Joe Lansdale: Das Dixie-Desaster – Ein Hap & Leonard-Roman (Buch)

Joe Lansdale
Das Dixie-Desaster
Ein Hap & Leonard-Roman
(Vanilla Ride)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Heide Franck
Golkonda, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 280 Seiten, 16,90 EUR, ISBN 978-3-944720-65-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Wenn man solche Freunde hat, wie Hap und Leonard, dann braucht man wahrlich keine Feinde. Nein, ganz so schlimm ist es nun auch nicht, aber als der Ex-Bulle Marvin sie bittet, seine Enkelin, die ins Drogenmilieu abgerutscht ist, nach Hause zu holen, denken sie sich zunächst nichts Böses. Sie fahren zu dem Trailer, in dem der Loser, den sich die junge Dame da angelacht hat, zusammen mit seiner Gang haust, nehmen den Möchtegern-Dealer und seine Freunde auseinander, und schleppen die bekiffte Dame zu ihrem Opa. Als dummer Einfall erweist sich die Idee, die kleinen Tütchen mit dem weißen Pulver, die sie im Schlafzimmer vorfinden, den Klo herunterzuspülen.

Kurz darauf haben sie ein paar wirklich angepisste Dealer an den Hacken, ein Shootout später sind diese tot, sie selbst im rosafarbenen Hotel von Uncle Sam untergebracht. Als die Tür aufgeht und ein schmieriger FBI-Agent ihnen einen wahrlich unwiderstehlichen Vorschlag unterbreitet ahnen sie, dass es schlimmer werden wird.

Eigentlich sollen sie ja nur den Sohnemann eines Kronzeugen, der danach gegen die Dixie-Mafia aussagen will und das von diesem gestohlene Geld zurückholen, doch schon auf dem Weg treffen sie auf Profikiller – und das ist beileibe noch nicht das Ende der Fahnenstange oder der blauen Bohnen, die ihnen ein ums andere Mal um die Ohren fliegen…

Es ist schon erstaunlich, dass die sogenannten Großverlage an den Hap & Leonard-Romanen aus Feder des Texaners Joe Lansdale so ignorant vorbeigegangen sind. Nachdem diese nun verfilmt werden sollen, dürften die selig Schlummernden in ihren Redaktionsstuben langsam aufwachen, doch da hat sich Golkonda die Rechte schon lange gesichert. Früher bei Shayol, jetzt bei Golkonda, erscheinen die Romane um das schlagkräftige Paar in Erstveröffentlichungen beziehungsweise durchgesehen Neuauflagen.

Inhaltlich weiß der Leser, was auf ihn zukommt. Jede Menge Gewalt, ein wenig dreckiger Sex, dazu super-coole Sprüche gemixt mit immer wieder pointiert eingestreuten Lebensweisheiten. Und Lansdale weiß, warum er seine Romane im heimatlichen Süden der USA ansiedelt. Das Setting atmet Realität; die Welt der Südstaaten-Rednecks in ihren Trailer-Parks, der überall und erstaunlicherweise von beiden Seiten verbohrt verfolgte Rassismus, die Verarmung weiter Teile der Bevölkerung die in einem Kreislauf aus mangelnder Bildung, geringem Einkommen und Verrohung gefangen ist wirkt erschreckend real und spiegelt die Wirklichkeit breiter Bevölkerungskreise gerade in den Südstaaten wider.

So mischt sich packende Action mit einer deutlichen Gesellschaftskritik, rast die Handlung von einem Höhepunkt zum Nächsten und wird der Leser bestens unterhalten. Lesen!