Gruselkabinett 104: Allerseelen, Edith Wharton (Hörspiel)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 04. November 2015 09:49
Edith Wharton & Marc Gruppe (Script)
Allerseelen
Gruselkabinett 104
Sprecher: Judy Winter, Sabina Trooger, Cathlen Gawlich u.a.
Cover von Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2015, 1 CD, ca. 59 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5167-1
Von Christel Scheja
Edith Wharton (1862-1937) ist keine Unbekannte für den „Gruselkabinett“-Hörer, denn es wurde mit „Verhext“ (CD 47) bereits eine andere ihrer Geschichten vertont. Nun ist mit „Allerseelen“ eine zur Jahreszeit passende Erzählung umgesetzt worden.
Kate Miller folgt der Bitte ihrer Kusine Sara Clayburn, in der Nacht um Allerheiligen und Allerseelen bei ihr zu bleiben und sie nicht allein zu lassen. Warum dem so ist, das vertraut sie ihr an, als die beiden Frauen am Kamin sitzen.
Ein Jahr zuvor, Anfang November 1931 begann das Grauen, das sie seither nicht mehr wirklich in Ruhe ließ. An jenem Tag begegnete sie einer seltsamen Frau, die sich noch unverständlicher benahm und einfach verschwand. Sara dachte sich erst nicht viel dabei, doch dann hatte sie einen Unfall, der sie ans Bett fesselte. Danach erlebte sie in den dunklen Stunden der Nacht grauenhafte Dinge, musste sich mit unerklärlichen Geräuschen und Erscheinungen herumschlagen. Und nun fürchtet sie, dass sich dies wiederholen könnte, deshalb ist sie froh, Kate an ihrer Seite zu wissen. Doch können die Frauen dem Verhängnis wirklich entkommen?
„Allerseelen“ gehört zu den getragenen und ruhigeren Hörspielen, in denen sich das Grauen eher auf leisen Sohlen anschleicht und eher verhalten zeigt. Spannung entsteht dadurch, dass der Hörer nicht mehr weiß als die Protagonistin und sich so deren Angst nach und nach überträgt. Mit dem passenden Ambiente schafft man es deshalb sogar, sich selbst zu gruseln.
Judy Winter verkörpert ihre Figur Sara Clayburn mit der Eleganz und dem Selbstbewusstsein einer Dame, die genau weiß, was sie will. Deshalb wird es umso interessanter, als sie sich nach und nach von der Furcht einfangen lässt, ihre mutigen Versuche, herauszufinden, was eigentlich los ist, doch an einer Stelle enden, an der sie sich eingestehen muss, dass sie nicht alles erklären kann.
Die anderen Figuren bleiben eher blass, abgesehen von Kate Miller, die für ihre Kusine zum rettenden Anker wird. Aber auch hier geben sich die Sprecher deutlich Mühe, um den Personen wenigstens etwas Leben einzuhauchen. Dazu kommt eine gute Mischung aus Musik und Geräuschen, die Gänsehaut garantiert.
Deshalb gehört „Allerseelen“ zu den stimmungsvollen Hörspielen der „Gruselkabinett“-Reihe, das auch ohne Action und mit reinen Andeutungen eine Atmosphäre schafft, die noch eine ganze Weile nachzuwirken vermag.