Uwe Hermann: Das Amt für versäumte Angelegenheiten und weitere Kurzgeschichten (Buch)

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Kategorie: Rezensionen

Veröffentlicht: Sonntag, 13. Dezember 2015 12:34

Kurzgeschichten verkaufen sich nicht. Diese Meinung ist zumindest in den Redaktionsbüros der großen Verlagshäuser weidlich anzutreffen. Die kurze, pointierte Geschichte hat über die Jahrzehnte seine Anhängerschaft verloren und fiel somit gnadenlos dem Rotstift zum Opfer. Einzig die Kleinverlage publizieren noch entsprechendes Lesefutter, doch auch hier sind die Auflagen eher gering, der Zuspruch, abseits einer kleinen Schar von Lesern, übersichtlich.

Noch weit mehr gilt dies für Autoren der deutschen Zunge. Wie der Autor vorliegender Kollektion - immerhin bereits die vierte Sammlung mit Storys von Uwe Hermann - in seinem Vorwort ausführt, hätte kein Verlag diese Zusammenstellung herausgebracht. Zu unterschiedlich seien die Beiträge, doch gerade dies, die Vielfalt ist einer der großen Stärken des Buchs.

Um noch einmal den Autor zu Wort kommen zu lassen: „Für mich ist Schreiben wie Urlaub. Und wer will schon ein ganzes Jahr lang am selben Strand verbringen, selbst wenn er noch so schön ist?“

Was uns Hermann hier offeriert, lässt sich in keine Schublade einreihen. Da mischt er ohne Scheu verschiedenste Subgenres, offeriert uns Action-Knaller ebensowie leise Töne und unterhält seine Leser dabei ebenso routiniert wie versiert. Stilistisch neigt er dazu, seine Protagonisten als Ich-Erzähler zu Wort kommen zu lassen, zeichnet mit wenigen Pinselstrichen seine Gestalten, um diese dann ihren Prüfungen auszusetzen.

Den Auftakt macht dabei eine Fantasy-Geschichte um den Lehrling eines Zauberers, der von seinem Meister ausgesandt wird, das gestohlene Zauberbuch des Magiers wieder zurückzuholen. Dass er dabei quer durch die Zeiten reisen muss, erweist sich als fatal, trifft er doch immer wieder auf denselben Gegner, einen Gegner, den er bestens kennt.

In der nächsten Geschichte begegnet uns ein junger Mann, den sein Vater seit frühester Jugend auf UFO-Jagd mitgenommen hat. Endlich hat er sich von seinem spinnenden Erzeuger losgesagt, eine eigene Wohnung bezogen, da tritt der Ernstfall ein - die Aliens sind da.

Auch die Religion wird von Hermann nicht ausgesperrt. Der heilige Wasserabsperrhahn gewährt seinen Gläubigen, gegen Bares versteht sich, die körperliche Wiederauferstehung. Dies kommt einem Schausteller, der Abend für Abend in der Manege im Kampf gegen einen Roboter antritt, zupass, sorgten seine amourösen Abenteuer doch dafür, dass der Direktor des Zirkus dafür sorgte, dass er einem Unfall zum Opfer fiel. Seine teuer bezahlten Aufrüstungen haben neben dem Überleben aber auch unerwünschte Folgen.

Zusammen mit Uwe Porst verfasst folgt dann die Geschichte um einen raffinierten Diebstahl, bei dem der Räuber die Cyber-Tiere des auserkorenen Opfers für seinen Raub nutzt.

Auch wenn man seinen Geist mühelos von einem Menschen auf den nächsten versetzten kann, sind viele Jäger des Hasen Tod. Dies muss auch ein ehemaliger Agent erkennen, als sein alter Chef ihn endgültig aus dem Verkehr ziehen will. Doch es gibt ja noch…

Als der Präsident der USA an einem Herzinfarkt stirbt, taumelt die Weltmacht am Rande des Untergangs, hat der Verschiedene doch vor seinem unzeitigen Ableben die Codes für die Nuklea-Rraketen allesamt geändert und den neuen Code niemanden mehr mitgeteilt. Wie nur kann man den dringend benötigten Schlüssel erhalten? Geheimdienste, der Vizepräsident und der Priester des Präsidenten wissen sich keinen anderen Rat, als eine Truppe Agenten in den Himmel einzuschleusen - nur ist der Präsident zum einen bei der Konkurrenz eingezogen, zum anderen…

Was wäre, wenn man den Körper mittels künstlicher Organe verbessern könnte? Ein Riesengeschäft für den Hersteller der Ersatzteile, doch wie lange bliebe ein Mensch noch menschlich, wenn so gut wie alles an ihm verbessert würde? Und wo hört die Aufrüstung auf?

Seit dem großen Knall sorgen fleißige Wesen dafür, dass es im Universum geregelt zugeht. Dabei hat sich aber ein gewisser Schlendrian eingeschlichen, Bürokratie und der Trott haben ihre Spuren hinterlassen. Undenkbar, was geschehen könnte, wenn die Verwaltung im Amt nicht wieder auf Vordermann gebracht würde…

Die letzte Erzählung um die Aufklärung eines Mordes hat mich persönlich am meisten gefesselt. In Hamburg sitzt die Firma, die die Welt revolutioniert hat. Ihre Nano-Roboter können Tote für ein paar wenige Minuten wieder zum Leben erwecken, diese werden sodann von dem ermittelten Beamten nach ihren Mörder befragt, Fall gelöst. Doch was, wenn das Opfer Wichtigeres im Kopf hat, als den Täter zu benennen, der Tatort steril gemacht wurde und der Vorsitzende der AG alle Strippen zieht, um eine Untersuchung zu unterbinden? Da ist doch etwas faul im Staate Dänemark, da geht es um Geld, Macht und noch viel mehr.

Also, wagen Sie ruhig einmal den Griff zu einer Kollektion - zu dieser Kurzgeschichtensammlung; wie sie sehen, warten viele unterschiedliche, überraschende und kurzweilige Welten darauf, entdeckt zu werden.

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