Geschichten aus dem The Goon Universum 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 08. November 2015 09:52
Eric Powell
Geschichten aus dem The Goon Universum 1
(The Goon: Calamity of Conscience, Deaths Greedy Commupance, The Deformed of Body and the Devious of Mind, 2009-2015)
Titelbild und Zeichnungen von Eric Powell
Übersetzung aus dem Englischen von Frank Neubauer
Cross Cult, 2015, Hardcover, 408 Seiten, 50,00 EUR, ISBN 978-3-86425-811-4
Von Christel Scheja
In der 1999 in den USA und mittlerweile auch komplett bei Cross Cult erschienenen Comicserie „The Goon“ dreht sich alles um den gleichnamigen Titelhelden, der mit seinem Sidekick Franky in einer nicht näher benannten Stadt für den Mafioso-Paten Labrazio arbeitet. Dabei bekommt er es auch immer wieder mit allerlei seltsamen Typen und Kreaturen zu tun. In „Geschichten aus dem The Goon Universum“ 1 erscheinen nun Geschichten, die nicht direkt mit der Haupthandlung zusammenhängen.
„Die schwere Bürde des Gewissens“ treibt alle Kampffähigen an, in den Krieg zu ziehen, auch den Wicker, der sonst immer sein eigenes Süppchen kocht. Der Goon hält sich bewusst etwas zurück, um für die Stadt im Pferdefresser-Wald da zu sein, wenn es sein muss. Denn ihm gefällt gar nicht, dass neben seinem Boss Labrazio offensichtlich auch ganz andere noch von den Toten zurückgekehrt sind.
„Die Quittung kriegt der Tod“ macht klar, dass die ruhigen Zeiten vorbei sind, in denen sich der Goon mit einem Glas Whiskey in der Bar niederlassen und den Tag verstreichen lassen konnte. Denn sein Boss, den er einst selbst um die Ecke gebracht hat, ist von den Toten zurück. Ein schwarzer Assassine, tortengierige Hobos und nicht zuletzt auch laszive Gorillas lassen ihn nicht zur Ruhe kommen, doch das ist noch nicht das Schlimmste - denn seine Freunde veranstalten auch noch eine Überraschungsparty für den Goon.
„Die körperlich Entstellten und geistig Verdorbenen“, als das sieht der Goon gerne schon einmal die glitzernden Vampire und Hobos, die am liebsten Würstchen fressen und eher zum Tagesgeschäft gehören, als Ärgernisse sind. Wirklich rund geht es erst, als sich ein „Karneval der verheerenden Freude“ in den Pferdefresser-Wald verirrt und für entsprechende Aufregung sorgt.
Die Geschichten aus dem Goon-Universum werfen den Leser gleich in die Materie. Wer die ursprüngliche Serie noch nicht kennt, der wird zunächst nichts mit den Helden und Schurken anfangen können, denn es gibt weder eine Einführung, noch ein Register, in dem man notfalls nachschlagen kann. So ist es zunächst nicht ganz so einfach, sich in der Geschichte zurechtzufinden und die Figuren auseinander zu halten, schon gar nicht versteht man die Andeutungen und Hinweise auf frühere Abenteuer und Konflikte.
Ist man aber bereits mit der Saga vertraut, erwartet einem die übliche Mischung aus skurrilen Typen, zynischen Kommentaren und bösen Gags vor einem Hintergrund, der Elemente des Western und Crime Noir munter mit Fantasy, Science Fiction und Horror vermischt. Wirklich zuordnen kann man die Saga so keinem Genre, da der Künstler sich immer wieder neue Dinge einfallen lässt.
Die drei Storys in diesem Band erzählen jeweils eine Geschichte, die in kleinen Episoden ihren Anfang nehmen, diese werden am Ende dann aber doch zu einem interessanten Gesamtbild zusammegefügt. Immerhin sind die wichtigen Figuren nicht nur vom Aussehen her zu unterscheiden, jeder hat einen ganz eigenen Charakter, der auch ohne Vorkenntnisse bekannten klassischen Archetypen zuzuordnen ist - aber glücklicherweise auch gelegentlich schon einmal aus dem Schema ausbricht. Überraschende Wendungen sind vorprogrammiert, die Handlung wartete auch schon früher wieder mit Momenten auf, in denen sich alles auf den Kopf stellt.
Wirklich tiefschürfend sind die Ereignisse aber nicht, sie verbreiten in erster Linie Spaß und sind gelegentlich auch schon einmal bitterböse Seitenhiebe auf den aktuellen Medien-Hype, wie etwa die Abrechnung mit den Glitzervampiren. Man merkt letztendlich, dass der Künstler nicht erwartet, dass man die Ereignisse ernst nimmt, sondern seine skurrilen und schrägen Ideen uneingeschränkt zu genießen weiß. Man merkt zudem, dass die Serie für -Eric Powell immer noch eine sehr persönliche Sache ist - so präsentiert er auch schon einmal Seiten in Schwarz-Weiß, weil ihm diese so besser gefallen und er es vermisst, dass er die Serie nicht mehr ganz so halten kann. Weitere Extras sind zusätzliche Covervarianten oder Pin-up-Galerien, so dass der Fan alles erhält, was er sich wünscht.
Die „Geschichten aus dem Goon Universum“ 1 bieten dem Fan durchweg spannende und unterhaltsame Geschichten, die nicht nur die Figuren, sondern auch die Welt weiter mit Farbe füllen. Allein Neueinsteiger werden von dem Band eher enttäuscht sein, da man doch einiges an Vorkenntnissen mitbringen muss, um alles nachvollziehen zu können, was sich Eric Powell wieder hat einfallen lassen.