Trinity Blood - Collector’s Edition (DVD)

Trinity Blood - Collector’s Edition 
J 2005

Von Christel Scheja

Nach der elfteiligen Light-Novel-Reihe „Trinity Blood“, die Sunao Yoshida und Thores Shibamoto in den Jahren 1999 bis 2004 verfassten und illustrierten, entstand nicht nur eine gleichnamige, noch heute laufende Manga-Serie, sondern im Jahr 2005 auch ein 24teiliger Anime, der schon ein Jahr später von OVA Films veröffentlicht wurde und später auch auf dem Bezahlsender Animax ausgestrahlt wurde.

 

Mehr als neunhundert Jahre sind seit dem letzten Weltkrieg vergangen und mehr als vierhundert, als ein außerirdisches Raumschiff gelandet ist, in denen die Erde ihr Antlitz vollständig gewandelt hat. Die Menschen sind in eine Epoche des einfachen Lebens zurückgekehrt und schauen nicht länger zu den Sternen auf, denn sie haben auf der Welt genug mit sich und ihren Feinden zu tun.

Das alte Europa wird gleich von drei Mächten kontrolliert, die sich argwöhnisch gegenüber stehen. Das ist einmal die Regierung der Menschen, die zu retten versuchen, was zu retten ist, dann der Vatikan, der sich als Machtzentrale mit überlegener Technik herauskristallisiert hat. Den Sterblichen stehen die langlebigen „Methusaleah“, gegenüber, einer Art Vampire, die zwar einmal menschlich waren, aber durch einen ihnen eingesetzten Virus besondere Kräfte erlangt haben und bis zu dreihundert Jahre alt werden können. Allerdings müssen sie für ihr Überleben menschliches Blut zu sich nehmen.

Sie sind die Nachkommen jener Marskolonisten, die mit dem Raumschiff zur Erde zurückkehrten. Einige aus der damaligen Besatzung leben sogar immer noch, diejenigen, denen Nanomaschinen eingesetzt wurden, die man gemeinhin „Kresnik“ nennt und die ihrerseits gelegentlich Vampirblut zu sich nehmen müssen.

Vater Abel Nightroad hat keine Erinnerung mehr an seine Vergangenheit, aber er ist ein Kresnik, der in den Diensten des Vatikans steht und immer wieder Jagd auf die Blutsauger machen muss, die von ihrem „New Human Empire“ und dessen Hauptstadt Byzanz immer wieder Vorstöße in den Machtbereich der Menschen wagen. Er wurde von der AX rekrutiert, die die Vampire unter Kontrolle zu halten versucht. Und bisher hat er seine Aufgaben auch sehr pflichtbewusst erfüllt. Das ändert sich allerdings, als er der Nonne Ester Blanchett in Istvan, dem früheren Budapest, das Leben rettet und sie mit nach Rom nimmt. Durch diese Tat setzt er Entwicklungen in Gang, die nicht nur die Welt erschüttern werden, sondern dem ungeschickten Priester auch nach und nach enthüllen werden, was und wer er eigentlich in Wirklichkeit ist. Denn Feinde, die ähnliche Geheimnisse wie er mit sich herum tragen, treten nun auf den Plan, wie etwa Kain Nightroad, ein Mitglied des Ordens der Rosenkreuzer…


„Trinity Blood“ entstand zu einer Zeit, in der der Vampir-Hype auch Japan erreichte und so natürlich allerlei Geschichten über die Blutsauger entstanden, einige mehr auf den Geschmack der Action-Fans ausgerichtet, andere wieder die romantische Seite betonend. Die 24teilige Anime-Saga gehört zu der ersten Variante und versteht sich in erster Linie als Abenteuer vor einer opulenten gothischen Kulisse, in der auch genügend Science-Fiction- und Steampunk-Elemente zu finden sind - ein typischer Genre-Mix also.

Die Serie erzählt zudem einen sehr alten Konflikt, nicht umsonst heißen zwei der Figuren Kain und Abel; sie agieren in genau der Konstellation zueinander, wie man es aus der Bibel kennt. Abel ist nicht umsonst so naiv und ungeschickt, jemand, der kein Wässerchen trüben könnte. Kain dagegen scheint nur aus Wut zusammengebacken zu sein.

Natürlich spielen auch größere Konflikte eine Rolle. Wie immer geht es um die Macht - Menschen, Vatikan und Vampire belauern sich im Zustand des Kalten Krieges und versuchen einander, wann immer sie können, den Garaus zu machen. Intrigen nehmen ihren Lauf, um die Machtkonstellation zu verschieben, zahlreiche Nebenfiguren agieren im Hintergrund, um die Handlung voranzutreiben und den Helden immer wieder vor neue Herausforderungen zu stellen.

Wie so oft ist er auch nicht allein, die junge Nonne Esther ist ebenfalls mehr, als sie glaubte zu sein und bekommt durch die Akzeptanz ihres Erbes und ihrer Bestimmung eine neue Bedeutung. Und nicht zuletzt bezieht die Geschichte ihre Spannung durch die Aufdeckung der Geheimnisse, die Menthusaleh und Kresniks betreffen. Beide sind enger miteinander verbunden als vermutet - und die Spuren führen zu einem bestimmten Punkt in der Geschichte zurück.

Pathos spielt eine nicht unerhebliche Rolle, denn die Handlung erlaubt sich immer wieder große Gesten, unterlegt von den entsprechenden Chören; getragene Musik und weite Kulissen lassen gerade das Setting pompös wirken. Gerade die Atmosphäre prägt sich ein, fühlt man sich doch gleich in eine Welt zurückversetzt, in der Prunk- und Machtentfaltung, weite schwingende Roben aus kostbaren Stoffen und opulente Kopfbedeckungen und Frisuren einfach dazu gehörten, Technik den Anschein von Magie macht und Vampire deshalb nichts Unnatürliches sind. Fans gothischen Horrors werden jedenfalls ihren Spaß an den vielen Klischees und Zitaten auf das Genre haben, denn die Macher gehen in die Vollen, was sich in ansehnlichen Kulissen und stimmungsvollen Lichteffekten widerspiegelt.

Daher verkommt die Geschichte nicht nur zu einem reinen Action-Gewitter. Manche Folgen kommen sogar ohne Kämpfe aus, so dass man dieser auch nicht schnell überdrüssig wird. Die Intrigen bekommen den Raum, den sie brauchen, um sich zu entwickeln. Zudem wird die Geschichte immer wieder durch humorvolle Momente aufgelockert, für die vor allem der tollpatschige Held verantwortlich ist, der mehr als einmal ins Fettnäpfchen tritt.

Die Figuren erhalten auch ein wenig Profil, erfährt man doch nach und nach immer mehr von ihren Geheimnissen und der Vergangenheit. Kleine aber feine Rückblenden und Hinweise ergeben in den letzten Folgen ein rundes Bild.

Alles in allem kann sich die Saga deshalb auch sehen lassen, sie ist nicht nur ein Kunstwerk, das den Augen durch viele detailreiche Kulissen schmeichelt und in einer intensiven Atmosphäre schwelgt, sondern auch durchaus eine gut durchdachte Geschichte bietet, bei der Zuschauer gerne am Ball bleiben.

Bild, Ton und Animation sind auf der Höhe der damaligen Zeit, auch die Aufmachung im schön gestalteten Digipack kann sich sehen lassen. Als Extras sind eine Postkarte, ein Aufkleber und ein interessantes Booklet beigefügt.

Die Collector’s Edition von „Trinity Blood“ lohnt sich für alle Fans epischer Geschichten um Blutsauger, die eine spannende und actionreiche Handlung vor einer opulenten Kulisse mögen, aber auch nicht davor zurückschrecken, dass es manchmal arg pathetisch zugeht und die Macher alle Klischees auffahren, die mit dem Genre in irgendeiner Form verbunden ist. Belohnt wird der Zuschauer jedenfalls immer durch schöne Bilder, epische Musik und eine Handlung, die mehr als nur wildes Kräftemessen bietet.


DVD-Facts:
Bild: k.A.
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, deutsch dts 5.1, englisch Dolby Digital 5.1, japanisch dts 5.1
Untertitel: deutsch