Green Arrow Megaband 4: Wolfsblut (Comic)

Green Arrow Megaband 4
Wolfsblut
(Convergence Speed Force 2 (II), Green Arrow (Vol. 5) 41-52, Green Arrow Annual 1, 2015/2016)
Text: Benjamin Percy
Titelbild: Szymon Kudranski
Zeichnungen. Federico Dallocchio, Fabrizio Fiorentino u.a.
Übersetzung: Jörg Fassbender
Panini, 2016, Paperback, 324 Seiten, 28,00 EUR

Rezension von Elmar Huber

In diesem vierten Megaband der „Green Arrow“-Serie von 2011, die von Jeff Lemire begonnen wurde, übernimmt Benjamin Percy die Geschicke des grünen Bogenschützen. Einen Namen hat sich Percy mit den Horror-Romanen „Roter Mond“ und „Wölfe der Nacht“ gemacht, inzwischen dürfte er allerdings als Comi-Autor sogar noch bekannter sein („Nightwing“, „James Bond“, „Wolverine“). Die Vorliebe für Horror-Szenarien trägt er auch in die „Green Arrow“-Geschichten, was dem Helden gar nicht so schlecht zu Gesicht steht.

 

Nach einem kurzen, zwar atmosphärischen, doch deplatziert wirkenden Selbstfindungstrip (ein „Convergence“-Tie-in) befindet sich Oliver Queen zurück in Seattle, wo plötzlich Menschen aus heiterem Himmel in die Lüfte entführt werden. Eine verrückte Wahrsagerin faselt von mörderischen Nachtvögeln, und die Stadtregierung legt ein neuartiges Überwachungsprogramm auf, das zu Unruhen auf den Straßen führt.


Hier werden wieder soziale Gesichtspunkte eingebunden, was auf positive Art an den Helden der Arbeiterklasse erinnert, der Green Arrow in den 70ern war. Ein Umstand, der die Serie nach den rauschhaften Kapriolen von Jeff Lemire und Andrea Sorrentino wieder deutlich erdet; ein realistisches Story-Fundament, in das plötzlich Horror-Elemente Einzug halten.

Nach den geheimnisvollen Nachtvögeln bekommt es der Bogenschütze noch mit Voodoo, Werwölfen und Vampiren zu tun, doch serviert Benjamin Percy alles andere als klassische Vertreter dieser Spezies. Zwischenzeitlich wird Green Arrow sogar selbst zu einem Werwolf, was man mit Fug und Recht als Metapher für Drogensucht lesen kann. Oliver Queen hat nämlich gar kein Bedürfnis, auf diese Fähigkeiten zu verzichten, die ihm sein neuer Zustand ermöglicht. Das kann man durchaus als Höhepunkt der insgesamt stimmigen und interessanten Charakter-Entwicklung bezeichnen, die sich jenseits langweiliger Schwarzweiß-Zeichnung bewegt. Pluspunkte erhält auch das Zusammenspiel von Oliver Queen mit seiner Halbschwester Emiko, die als Red Arrow unterwegs ist.

Die einzelnen kleineren Storybögen sind jeweils von verschiedenen namhaften Zeichnern, unter anderem Szymon Kudransky, realisiert, was keinesfalls ein Nachteil ist. So hat jede Story einen eigenen visuellen Stil.

„Green Arrow“ goes horror mit Ecken und Kanten. Ein gelungener Megaband, in dem der Held gar nicht so strahlend ist.