Edward Lee & John Pelan: Goon (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 03. März 2015 13:41
Edward Lee & John Pelan
Goon
(Goon)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Patrick Baumann
Festa, 2014, Paperback, 156 Seiten, 12,80 EUR (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Einst war Felander einer der gefeierten Helden des nordamerikanischen Wrestlings. Bei der World Wrestling Federation (WWF) verdiente er im Zirkus mehr als eine halbe Millionen netto im Jahr, dann verletzte er sich am Knie. Seitdem managt er einige Ligen tiefer bei der Deep South Wrestling Conference (DSWC) die Kämpfer. Doch seit einigen Monaten ist es still geworden um den einstigen Liebling der Massen. Er hat seine Schützlinge für einen neuen Heel fallenlassen, einen Giganten des Rings, wohl der Beste, der jemals zwischen den Seilen aufgetreten ist. Warum Goon aber den Weg ins Rampenlicht scheut, ist allen in der Szene ein Rätsel.
Goon, der Schläge einstecken kann die andere in Leichenschauhaus bringen, hat ein Geheimnis – ein Geheimnis, das mit abgeschnittenen Händen und Füßen und entfernte Zähnen und Augen zu tun hat... Detective Straker und die Journalistin Melinda Pierce machen sich auf die Suche nach dem Täter, dessen Überreste mit dem Tourplan der DSWF übereinstimmen – wobei auf den Cop so einige handfeste Überraschungen der besonderen Art warten – auch und insbesondere, weil er sich sexuell zu seiner Partnerin außerordentlich hingezogen fühlt; da kann doch nicht alles mit rechten Dingen zugehen...?
Zum zweite Mal fanden die beiden Autoren Edward Lee und John Pelan zusammen, um uns ihr ganz eigenes Garn der besonders deftigen Art zu präsentieren. Es geht um Serienkiller und um den Wrestling-Zirkus, von dessen Popularität man sich bei uns kaum ein Bild machen kann. Da ziehen ganze Familien Woche für Woche, Monat um Monat ihren Helden, in denen sie moderne Gladiatoren sehen, hinterher, wohlwissend, dass die Kämpfe abgesprochen und getürkt sind. Das ist ein Millionen-Dollar-Business, das neben den NASCAR-Rennen insbesondere bei den Rednecks Kultstatus hat.
Verbunden haben die beiden Autoren diese uns so fremde Kulisse mit Serienkillern, Groupies beiderlei Geschlechts und einer Handlung, die erst ganz im Finale übernatürliche Züge annimmt. Bis dahin steht der unappetitliche Akt, das vulgäre Spiel mit diesem und die Gewalt im Vordergrund.
Das ist zwar insgesamt etwas ermüdend, da sich Vieles nur leicht abgewandelt wiederholt, wird aber die Fans insbesondere von Edward Lee nicht enttäuschen. Zwar hat er weit bessere, weil treffender charakterisierende Romane verfasst, hat auch schon provokanter die Grenzen des Geschmacks weit überschritten, doch auch in diesem frühen Werk findet der Fan bereits die typischen Ingredienzien Lees. Seit dem ElsterCon wissen wir ja, dass Lee der bestverkaufte Autor im Festa-„Stall“ ist, so dass die Verwertung auch früher Romane durchaus nachvollziehbar erscheint.
So ist dies einmal mehr ein Roman, der mit extremen Sex-Schilderungen provoziert, dies mit der Kulisse des Wrestling-Zirkus verbindet und dem Fan ein paar kurzweilige Stunden abseits des Alltags verspricht.