America’s got Powers 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 16. April 2015 09:31
Jonathan Ross
America’s got Powers 1
(America’s got Powers 1-3, 2012)
Aus dem Amerikanischen von Claudia Fliege
Titelillustration und Zeichnungen von Bryan Hitch
Panini, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 104 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-95798-300-8
Von Christel Scheja
Kann die Welt überhaupt damit umgehen, wenn eine bestimmte Gruppe von Menschen plötzlich und mehr oder weniger über Nacht Superkräfte erlangt? Und wenn ja, was passiert dann mit den „Auserwählten“, die seit ihrer Geburt damit geschlagen sind und nichts anderes kennen? Dieser Frage gehen Jonathan Ross und Bryan Hitch in ihrer Serie „America’s got Powers“ nach, dessen ersten Band mit den Heften 1-3 Panini nun vorlegt.
Vor siebzehn Jahren erstrahlte nur für wenige Augenblicke ein Kristall über San Francisco. Alle Frauen, die schwanger waren, brachten daraufhin ihr Kind schmerz- und komplikationsfrei zur Welt, egal wie weit sie waren. Und dieser Nachwuchs besaß von Anfang an besondere Gaben. Zunächst schien das kein Problem zu sein und wurde nur neugierig beobachtet. Dann aber zeigte sich, dass viele Kinder mit ihren Kräften nicht wirklich umgehen konnten, oder sie dazu benutzten, um ihre Ziele durchzusetzen – sprich, Straftaten begingen.
In dem Moment griff die Regierung hart durch. Sie internierte die auffälligen Kinder auf Alcatraz, andere wurden weiter im Auge behalten. Und man schuf eine Arena für sie. Dort sollten sich die Jugendlichen im Kampf messen. Nur die besten würden die Ehre erhalten, in das offizielle und von der Regierung anerkannte Superheldenteam aufgenommen zu werden, und damit ein Auskommen fürs Leben zu haben.
Damit schlug man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe, finanzierten die Fernseh- und Werberechte doch alles. Und das System sorgte dafür, dass die jungen Leute gar nicht mehr auf die Idee kamen, Ärger zu machen.
Doch eines der Kinder, der ebenfalls siebzehnjährige Tommy Watts, gibt den Wissenschaftlern noch immer Rätsel auf. Er scheint, obwohl im Licht des Kristalls geboren, ohne Gaben zu sein, zumindest haben sich diese noch nicht gezeigt. Doch dann geschieht etwas, das seine Stellung als „Zero“ grundlegend ändert.
„America’s got Powers“ nimmt sich Zeit. So dienen die ersten drei Hefte dazu, um in die Welt einzuführen und die wichtigsten Personen einzuführen – angefangen mit Tommy Watts, der unter den Kindern eine besondere Stellung einnimmt, weil er bisher ohne Gabe zu sein scheint. Das hat ihn zu einem verlachten Außenseiter gemacht, ihm aber auch die Gelegenheit gegeben, alles aus der Distanz zu betrachten.
Denn so strahlend und schön, wie die Medien die Arena und die Kämpfe der Jugendlichen darstellen, ist die Realität nicht. Es geht darum, deren Kräfte auszuloten und sie zu beschäftigen. Dafür nimmt man auch Tote und Verkrüppelte in Kauf. Und die Regierung hat längst ihren Nutzen aus der ganzen Sache geschlagen. Nach und nach zeigen sich damit immer mehr dunkle Seiten des Superheldentums, ausgelöst durch die natürliche Angst der Mächtigen unter den Menschen, irgendwann nicht mehr an der Spitze der Nahrungskette zu stehen.
Tommy Watts ist daher der Joker; der Junge, der die Entwicklungen mit Skepsis betrachtet und eine Mutter besitzt, die zu ihm steht und dabei hilft, wachsam zu bleiben – und der Einzige, dessen Kräfte bisher noch nicht eingeschätzt werden konnten. Und so muss er sich nicht wundern, dass beim ersten Aufflammen seines Potentials plötzlich alle da sind.
Die Serie stellt bislang letztendlich erst einmal nur die Weichen für das eigentliche Abenteuer. Damit es aber nicht zu langweilig und textlastig wird, kommen natürlich noch jede Menge Kämpfe zwischen den Jugendlichen dazu, um zu zeigen, was eigentlich Sache ist.
Zeichnungen und Farben sind in Ordnung – sie spiegeln die Dynamik der Superhelden-Comics wider, bieten aber auch viele kleine aber feine Details, die es zu entdecken gilt.
Damit wird „America’s got Powers“ zu einem Superhelden-Comic der anderen Art. Die Künstler schaffen ein realistisches Szenario mit all seinen Schattenseiten und erlauben sich dabei auch noch einen ordentlichen Schuss Zynismus gegenüber den Medien, für die Shows wie die im Comic erfundene, gar nicht einmal mehr so unbekannt sind. Auf der anderen Seite bieten sie aber auch genügend Action für Fans und einen sympathischen Helden, der gleich Interesse weckt, weil er dem Leser so ähnlich zu sein scheint.