James Bond 18: Eisbrecher, John Gardner (Buch)

James Bond 18
Eisbrecher
John Gardner
(James Bond: Icebreaker, 1983)
Übersetzung aus dem Englischen von Stephanie Pannen und Anika Klüver
Titelbild von Michael Gilette
Cross Cult, 2015, Taschenbuch, 358 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86425-454-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Das Szenario von „Eisbrecher“ mag heute seltsam erscheinen, aber im Jahr 1983 war der Kalte Krieg und die Aufteilung der Welt in zwei Machtblöcke noch ein ernstes Thema, West wie Ost belauerten sich, eine Zusammenarbeit wie in diesem Falle war fast undenkbar. So spielt der Roman mit einem interessanten Szenario.

Terroranschläge in der ganzen Welt lassen die Geheimdienste aufhorchten. Denn immer wieder sorgen Männer und Frauen durch gewalttätige Akte oder Selbstmord-Attentate dafür, dass sich die politische Situation in Krisengebieten noch verschärft. Immer wieder erklärt sich das Oberkommando der „Nationalsozialistischen Aktionsarmee“ (NSAA) für die Angriffe verantwortlich. Die benutzten Waffen stammen allerdings zweifelsfrei aus der UdSSR, so dass man sich die Frage stellt, wer ihnen die verkauft hat – die Kommunisten selbst oder andere?

James Bond ahnt von all dem noch nichts, da er gerade das jährliche Aktivitäts-Training bei den Special Forces ableisten muss, und sich deshalb in Finnland aufhält. Doch als er während des Besuchs bei einer alten Freundin eine unangenehme Überraschung erlebt, wird auch er in die Sache miteinbezogen.

Noch einmal kehrt er nach Finnland zurück, um nach Spuren der faschistischen Zelle zu suchen, die von Skandinavien aus operiert, nicht ahnend, dass er sich schon bald mit Agenten des KGB und Mossad herumschlagen muss, die er nicht richtig einschätzen kann. Er weiß nur so viel: Unter dem Kreis, mit dem er zu tun hat, befindet sich ein Verräter. Aber wer könnte es sein?

Der KGB war schon immer so eine Sache für James Bond… gerade Ian Fleming selbst hat die Russen gerade in den ersten Roman zum gängigen Feindbild gemacht und ist erst später zu verbrecherischen, überstaatlichen Organisationen umgeschwenkt, zu Leuten, die nicht das Geschick der Welt bestimmen.

Auch hier spielt Gardner mit Vergangenheit und Gegenwart. Obwohl auch hier der Kalte Krieg immer noch allgegenwärtig ist, wirken Bond und seine Kollegen viel entspannter im Umgang miteinander, zumal sie auch wesentlich lebendiger gezeichnet werden. Die wahren Bösen sind natürlich die Alt-Nazis und ihre Erben, aber auch hier arbeitet der Autor bereits mit leichten Grautönen und sorgt dafür, dass bis zum Ende nicht wirklich klar ist, wer jetzt zu den Guten und wer zu den Bösen gehört. Ansonsten konzentriert er sich in diesem Roman mehr auf die knallharte Action. Bond darf sich nicht nur durch eine lebensfeindliche Umgebung kämpfen, er wird auch wieder einmal an die Grenzen seiner Kraft getrieben und ist auf die Hilfe anderer angewiesen. Das unterscheidet ihn deutlich vom Film-Bond, der gewisse Situationen viel problemloser überstanden hat. Die Geschichte diesmal ziemlich überschaubar und bleibt nur spannend, weil so viel passiert, ansonsten hätte sie ihre Längen, weil zu viel vorherzusehen ist.

Alles in allem erweist sich „Eisbrecher“ als solides „James Bond“-Abenteuer, in dem der Geheimagent wieder einmal mit alten Feinden zusammenarbeiten muss, um eine Bedrohung auszuschalten. Glücklicherweise bleibt er auch diesmal dabei ein Mensch mit Schwächen und Grenzen, verwandelt sich nicht an der falschen Stelle in einen Superhelden.