François Loeb: Buchhandlung zum goldenen Buchstaben (Buch)

François Loeb
Buchhandlung zum goldenen Buchstaben
Allitera, 2015, Paperback, 176 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-86906-762-9 (auch als eBook erhältlich)

Von Irene Salzmann

Der Schweizer François Loeb, Jahrgang 1940, wohnhaft mit seiner Familie im Schwarzwald, übernahm nach seinem Studium und Tätigkeiten in kanadischen und Schweizer Unternehmen das von seinem Urgroßvater gegründete Warenhaus Loeb in Bern bis 2005. Nebenbei war er aktiver Politiker und startete eine Karriere als Schriftsteller. Für die Kurzgeschichten in „Buchhandlung zum goldenen Buchstaben“ konnte er auf seine mannigfaltigen Erlebnisse im Einzelhandel zurückgreifen.

Der vorliegende Band beinhaltet 57 kurze Erzählungen, einige davon sind bereits der Lyrik und den Sprachexperimenten zuzuordnen. Alles hat mit Worten, Geschichten, Büchern, Buchhandlungen und Lesern zu tun. Da man die einzelnen Texte schnell durch hat, kann man leicht unterbrechen und sich bis zum nächsten Griff nach dem Buch auf die kuriosen Schilderungen freuen, die noch auf einen warten.


Die erste Story ist sehr gut platziert, da sie auf das Kommende einstimmt und neugierig macht. „H-und-e-Wissen“ ist ein Wortspiel, welches dem Leser erst nach einigen Zeilen klar wird. Sehr amüsant wird beschrieben, wie ein kauziger Hundebesitzer den Buchverkäufer mit einer ganz speziellen Bitte überrascht.
Ein ähnliches Kaliber ist die „Haustürabholung“. Ein älteres Ehepaar freut sich auf die Einladung zu einer Lesung mit Abholung, und wieder darf man den Titel wortwörtlich verstehen.
„Der Held“ fasst einen vermeintlichen Kassenräuber und übergibt ihn der Polizei. Wenig später steht der Abgeführte wieder vor dem Verkäufer und verrät ihm freundlich lächelnd etwas Verblüffendes.
„Krass“ soll es sein, was der junge Mann in der Buchhandlung kaufen möchte, aber er meint keineswegs einen Titel aus der Splatter-Abteilung. Die (Jugend-) Sprache und der Dialekt können tückisch sein.
Der junge „Cyberbiologe“ wurde ausgeschickt, um geflügelte Worte einzufangen. Auch in einer Buchhandlung wird ihm das kaum gelingen. Aber der Verkäufer hat eine Idee.


Es macht wirklich Spaß, in den abwechslungsreichen Geschichten zu schmökern. So manche wird einen wahren Kern haben, der zum Unterhaltungszweck entsprechend ausgeschmückt wurde. Der Autor erzählt flüssig, humorig, oft auch überspitzt und hinterfragt auf diese Weise seine eigenen Klischeevorstellungen und philosophisch anmutenden Abrisse. Auch finden sich Anspielungen auf namhafte Autoren und ihre Werke (Rilke, Kafka, Grass). Letztendlich staunt man, dass so viele verschiedene Erzählungen zu diesem Thema zustande kamen, und keine davon ist langweilig. Man fühlt sich sogar etwas an Ephraim Kishon erinnert…

Erwähnenswert ist außerdem, dass der Autor zehn Geschichten ausgewählt hat, die der Leser des Buchs per Link oder QR-Code herunterladen und als PDF im Freundeskreis verschicken kann. Eine nette und gewiss auch werbewirksame Idee!

Ferner dient „Buchhandlung zum goldenen Buchstaben“ als Vorlage für den „Buch-Augen-Blicke“-Wettbewerb, der von der ELA-Stiftung Solothurn getragen wird und für dessen Ausführung Allitera, Thalia, BUCH CONTACT u. a. kooperieren. Wer eine Kürzestgeschichte zu den Themen Buch, Buchhandel und Lesen bis zum 30.12.2015 einreichen möchte, erfährt zum Beispiel hier Näheres oder hier.

François Loebs „Buchhandlung zum goldenen Buchstaben“ ist eine heitere, abwechslungsreiche und durchaus tiefgründige Lektüre für Buchfreunde allen Alters.