Nautilus 139 & 140 (Magazin)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 08. November 2015 12:21
Nautilus 139
Oktober 2015
Nautilus 140
November 2015
Abenteuer Medien Verlag, 2015, Magazin, je ca. 56 Seiten, je 4,50 EUR (auch digital erhältlich)
Von Christel Scheja
In den letzten beiden Ausgaben der „Nautilus“ hatte die Fantasy die Nase vorn, was aber zum Teil auch an den Filmen und Serien liegen dürfte, die zur Zeit die Zuschauer begeistern.
In der 139. Ausgabe drehte sich alles um zwei Themen. „Bastarde“ nehmen nicht nur in „Game of Thrones“, sondern auch in der menschlichen Geschichte eine wichtige Rolle ein. Gerade die Historie zeigt, dass es manchmal gar nicht so schlimm war, nicht aus einer legitimen Verbindung zu stammen, Gerade die Kinder hochrangiger Adliger konnten hoffen, ein angenehmes Leben führen zu dürfen oder selbst zu Ruhm und Ehre zu kommen. Anders in „Game of Thrones“, dort haben Bastarde oft einen schweren Stand und werden gesellschaftlich nicht anerkannt - es sei denn, sie schaffen durch Intrigen und Gewalt oder heldenhafte Taten, sich Macht oder Ruhm zu verschaffen… oder aber die Eltern verschweigen die illegitime Abkunft.
Im zweiten Thema der Ausgabe dreht sich alles um „Königsmörder und Hexenkriege“, kommen doch mit „The Last Witch Hunter“ und „Macbeth“ entsprechende Filme ins Kino, die genau diese Inhalte vorantreiben.
„Die Welt des Peter Pan“ beschäftigt die 140. Ausgabe. Immerhin kommt eine Neuinterpretation der Vorgeschichte des ewigen Jungen in die Kinos. Grund genug, um den Film ausführlich vorzustellen und sich mit den verschiedenen Ausprägungen des Peter-Pan-Mythos in den Medien zu beschäftigen. Welche skurrilen Ideen weist er auf und wie sieht die dunkle Seite der Trickster und Abenteurer eigentlich wirklich aus. Und welche anderen phantastischen Inseln gibt es noch?
„Der Rote Planet“ ist das andere Schwerpunktthema, wird doch auch der Film „Der Marsianer - Rettet Mark Watney“ vorgestellt; gleichzeitig stellt man andere Geschichten rund um unseren faszinierenden Nachbarplaneten vor, einschließlich der Ideen, die der Ökopunk in Bezug auf den Mars hinterlassen hat.
Eine Stärke der „Nautilus“-Redakteure ist es, sich nicht nur auf die phantastischen Streifen zu konzentrieren, sondern auch Artikel zu präsentieren, die das Thema erweitern und vertiefen. Gerade die Berichte, die sich nicht mit dem ausschlaggebenden Film beschäftigen, sind die interessantesten. So weiß „Der Bastard als Figur in Geschichte und Literatur“ besonders zu gefallen. Er räumt mit Vorurteilen auf, die erst die bürgerliche Gesellschaft im 19. Jahrhundert geschaffen haben mag. Denn uneheliche Kinder hatten vielleicht nicht das gleiche Erbrecht wie ihre Geschwister aus den legalen Ehen, aber durchaus auch Aufstiegschancen. Historische Beispiele bezeugen diese Thesen und leiten schließlich auch zu dem Wandel im Denken über, der sich noch heute in der Fantasy-Literatur widerspiegeln mag. Interessant sind auch die Interviews mit Autoren und Filme-Machern in dieser Ausgabe, plaudern diese doch ganz offen aus dem Nähkästchen, ohne natürlich gleich alles zu verraten.
Das gleiche ist auch bei den Gesprächen in der Ausgabe 140 der Fall; immerhin kommen hier nicht einmal nur Schauspieler zu Wort. In dieser Ausgabe können vor allem der Artikel „Faszination Mars - Der Rote Planet in Wissenschaft und SF“ und „Soziopathen - Die Schattenseite der Heroen und Trickster“ punkten. Auch hier ergänzen die Autoren die Begeisterung für die Filme mit Hintergrundwissen, wobei der zweite besonders interessante und spannende Fragen aufwirft. Was ist eigentlich an Peter Pan, aber auch Sherlock Holmes oder Batman so faszinierend und gleichzeitig erschreckend, auch wenn man sie ansonsten aufgrund ihrer Taten schätzen mag?
Wie immer finden Leser, die sich bereits mit dem Thema beschäftigt haben, neue Aspekte, die durchaus nachdenkenswert und diskussionswürdig sind, während Neueinsteiger erst einmal eine spannende Einführung erhalten.
Alles in allem erweisen sich die Ausgaben 139 und 140 der „Nautilus“ als wieder sehr lesenswert, vor allem wenn man ein Faible für Fantasy-Themen hat. Gerade die ergänzenden Artikel sind die Highlights und schon für sich alleine lesenswert.