Michael Schmidt (Hrsg.): Zwielicht Classic 3 (Buch)

Michael Schmidt (Hrsg.)
Zwielicht Classic 3
Titelillustration von Lothar Bauer
2013, Paperback, 166 Seiten, 9,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Bereits zum dritten Mal rief Michael Schmidt bildlich gesprochen und unterschiedlichste Autoren stellen ihm ihre Geschichten aus den Jahren 2003 bis 2012 zur Veröffentlichung zu Verfügung. Wie in den beiden ersten Teilen des ursprünglich nur eine Veröffentlichung im Bereich des ePublishing vorgesehenen Magazins hat sich der Herausgeber inhaltlich in keinster Weise beschränkt; veröffentlicht wird, was den stilistischen Ansprüchen genügt und inhaltlich überzeugt. So erwarten elf Geschichten den Leser, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, die aber alle das auszeichnet, was wirklich gute Storys mit sich bringen; eine interessante Idee und ein unerwarteter Abschluss.

Zu Beginn begegnen wir in Max Lüthkes „Zombies anner Esso-Tanke“ einer Gruppe wandelnder Toter, die nicht nur ihren Hunger stillen, sondern auch auf der Suche nach einer Bildungseinrichtung sind.

Ralph Doege stellt uns einen jungen Mann aus dem Leipzig der 30er Jahre vor. Im Salon seiner Angebeteten treffen sich die Honoratioren der Stadt, aber auch Besucher von außerhalb. Neben einem unbedeutenden österreichischen Maler namens Hitler gastiert auch ein Magicker namens A. Crowley dort, dessen Einfluss unser etwas gehemmte Mann unterliegt…

Andreas Flögel stellt uns in „Monster“ Eltern vor, die ihr Kind genetisch haben aufrüsten lassen. Als sie die fälligen Raten dafür nicht mehr bezahlen können, droht ihnen, ihr Kind weggenommen zu werden – wenn sie nicht…

Regina Schleheck berichtet uns in „Bäumer strahlt“ von einem Waisenjungen, der angesichts eines Feuerwerks zu sich selbst findet – wie seine Peiniger leidvoll erfahren müssen.

Marcus Richter stellt uns in „Unbefleckte Empfängnis“ ein Mädchen vor, das nach dem Einmarsch der Roten Armee vermeintlich von einem der Russen vergewaltigt wurde. Während sie auf die Niederkunft wartet, bemerkt sie, dass in dem Lazarett um sie herum gar Merkwürdiges vor sich geht. Als sie ihre Leibesfrucht erstmals angelegt bekommt, ahnt sie, dass sie kein menschliches Baby zur Welt gebracht hat…

In Achim Hildebrands „Lycantropulus“ begegnet uns ein Bibliothekar, der auf der Suche nach seiner animalischen Seite ist. Als er den Trank, der ihn zu einem Werwesen macht, einnimmt, entpuppt er sich allerdings als…

Malte S. Sembten teilt in „H“ seine ganz eigene, moderne Vision des Fegefeuers mit dem Leser – wie auch ein Lehrer, der eine Schülerin geschwängert hat leidvoll erfahren muss.

In Andreas Schumachers „Die Akte Hotzel“ findet ein Patient der geschlossenen Psychiatrie ein Tamagotchi – ein Spielzeug, oder doch mehr?

Markus Saxer erzählt uns in „Das unvollendete Gemälde“ von einem Kurgast, der im Hotel einem Bild verfällt – mit drastischen, tödlichen Folgen.

Walter Diociaiutis „Progressive Selbsthypnose“ stellt uns einen Patienten vor, der von seiner Frau verlassen in die Schizophrenie flüchtet – mit dramatischen Folgen für seine Haushälterin.

Michael Schmidt schließlich beendet den Reigen der Erzählungen mit „Maria“. Er berichtet uns von einem Werwolf, der von der Liebe zu einer menschlichen Frau gezähmt wird – und sich entscheiden muss, ob er weiter auf den Wegen des Wolfs oder denen des Menschen und der Liebe gehen soll…

Ein Interview des Herausgebers mit Malte S. Sembten schließt diese Ausgabe dann würdig ab.