Nausicaä aus dem Tal der Winde 3 (Comic)

Kayao Miyazaki
Nausicaä aus dem Tal der Winde 3
(Kaze no Tani no Nausicaä 3/Nausicaä of the Valley of the Wind 3, 1984)
Aus dem Japanischen von Junko Iwamoto & Jürgen Seebeck
Carlsen, 2010, Paperback, 148 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-551-74173-8

Von Irene Salzmann

Hayao Miyazakis Endzeit-SF-Drama schildert, wie Prinzessin Nausikaä entdeckt, dass sich die Erde gegen den Raubbau und die Gifte, die der Mensch ihr über Generationen zugemutet hat, wehrt. Allerdings tragen all die gefährlichen Pflanzen und Tiere dazu bei, dass sich die Welt langsam heilt. Man muss nur wissen, wie man mit diesem Prozess umzugehen hat und wie man sich anpassen kann, um zu überleben.

Allerdings vermag das Mädchen sein Wissen nicht weiterzugeben, denn nach dem Tod ihres Vaters wird sie in die Rolle der Anführerin gedrängt und soll ihr Volk in einen sinnlosen Krieg führen. Aber auch als die Lage eskaliert, bleibt Nausikaä ihren Prinzipien treu und versucht sogar unter ihren Feinden, Opfer zu vermeiden und die Verständigung zu suchen. Überraschend bekommt sie immer wieder Hilfe von unerwarteter Seite, wenn sie in Bedrängnis gerät.


Wer mit den Arbeiten Hayao Miyazakis vertraut ist („Prinzessin Mononoke“, „Das Schloss im Himmel“, „Chihiros Reise ins Zauberland“ und so weiter), weiß, dass er auch „Nausicaä“ nicht auf eine Stufe mit den üblichen, auf bestimmte Alters- und Interessengruppen ausgerichtete Mangas stellen darf. Das Publikum, das den Künstler als Zeichner und Regisseur schätzt, ist wesentlich breiter angelegt.

Hayao Miyazakis Protagonisten sind wie so oft Kinder beziehungsweise Jugendliche, welche im Gegensatz zu den Erwachsen, deren Denken und Handeln festgelegten Strukturen folgt, noch offen für alles Neue und flexibel sind. Mit Mut und Tatkraft gehen sie den Dingen auf den Grund und sind bemüht, ihre Erkenntnisse zum Nutzen ihrer Mitmenschen einzusetzen.
Aus diesem Grund überrascht Nausikaä sowohl ihre Freunde als auch ihre Feinde immer wieder und kann so mancher Falle oder Gefangenschaft entkommen. Ihr Verhalten ist ein Appell an den Leser, sich von eingefahrenen Verhaltensmustern zu lösen, das Neue kennenzulernen und altruistisch zu handeln: Das Wohl aller ist auch das eigene Wohl. Gemeinsam erreicht man so viel mehr.

Der Mangaka erzählt diese Geschichte in eindringlichen, realistischen Bildern. Superdeformierte Abbildungen oder andere Arten der Übertreibung sucht man hier dankenswerterweise vergebens. Die detailreichen Zeichnungen, bei denen bloß wenig Rasterfolie zum Einsatz kam, kommen dank des größeren Formats des Bandes sehr gut zur Geltung. Dieses wünscht man sich auch für viele andere Manga-Titel, bei denen man mitunter die winzigen Buchstaben in den Sprechblasen kaum noch entziffern kann und bei denen nicht selten sogar die Ränder abgeschnitten wurden.

„Nausikaä aus dem Tal der Winde“ zählt eigentlich mehr zu den Gekiga und spricht auch das reifere Publikum an sowie jene, die eher zum frankobelgischen Comic greifen. Gerade Letzteren darf man raten, einen Blick auf die Vielfalt an Mangas zu werfen, denn längst gibt es Titel, die nicht an die Kiddies adressiert sind und stilistisch auch die Ansprüche der Fans europäischer und amerikanischer Comics erfüllen - wie diese siebenbändige Saga.