Andrea Tillmanns: Fünf Wege zum Grauen - Unheimliche Erzählungen (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 29. Oktober 2015 08:14
Andrea Tillmanns
Fünf Wege zum Grauen - Unheimliche Erzählungen
2015, Taschenbuch, 202 Seiten, 9,95 EUR (auch als eBook erhältlich)
Von Irene Salzmann
„Fünf Wege zum Grauen“ sind fünf „unheimliche Erzählungen“ aus der Feder von Andrea Tillmanns. Vier von ihnen sind bereits 2012 bei Chichili Agency unter dem Titel „Ziemlich böse Nachtgeschichten“ erschienen und nun mit einer zusätzlichen Story („In den tiefsten Tönen“) als Taschenbuch beziehungsweise bei Amazon erhältlich.
„Jagd durch die Nacht“:
Als Schülerinnen hatten sich Marie und Christine nicht viel zu sagen, und daran hat sich auch nichts geändert, als sie sich nach Jahren zufällig begegnen. Dennoch besuchen sie gemeinsam die angesagte Disco im Ort. Christine fällt auf, dass einige der jungen Männer ein besonderes Schmuckstück tragen. Das Symbol glaubt sie zu kennen. Als Marie beim Barkeeper nachhakt, schreckt sie prompt eine Gruppe Vampire auf, die sogleich die Jagd eröffnen, um die beiden Frauen zum Schweigen zu bringen.
„Im Reich der Dunkelheit“:
Zwei Studenten wollen einer mysteriösen Zeitungsmeldung nachgehen, laut derer ein Bauer gefährliche Riesenbiber gesehen haben will. Als der untertunnelte Boden des Feldes unter Dirk und Anja nachgibt, sitzen sie in der Falle, denn die Grube ist zu steil zum Herausklettern. Schon bald verdeutlichen unheimliche Geräusche, dass die beiden nicht allein sind. Notgedrungen wagen sie die gefährliche Suche nach einem Ausgang, mitten durch eine Population bizarrer Wesen.
„In den tiefsten Tönen“:
Ein Tenorflötist kauft auf einem Mittelaltermarkt eine wunderbar gearbeitete Blockflöte. Der Händler kann ihm zwar keine Auskunft geben, woher das Instrument stammt, gibt ihm aber eine seltsame Warnung mit: Er solle die Flöte nicht unterblasen, bevor sie eingespielt ist. Was für ein Blödsinn, man kann nur überblasen! Die Freude an dem neuen Instrument ist groß, denn sie spielt hervorragend. Bei einem Konzert in einer Kirche jedoch fordert der Pfarrer den Musiker auf, eine andere Flöte zu nehmen oder die Kirche zu verlassen. Verärgert gehorcht der junge Mann und beginnt später, mit dem Instrument zu experimentieren. Er findet heraus, was Unterblasen bedeutet - mit fatalen Folgen.
„Das Labyrinth im Wald“:
Eine Wanderung durch die Eifel soll für die Freunde Claudia, Michael, Anke und Tobi zum Horrortrip werden. Als sie die geplante Route verlassen und dem Wegweiser zu einem Labyrinth folgen, scheint sich ihr Wagemut zu rächen: Das Labyrinth will sie nicht mehr freigeben.
„Geisterstunde“:
Eine Mutprobe veranlasst Laura und Markus, in einem Hotel zu übernachten, in dem es spuken soll. Prompt stellen sich die Geister in der Nacht ein und jagen das Paar durch das Haus. Alle Eingänge sind verriegelt, alle Fenster vergittert. Mit viel Glück können sie dem Spuk, der sie in eine bestimmte Richtung dirigieren will, entkommen, aber nur um am nächsten Morgen das wahre Grauen kennenzulernen.
Routiniert spult Andrea Tillmanns ihr spannendes Horror-Garn ab. Zwar kommt sie ohne unnötiges Blutvergießen aus und setzt weitgehend auf das subtile Grauen, aber spannend und gruselig sind alle Erzählung ausnahmslos. Das liegt daran, dass von einer harmlosen Alltagssituation ausgegangen wird, auf die erste unheimliche Andeutungen folgen, sodass der Leser ahnt, dass die Protagonisten gleich in eine schier ausweglose Lage geraten werden, und das tritt natürlich ein. Sehr schön zieht sie den Spannungsbogen bis zu diesem ersten Höhepunkt und dann noch weiter zum Kampf gegen das Unheimliche beziehungsweise der Flucht vor dem Übel, was nicht in jedem Fall gut ausgeht.
Genauso wie der Horror durchdacht aufgebaut wurde, werden auch die Mittel in Nebensätzen eingeführt, die vielleicht die Rettung bringen. Die Charaktere, alles ganz normale Menschen, müssen ihren ganzen Mut zusammennehmen, improvisieren und mit viel Fantasie nach einem Ausweg suchen. Man sorgt sich mit ihnen und hat Anteil an ihrem Schicksal.
Die Geschichten sind ruhig und flüssig erzählt, sodass man schnell hineinfindet und das Buch erst aus der Hand legen möchte, wenn die letzte Seite umgeblättert wurde.
„Fünf Wege zum Grauen“ ist eine Sammlung packender Storys für die Freunde des subtilen Horrors. Kurzweilige Unterhaltung ist garantiert.