Die Dresden Files 2: Schlachtruf (Comic)

Die Dresden Files 2
Schlachtruf
(Jim Butcher’s The Dresden Files: War Cry 1-5)
Autoren: Jim Butcher & Mark Powers
Zeichnungen: Carlos Gomez
Übersetzung: Joachim Körber
Panini, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-95798-241-4

Von Frank Drehmel

Mit den „Dresden Files“ („Die dunklen Fälle des Harry Dresden“, dt. bei Feder&Schwert ) schuf der US-amerikanische Autor Jim Butcher eine Urban-Fantasy-Serie, die es mittlerweile auf 15 Romane gebracht hat, und deren Hauptprotagonist, Harry Blackstone Copperfield Dresden, sich als Magier und Detektiv im Chicago des 21. Jahrhunderts mit diversen dunklen Kreaturen und Mächten rumschlagen muss.

Dass eine solchermaßen erfolgreiche Roman-Reihe oftmals Blüten in anderen Medien – Comic, TV, Game – treibt, ist ein Auswuchs eines auf pekuniäre Optimierung angelegten Systems. Dass diese Blüten nicht immer schön und wohlgeraten sein müssen, belegt der vorliegende Sammelband.

Der Rote Hof hat den Weißen Rat quasi ausgelöscht; die paar Glücklichen unter den Magiern, die den Massakern entkommen konnten, sind nun bestrebt, ein Heer gleichermaßen neuer wie unerfahrener Wächter anzuheben, um die Waagschale im Krieg gegen den Kreaturen der Dunkelheit doch noch zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

Harry Dresden ist zwar alles andere als unerfahren, doch war er bisher im Zweifel eher eine Persona non grata aus Sicht des Weißen Rats beziehungsweise seine Beziehung zu den „Kollegen“ war eher ambivalenter Natur. Dennoch bittet man aus der blanken Not heraus auch ihn um Unterstützung und erteilt ihm gleich einen ersten Auftrag: Zusammen mit einigen neuen Rekruten soll er in Montezuma/Iowa eine Gruppe von Unterstützern und Gelehrten – die sogenannten Venatori Umbrorum – vor einem verheerenden Angriff des Roten Hofs schützen.

Gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen die vier Wächter das einsam gelegene Haus, in dem die Venatori Zuflucht gefunden haben. Mit der untergehenden Sonne greifen die Vampire Baron Bravosas das isolierte Exil an. Trotz der mächtigen Magie Dresdens und seiner Mitstreiter sowie einiger Feuerwaffen größeren Ausmaßes, wird die Lage für die Eingeschlossenen zunehmend brenzlig. Und dann stellt sich heraus, dass die Venatori im Keller ein monströses Geheimnis hüten, das ihnen allen den Tod bringen kann und gegen das die Vampire wie verspielte Kinder wirken.

Obwohl ich die Harry-Dresden-Romane mag – zumindest die Handvoll, die ich gelesen habe –, fällt es mir schwer, etwas Nicht-Negatives über das vorliegende Tradepaperback zu sagen. Nach reiflicher Überlegung fiel mir dann ein und auf: Stjepan Sejics Original-Cover sind ganz nett… zwar keine Jubelanlässe, aber immerhin noch guter Durchschnitt. Für Story und Gomez-Artwork lässt sich Entsprechendes guten Gewissens leider nicht konstatieren. Ein einziger, endloser, dramaturgisch langweiliger, zäh erzählter und weitgehend im kontextlosen Raum schwebender Kampf von gesichtslosen, vollkommen beliebig wirkenden Möchtegernhelden auf der einen und einer uniformen Masse von Vampiren mit der taktischen Intelligenz von Schnittbrötchen oder -Star Wars-Stormtroopers – immerhin schmeißen letztere nicht mit Wackersteinen, um ein Haus zum Einsturz zu bringen (wohlgemerkt, wir befinden uns im 21. Jahrhundert, da sind Steine, Schwerter oder einfach nur Klauen als Waffen natürlich naheliegend, jedenfalls wenn man in den Reihen des Bösen steht) – auf der andere Seite.

So dünn die Handlung, so unerfreulich das eher grobe Artwork. Zunächst: Die Inszenierung der Action, die Dynamik der Bilder mit ihren Perspektiven und Perspektivwechseln, mit ihrer cineastischen Panel-Gestaltung ist tadellos. Bedauerlicherweise sind die Figuren selbst visuell strunzlangweilig, einförmig und emotionslos und leider entgleiten Gomez immer wieder Proportionen und Mimiken – und nein, das ist kein Stilmittel, das ist Desinteresse an der Arbeit –, sodass die gesamte Action gleichsam ins Leere (oder Ärgerliche) läuft, was weniger schlimm wäre, wenn der Autor jenseits dieser Action irgendetwas Interessantes – und sei es nur ein lustiger Schwank aus Dresdens Jugend – zu erzählen hätte.

Fazit: Dumpfeste, lächerliche Dumpfbacken-Action und ein Artwork, bei dem Proportionen und Physiognomien dem Zeichner ein ums andere Mal entgleiten, machen diesen Sammelband zu einer Empfehlung für… niemanden, nicht einmal für bekennende „ Die Dresden Files“-Fans.