazins "Weird Tales" – eindeutig auf das erste Drittel des letzten Jahrhunderts datiert. Auf der nächsten Seite erfolgt dann im ersten Panel die Überblendung vom vollen Mond der texanischen Weite zum Mond über Cimmeria. In der dieses Kapitel abschließenden Szene vollzieht sich die Überblendung in entgegengesetzter Richtung vom Auge eine Eule zum runden Scheinwerfer eines alten Ford Sedan Delivery, und wir schauen einem Mann beim Verfassen eines Gedichtes über die Schulter. Diese beiden kurzen Sequenzen stellen eine kleine Hommage an den Schöpfer, den geistigen Vater Conans, den amerikanischen Schriftsteller Robert E. Howard, dar, wobei das Baujahr des Ford für das Jahr 1932 stehen! soll, in welchem Howard das Gedichte – "Cimmeria" – verfasste, auf dem Truman seine Geschichte aufbaut.

Anders als die gefällige Story hinterlässt das Artwork einen – freundlich ausgedrückt – zwiespältigen Eindruck; und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die Passagen, für die Tomás Giorello verantwortlich zeichnet, sind kraftvolle, dynamische, atmosphärisch dichte und damit ernsthafte Fantasy-Kunst, die man gerne anschaut und die einen in die Geschichte mitnimmt. Nicht so jedoch Corbens Beiträge: seine grafisch voluminösen, plastischen Figuren umfängt alleine aufgrund derer Physiognomien – längliche Gesichter mit überbetonten, toonhaften-Augen auf zu kleinen Körpern – sowie der tölpelhaften Körpersprache permanent der Hauch von Satire oder eines Semi-Funny-Comics, welcher die grimmige, kalte Atmosphäre, die Truman und Giorello aufbauen, mehr als ein Mal brutal zerstört.

Fazit: Trotz des zwiespältigen Artworks, in dem Corbens "Leistung" das eigentliche Versagen markiert, ist dieses zwölfte Tradepaperback wegen Trumans Story und Giorellos Zeichnungen dennoch lesenswert.