Carry Ryan & John Parke Davis: Die phantastische Suche nach der Überallkarte (Buch)

Carry Ryan & John Parke Davis
Die phantastische Suche nach der Überallkarte
Die Weltensegler 1
(The Map to Everywhere, 2014)
Übersetzung: Wolfram Ströhle
Titelbildgestaltung Frauke Schneider
Sauerländer, 2015, Hardcover, 480 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-7373-5106-5 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Heute sind Carry Ryan und John Parke Davis ein Ehepaar. 2004 lernten sie sich im Jurastudium kennen und unterstützten sich schon früh beim Schreiben. Irgendwann fingen sie damit an, gemeinsam Bücher zu verfassen. In Deutschland erschienen bereits „The Forest – Wald der tausend Augen“ und dessen zwei Folgebände, nun startet eine neue Serie bei Sauerländer: „Die Weltensegler“. Der erste Band, „Die phantastische Suche nach der Überallkarte“, ist nun erschienen.

Marill ist ein ganz normales Mädchen aus dem ländlichen Arizona, das ihre Finger allerdings auch einmal gerne in Sachen steckt, die sie nichts angehen. Das hat sie ganz offensichtlich von ihren Eltern geerbt, zwei reiselustigen Archäologen. Deshalb will sie der Sache auch auf den Grund gehen, als plötzlich ein archaisches Piratenschiff mitten auf dem Parkplatz eines verlassenen Einkaufszentrums erscheint. Da sie ohnehin mit einer üblen Nachricht aus dem Mund ihrer Eltern fertigwerden muss, hält sie es nicht einfach für eine dumme optische Täuschung, sondern klettert an Bord. Und ehe sie sich versieht, ist sie nicht mehr unter der prallen Sonne und im Wüstenklima ihrer Heimat, sondern mitten auf hoher See.

Gefangen zwischen raubeinigen aber gutherzigen Piratten (kein Tippfehler!), muss sie nun lernen, sich erst einmal zurecht- und dann einen Weg nach Hause zu finden. Glücklicherweise findet sie in Fin, dem Meisterdieb aus Kaznot Quay, schon bald einen sehr guten Freund. Der hadert mit seiner eigentlich sehr vorteilhaften Gabe, dass ihn jeder schnell vergisst, wenn er ihn aus den Augen verliert. Gemeinsam machen sie sich mit der Besatzung des Schiffes schließlich auf die Suche nach der „Überallkarte“, die es auch ermöglicht, durch die Welten zu reisen, und erleben phantastische, magische Abenteuer auf See und an Land, die es in sich haben.

Carrie Ryan und John Parke Davis wenden sich in ihrer neuen Saga um „Die Weltensegler“ an ein etwas jüngeres Publikum als bei ihrer Trilogie um den „Wald der 1000 Augen“. Schon in „Die phantastische Suche nach der Überallkarte“ wird sehr deutlich, dass sich hier vor junge Leser und Leserinnen ab etwa zehn Jahren angesprochen fühlen sollen, die vor allem nach einem spannenden magischen Abenteuer suchen.

Dementsprechend sind auch die Figuren angelegt. Da ist einmal der freche und mutige junge Dieb, der über sein Leben eigentlich nicht klagen kann, weil es immer spannend und interessant bleibt, er Strafe nicht fürchten muss. Dann aber hadert er doch damit, dass ihn seine besondere Fähigkeit auch die Freundschaften und Beziehungen nimmt, die ihm wichtig sind, so dass er letztendlich immer allein ist.

Marrill ist auf ihre Art und Weise eine Außenseiterin, da sie nicht wie normale Mädchen aufgewachsen ist. Durch das Leben mit ihren reiselustigen Eltern ist sie gut darauf vorbereitet, sich dem Abenteuer zu stellen und agiert daher sehr aktiv, obwohl sie auf der anderen Seite natürlich auch starke Sehnsucht nach zu Hause hat. Zu Fin entwickelt sich eine enge Freundschaft, die aber noch nicht allzu sehr von romantischer Schwärmerei durchzogen ist.

Interessanterweise nehmen sich die Autoren sehr viel Zeit, die Szenarien zu beschreiben, die wichtigen Nebenfiguren bleiben allerdings – was ihr Aussehen betrifft – eher rätselhaft. Ansonsten ist alles dabei, was ein solches Buch spannend macht: gefährliche Kraken und Fische, die das Schiff immer wieder angreifen, ein geheimnisvoller Dschungel der zum Leben erwacht und Flora, die sich die beiden Helden einverleiben will, als die sie auf dem Weg zu einem versunkenen Ort sind, an dem weitere Teile der Überallkarte liegen.

Heraus kommt schließlich ein kunterbuntes Sammelsurium an Episoden, die locker durch den roten Faden verbunden sind und in einem leichten und lockeren Ton mit einem guten Schuss Humor erzählt werden.

Alles in allem dürfte „Die phantastische Suche nach der Überallkarte“ all den jungen Lesern gefallen, die großen Spaß an spannenden und abenteuerlichen Geschichten in fremden Welten haben und noch nicht allzu sehr auf Romantik setzten, sondern mehr auf das phantastische Abenteuer.