Fables 23: Camelot (Comic)

Bill Willingham
Fables 23
Camelot
(Fables 130-140, 2013/2014)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration von Joao Ruas
Zeichnungen von Mark Buckingham, Steve Leialoha, Russ Brown u.a.
Panini, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 252 Seiten, 24,99 EUR, ISBN 978-3-95798-250-6

Von Christel Scheja

„Camelot“ fasst das Ziel des 23. „Fables“-Bandes gut zusammen, denn erneut ist die Welt der Märchenfiguren durch einen Schicksalsschlag erschüttert worden. Bigby Wolf, der große Held und Beschützer von Fabletown, ist nicht mehr, hat sein Leben durch die Intrigen von Prinz Brandish verloren. Nun sucht Rose Red nach einer neuen Hoffnung und kommt auf die Idee, eine neue Tafelrunde ins Leben zu rufen.

Snow White hat den Mörder ihres Mannes durch einen gezielten Stoß ins Herz gerichtet, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sie im Moment weder Augen noch Ohren für die Belange Fabletowns hat. Stattdessen achtet sie sehr genau auf ihre Kinder, genießt die Anwesenheit ihrer nach Hause zurückgekehrten und doch stark veränderten Tochter Therese und sucht nach den Überresten ihres in Glas verwandelten und zersplitterten Mannes, denn sie gibt die Hoffnung nicht auf, dass Bigby eines Tages zu ihr zurückkehren könnte.

In der Zwischenzeit sieht Rose Red die aufkommenden Probleme in der Gesellschaft der Fables und erkennt, dass diese ein Ziel, eine Richtung brauchen, wenn sie überleben wollen. Nach einiger Überlegung findet sie endlich eine Möglichkeit, die Energie der Helden neu auszurichten. Sie brauchen eine Aufgabe – und was könnte besser dazu geeignet sein als eine Tafelrunde nach dem Vorbild von Arthur? Mit Kämpfern die ohne Furcht und Tadel gegen das Böse kämpfen werden, um die Unschuldigen zu beschützen.

Sie ruft die Fables zusammen, um ihre Idee zu verkünden und mit dem Aufbau der Tafel zu beginnen, ohne zu ahnen, dass bereits jetzt hinter den Kulissen Intrigen und Ärger gewähnt werden, die ihren Traum eines Tages zu Fall bringen könnten.

Für ein Problem sorgt sie sogar selbst, stellt sie sich doch gegen ihre Schwester Snow White. Denn sie will Prinz Brandish, der im wahrsten Sinne des Wortes ein herzloser Bastard ist, noch eine zweite Chance geben, als dieser wieder zum Leben erwacht ist… etwas, was diese auf keinen Fall zulassen will.

Auch diese Ausgabe schließt direkt an die vorhergehenden Bände an und führt den dramatischen Handlungsbogen um Snow White und ihre Familie weiter, auch wenn es zunächst nicht danach aussieht. Immerhin kommt auch die schon für längere Zeit eher in den Hintergrund gerückte Rose Red wieder ins Spiel, die wie ihre Schwester genau weiß, was sie will. Prinz Brandish wird ausgerechnet der Keil, der sich zwischen sie und ihre Schwester treibt, so dass man gespannt darauf sein dürfte, wie sich die Gnade der einen Schwester auf das Verhalten der anderen und die Beziehung zwischen beiden auswirken wird.

Ähnlich interessant sind die Entwicklungen im Hintergrund, gibt es doch durchaus noch Personen, die auch schon den Untergang der ersten Tafelrunde miterlebt haben und auch jetzt schon wieder Ansätze dafür sehen, dass es dieser ähnlich ergehen kann. Zudem haben auch andere illustre Personen ihr Pulver noch nicht so ganz verschossen, wie etwa Gepetto. Vermutlich darf man auch von Prinz Brandish noch so einiges erwarten. Auch der Charakter von Snow White erhält weitere überraschende Facetten, erzählt sie doch einer ihrer Töchter ein paar Dinge aus der Vergangenheit, die sonst niemand zu wissen scheint.

Alles in allem legt die Geschichte einen Zahn zu, und auch wenn die Handlung auf den ersten Blick nicht besonders tiefgründig erscheint, sind doch viele Seiten auch der Suche nach den geeigneten Rittern gewidmet. Aber gerade die kleinen Entwicklungen am Rande sind es, die der Saga Tiefe geben.

Mehr denn je macht es Spaß, die geschickt ineinander verwobene Geschichte zu verfolgen, die schon Einiges an Aufmerksamkeit fordert, denn sie wartet auch diesmal wieder mit so einigen Überraschungen auf und stellt Weichen für die Zukunft.

Auch das Artwork bleibt auf hohem Niveau und versucht, die besondere Atmosphäre der Serie wiederzugeben, was ihm trotz einiger kleinerer stilistischer Ausrutscher sehr gut gelingt.

„Camelot“ ist wieder eine gelungene Graphic Novel aus der „Fables“-Reihe, die überzeugend beweist, dass auch Fantasy-Geschichten mit Märchenfiguren spannende, vielschichtige und vor allem erwachsene Erzählungen präsentieren können, ohne dabei jemals unglaubwürdig, albern oder kindisch zu wirken.