Homo Sapiens 404 Band 1: Die Verlorenen, Claudia Kern (Buch)

Homo Sapiens 404 Band 1
Die Verlorenen
Claudia Kern
Titelillustration von Martin Frei
Cross Cult, 2015, Taschenbuch, 520 Seiten EUR, 16,00, ISBN 978-3-86425-449-9 (auch als einzelne eBooks erhältlich)

Von Christel Scheja

Claudia Kern ist schon lange in der phantastischen Szene aktiv. Mit ihren Kritiken und Kolumnen begeisterte sie die Fans, verfasste viele Heftromane für die Serien „Maddrax“ und „Professor Zamorra“, veröffentlichte aber auch in den letzten Jahren Einiges an Romanen. Nun veröffentlicht Cross Cult ihre bisher nur als eBook-Serie im Rohde Verlag erschienene Saga „Homo Sapiens 404“ auch als Taschenbuch. Im ersten Sammelband, „Die Verlorenen“, sind die ersten sechs Teile zu finden.

In einer nicht allzu fernen Zukunft haben Aliens die Erde besucht und den Menschen geholfen, den Sprung zu den Sternen zu schaffen. Allerdings brach etwa zur gleichen Zeit auch ein Virus aus, der sich als gefährlicher und tödlicher erwies als Ebola und HIV zusammen. Er verwandelt die Befallenen in Zombies, die ihrerseits wieder andere Menschen angreifen und verändern. Woher er stammt, weiß niemand. Vielleicht haben ihn irgendwelche Wissenschaftler in geheimen Laboren entwickelt, vielleicht aber auch die sogenannten Jockeys mit aus dem All gebracht.

Als diese der Epidemie gewahr werden, greifen sie ein und riegeln das Sonnensystem ab. Nun sind die Menschen auf sich gestellt und müssen versuchen, des Problems Herr zu werden. Einige versuchen aber einfach nur so gut wie möglich, über die Runden zu kommen, so wie die Crew des Frachtschiffs „Mishima“, die havarierte Schiffe aufbringt und wie Piraten ausplündert.

Eines Tages entdecken sie die im Raum treibende „T. S. Eliot“, ein besonders großes Postschiff, und glauben den Jackpott geknackt zu haben. Doch kaum betreten sie den verlassenen Frachter, erleben sie eine Überraschung nach der anderen und die wenigsten davon sind wirklich angenehm…

Man merkt schon den episodenhaften Aufbau der Geschichte. Jeder Teil, jedes eBook, endet mit einem kleinen Höhepunkt oder Cliffhanger, der rote Faden wird dadurch gewahrt, dass die Geschichte mit immer neuen Andeutungen und Hinweisen immer mehr vom Hintergrund enthüllt. Denn am Anfang werden die Leser gleich ins kalte Wasser gestoßen und wissen erst einmal gar nicht, was sie erwartet. Die einzigen Fixpunkte bleiben für sie John Auckland und seine Crew aus Originalen, von denen nicht wenige ihre eigene Agenda haben.

Durch die unterschiedlichen Figuren ist Abwechslung gewahrt – denn jeder reagiert auf die Zombies anders, jeder hat seine Stärken und Schwächen, die er entsprechend einsetzt. Nach und nach lernt man einige von ihnen auch besser kennen, da Rückblenden einen Blick auf ihre Vergangenheit erlauben. Dazu kommt eine düstere Atmosphäre, wie man sie aus Filmen und Serien wie „Firefly“, „Battlestar Galactica“, „Total Recall“ oder auch „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ kennt. An Stelle der Monster treten hier klassische Zombies, die nicht nur für Action sorgen, sondern auch immer wieder gerne als Kanonenfutter dienen.

Im ersten Sammelband werden die Weichen für die weitere Saga gestellt. Man merkt deutlich, dass weitaus weniger Fragen beantwortet als neu gestellt werden. Die Figuren und das Setting werden erst einmal in Ruhe vorgestellt, und auch wenn es kleine Höhepunkte gibt: wirklich bahnbrechende Dinge geschehen noch nicht. Alles in allem ist die Saga aber sehr spannend aufbereitet und bietet alles, was das Herz begeht, wenn man auf Zombies im All und moderne Pop-Kultur steht, denn auch die kommt immer wieder augenzwinkernd zum Zuge.

„Die Verlorenen“ bietet den interessanten Auftakt von „Homo-Sapiens 404“, einer Serie, die im eBook bereits über zwanzig Folgen umfasst. Actionreiche und unterhaltsame Science Fiction trifft hier auf Zombies und andere Horrorgestalten und scheut sich nicht, immer wieder andere Werke augenzwinkernd zu zitieren oder Klischees auf die Schippe zu nehmen. Wer diesen spannenden und manchmal recht schrägen Genre-Mix mag, der wird jedenfalls nicht enttäuscht.