Death Experience 2: Der himmlische Friedhof (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 30. Oktober 2015 09:23
Death Experience 2
Der himmlische Friedhof
(Expérience Mort: Cimetière céleste)
Idee: Denis Bajram
Idee, Szenario & Dialoge: Valérie Mangin
Storyboard & Zeichnungen: Jean-Michel Ponzio
Übersetzung: Harald Sachse
Splitter, 2015, Hardcover, 56 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-95839-028-7
Von Frank Drehmel
An Bord der „Horus-Ra“, dem Schiff, auf dem die Crew um die Milliardärin Katlyn Fork durch eine Art interdimensionale Zwischenwelt reist, während das High-Tech-Gefährt physisch stationär in seiner Forschungsbasis nahe Houston ruhend von einem Team von Wissenschaftlern überwacht wird, beginnt ein Kampf ums Überleben, weil die Energieversorgung an Bord zusammengebrochen ist und nicht mehr genug Restenergie vorhanden ist, um die Systeme neu zu starten und ihrer aller Kältetod in einem Reich jenseits des menschlichen Verstandes zu verhindern.
Ausgerechnet der junge, draufgängerische Pilot Buzz hat im letzten Moment eine Idee, die sie rettet, sein Standing innerhalb der Gruppe ändert sich aufgrund seiner großen Klappe jedoch dadurch nicht. Sei es, wie es sei, Buzz’ Selbstbewusstsein tut das keinen Abbruch.
Sie setzen ihre surreale Reise fort und gelangen an einen Ort, an dem nicht nur gigantische, ephemere Engel auf sie zu warten scheinen, sondern an dem sie auch von Visionen erfüllt werden, Visionen des Glücks, des Verlustes, der Liebe, der Schuld, Visionen, die ihre Wurzeln in ihrer Vergangenheit haben. Jeder der Reisenden erlebt etwas anderes, eine religiöse Offenbarung, fundamentale Erkenntnisse über die Struktur des Universums und des Todes oder die eigene Bedeutung beziehungsweise Bedeutungslosigkeit.
Und dann zeigen die Überwachungsgeräte außerhalb des Schiffes den Tod aller im inneren an. Doch dieser Tod ist erst der Anfang, denn die Reisenden haben etwas in Gang gesetzt, das den Lauf der Welt für immer verändern wird.
Nach einem eher konventionellen, actionorientierten Beginn und einer nicht ganz plausiblen Lösung eines gravierenden Problems, findet die Geschichte zu alter Stärke zurück und stellt erneut die Figuren, ihre Interaktionen, ihre Psychologie in den Vordergrund. Dabei kommt der Autor zwar nicht gänzlich ohne Stereotype und Klischees aus, vermag aber dennoch einige originelle Aspekte zu entwickeln - insbesondere in der Figur Pater Georges Theillards, aber auch der des Chefingenieurs Levy - und große existenzielle Fragen zumindest anzureißen. Ein grandioses, offenes Ende, das zu Spekulationen Anlass gibt, rundet die atmosphärisch und dialogisch dichte Geschichte ab.
Herausragend ist auch diesmal das gleichermaßen hochrealistische und extreme feine wie düstere Artwork Ponzios, das nicht zuletzt dank der lebendigen, natürlichen und markanten Figuren und des authentisch wirkenden Ambientes erneut eine bedrückende Intensität aufweist, die den Leser geradezu fesselt.
Fazit: Existenzielle Fragen, eine feine Figuren-Psychologie, Action und eine Portion Horror gepaart mit Mystery sowie ein beeindruckend düster-realistisches Artwork machen die Serie im Allgemeinen und dieses zweite Album im Besonderen zu einem echten Highlight.