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Christian Lange: Die ægyptische Maschine (Buch)

Christian Lange
Die ægyptische Maschine
Titelbild: Oliver Graute
Feder & Schwert, 2018, Taschenbuch, 354 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86762-335-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Willkommen zurück in der Welt aus Eis & Dampf. Lassen Sie uns zunächst die geopolitische Situation rekapitulieren: Drei große Machtblöcke stehen sich misstrauisch gegenüber. Die Franzosen, die mit und durch ihre Kolonien in Afrika und Fernost Reichtum und Macht an sich gerissen haben, das Russische Reich und das der Friesen.

Ængland dagegen ist ein armes Land, das nach wie vor unter der Heimsuchung durch das Eis und die damit verbundene Not gezeichnet ist.

Ausgerechnet hier aber wird am meisten geforscht. Professor Clockworth-Merenge experimentiert mit der Übertragung des Ichs von einem Menschen auf den anderen. Und dies, auch dank der besonderen Gaben seiner Assistentin Eve Bailiff, recht erfolgreich. Als eine Botschaft aus dem fernen Ægypten den Professor erreicht, fängt Eve das Schreiben ab und begibt sich mit dem Friesen Hauke gen Süden.

Im Reich der Pharaonen hat sich der Vizekönig mit alten Überlieferungen und Magie beschäftigt. Und er stieß dabei auf eine Erfindung, eine Maschine, die mittels schwarzen Bernsteins den Geist eines Menschen in einen anderen Bernstein transferieren kann. Mit Hilfe Eves will er nun seinen Traum vom ewigen Leben wahr machen und den alten Pharaonen und sich selbst neue, junge Körper geben, auf dass das alte Reich von neuem Glanz erfüllt wird.

 

Steampunk war und ist in Deutschland leider keine Erfolgsgeschichte. Während derartige Erzählungen bei unseren westlichen Nachbarn und auch im angloamerikanischen Sprachraum eine feste Fan-Gemeinde hinter sich versammeln, haben sich die Großverlage bei uns schon seit Jahren vom Sub-Genre abgewandt.

In die Bresche sprangen einmal mehr die Kleinverlage - allen voran Feder & Schwert, der gar eine eigene Steampunk-Reihe sein Eigen nennt.

Nach längerer Zeit ist mit vorliegendem Roman wieder ein neues Buch erschienen.

Auch wenn der verlagsseitige Waschzettel wenig mit dem tatsächlichen Inhalt des Buchs zu tun hat - der dort als aktiv ins Geschehen eingreifende Professor kommt im Werk nur als letztlich unwichtige Randfigur zu Beginn der Handlung vor -, präsentiert uns Christian Lange eine interessante Mischung aus Steampunk, Ägyptologie und den Eis- & Dampf-Besonderheiten.

Natürlich dürfen hier Luftschiffe ebensowenig fehlen wie künstlich verbesserte Menschen, Agenten und Journalisten geben sich die Tür in die Hand, es geht durch Geheimgänge und in magische Reiche - für Faszination und Spannung ist also gesorgt.

Auch wenn der Autor uns sein Ægypten nur recht rudimentär vorstellt, wuchert er natürlich mit den Überbleibseln des Alten wie Neuen Reiches.

Allerdings übertreibt er es mit den Verwicklungen ein wenig, je näher wir dem großen Finale kommen. Was zunächst klar strukturiert ist, das wirkt später dann hektisch, ja verwirrend auf den Leser. Figuren werden unmotiviert gedreht, frühere zentrale Gestalten treten plötzlich ab, andere rücken in den Vordergrund, ohne dass dies wirklich zwingend oder in sich logisch wäre.

So bleibt ein zwiespältiges Gefühl: Einerseits hat uns der Autor bis kurz vor dem Ende des Romans bestens unterhalten, hat Anspielungen und Ideen eingestreut, andererseits ist das Ende nicht wirklich überzeugend ausgestaltet.